Insbesondere im Rheinland kann man kaum noch abwarten bis, am 28. Februar mit Weiberfastnacht, endlich der alljährliche Karneval beginnt. Bis zum 6. März wird sich dann verkleidet, „gebützt“, auf Prunksitzungen amüsiert und Kamelle geworfen, was das Zeug hält. Derartige Feierrituale sind nicht nur hierzulande ein Highlight, sondern locken weltweit tausende begeisterte Karnevalisten an. Was es in anderen Ländern mit diesem Brauch auf sich hat und wie man ihn feiert, dem sind die Reiseexperten von seeker ), dem smarten Reiseassistenten, auf den Grund gegangen.
Venedig:
Ab dem 23. Februar ist es wieder an der Zeit, die venezianischen Masken auszuführen. Die Verkleidung geht auf die alte Tradition zurück, in der zum Karneval ein Maskenball sowie zahlreiche Aufführungen in der Oper stattfanden. Zu diesem kulturellen Hochgenuss gesellten sich allerdings auch Bräuche, die weitaus weniger ansprechend waren wie zum Beispiel der Eierwurf: Die Männer entschieden über die Attraktivität der Frauen, indem sie die weniger schönen mit Eiern bewarfen. Eine derartige Schmach fand nicht lange Zustimmung, sodass im Jahr 1797 sämtliche Feierlichkeiten verboten wurden. Erst 1970 ließ man im Rahmen privater Kostümpartys den Karneval wieder aufleben. Diese haben sich bis heute in ein pompöses Verkleidungsfest verwandelt, bei dem das entsprechende Outfit zu einem so wichtigen Bestandteil geworden ist, dass der Karneval inzwischen eher einer venezianischen Fashion Week gleicht.
Rio de Janeiro:
So farbenfrohe wie auch knappe Kostüme, Sambarhythmen sowie große Feierfreude stehen für das größte, farbenprächtigste Fest der Welt. Doch bis dahin war es ein langer Weg. Im Jahr 1840 beging man mit Polka und Walzer den brasilianischen Karneval. Inzwischen ist die Party fest in der Hand der hiesigen Sambaschulen, die abgestimmt auf ein Thema ihren Festwagen dekorieren, Kostüme schneidern und eine entsprechende Choreografie entwickeln. Am Karnevalssonntag und -montag präsentieren dann jeweils zwischen 3.000 und 5.000 Teilnehmer der sechs Sambaschulen ihren Karnevalsauftritt, wofür sie exakt 82 Minuten Zeit haben – Zeitüber- und -unterschreitungen führen zu Punktabzügen. Am Aschermittwoch geht es dann an die Siegeskundgebung, die von einem riesigen Feuerwerk flankiert gebührend gefeiert wird.
Binche:
Wem das belgische Örtchen Binche als Karnevalshochburg bisher noch nichts gesagt hat, sollte zwischen dem 3. und 6. März einen Abstecher dorthin unternehmen, um der von der UNESCO sogar als „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ anerkannten Veranstaltung beizuwohnen. Im Mittelpunkt stehen die sogenannten Gilles, die zu den schillerndste Karnevalsfiguren Europas gehören. Durch die mit Straußenfedern geschmückten Hüte fallen sie einem bei dem großen Karnevalsumzug direkt ins Auge. Weitaus weniger prunkvoll sind hingegen die typischen Holzschuhe. Diese belgische Karnevalstradition soll auf das 14. Jahrhundert zurückgehen, als Maria von Ungarn ihren Bruder Karl V und seinen Sohn Philipp II von Spanien empfing. Als Zeichen des Respekts entschieden sich die Hofdamen für Inka-Verkleidungen, angelehnt an die Entdeckungen von Francisco Pizzaro in Peru. Damit war der Grundstein für die Kostümierung der Gilles gelegt.
Teneriffa:
Weder in Deutschland noch in Venedig kann man sich mit dem weltweit zweitgrößten Karnevalsfest rühmen. Diesen Titel beansprucht man nämlich auf Teneriffa für sich. Ähnlich wie in Rio spielen auch hier die Sambagruppen eine große Rolle. Daneben sorgen historische Wagen bei dem großen „Corso“ – dem Karnevalsumzug – für Abwechslung. Den Abschied des bunten Treibens und auch gleichzeitig den feierlichen Höhepunkt bildet die Verbrennung der Sardine. Der aus Pappmaché bestehende riesige Fische wird durch die Straßen getragen und anschließend unter Wehklagen bestattet. Ganz plötzlich verwandelt sich dann die „Trauergemeinde“ in ein heiteres Partyvolk, das sich seinen „Frust“ von der Seele tanzt.
New Orleans:
Wer kein Freund von Freizügigkeit ist, sollte an „Mardi Gras“ (Faschingsdienstag) einen Bogen um die Stadt im amerikanischen Louisiana machen. Bei den Paraden werden farbige Ketten mit Kunstperlen von den Festwagen geworfen, die man gegen intime Einblicke eintauschen kann. Diese „Tradition“ hat den Feierlichkeiten den inoffiziellen Beinamen „International Show your Boobies Day“ eingebracht. Als die Franzosen die Karnevalstradition dort etablierten, war davon allerdings noch keine Rede. Zu Beginn standen der Maskenball sowie prunkvoll geschmückte Paradewagen im Vordergrund, die mit lautem Getöse durch die Straßen zogen.
„Karneval ist nicht gleich Karneval. Wer dem deutschen Karneval nicht viel abgewinnen kann, hat zum Beispiel in Rio oder auf Teneriffa Gelegenheit, bei sommerlichen Temperaturen das feierliche Treiben zu verfolgen und kann sich durch die ausgelassene Stimmung und beeindruckenden Kostümierungen zum Mitfeiern anstecken lassen“, sagt Dr. Klaus D. Mapara, Geschäftsführer der seeker GmbH.