Da liegt Sie – die Insel des ewigen Frühlings. Schon der Anflug auf Madeira ist atemberaubend und spektakulär. In einem aufregenden Linksbogen schwebt das Flugzeug über die tiefblauen Wellen des Atlantiks, plötzlich ein Schwenk nach rechts, die kantigen, schroffen Felsen sind zum Greifen nahe und schon tangieren die Räder der Maschine die Landebahn.
Bem vindo – Willkommen auf der vulkanischen „Blumeninsel“, mitten im Atlantik. Madeira: 22km breit, 57 km lang, gelegen auf demselben Breitengrad wie Casablanca und ca. 900 km vom portugiesischen Mutterland entfernt.
Archipel Madeira
Der Archipel Madeira besteht aus neun verhältnismäßig dicht beieinanderliegenden Schwesterinseln, von denen aber mit Madeira und Porto Sonto nur zwei bewohnt sind sowie der weit 230 km in Richtung Teneriffa abgelegenen unbewohnten Illhas Selvagens. Ihren Namen als „Blumeninsel“ wird Madeira auf den ersten Blick gerecht. Vor etwa 200 Jahren begann man, heimische und aus der ganzen Welt zusammengetragene Blumen und Pflanzen systematisch in Parks, botanischen Gärten und an Straßen-und Wegesrändern anzupflanzen. Fast 800 verschiedene heimische und mehr als 500 eingeführte Blumen-und Pflanzenarten gibt es auf dem Eiland. Dank des ganzjährigen milden Klimas blüht es auf der Insel zu jeder Jahreszeit. In dieser subtropischen grünen Klimazone wachsen z.B. auf den angelegten steilen Terrassenfeldern im Süden der Insel Wein bzw. Bananen sowie eine Fülle anderer exotischer Früchte. In den wildromantischen Bergen und auf den Plateaus dagegen duften wilde Kräuter und Blüten in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Madeiras Stolz ist die blau blühende Nationalblüte Strelitzie, die eigentlich aus Südafrika stammt und erst Mitte des 19.Jahrhunderts importiert wurde.
Der ewige Frühling auf Madeira- nein, er ist keine Legende. Aber mild heißt nicht immer auch unbedingt edler Sonnenschein. Auf dem höchsten verwitterten Lavagipfel, dem Pico Ruivo (1862m), liegen die Temperaturen stets deutlich unter denen an den zerklüfteten Meeresrändern. Oft pfeift dann auf den Höhen und den nördlichen Landzungen ein kalter Wind. Dabei regnen sich die nassen Passatwolken an der Nordseite ab, gefährlich dicke Nebelschwaden versperren einem die Sicht, gleichzeitig kann dann auf der Südseite die Sonne scheinen und es dabei das schönste Wetter geben. Somit ist Madeira ein Archipel voller Gegensätze: ein starker Regenschauer setzt ein- doch kurz danach scheint die Sonne wieder am wolkenlosen Himmel.
Madeiras Naturzauber hat viele Facetten und ist deshalb auch ein Paradies für Wanderer. Schmale Pfade führen Wanderer in die wilde Natur. Sie verlaufen entlang der sogenannten
„Levadas“ (Wasserkanäle), die Madeira wie steinerne Adern mit lebenswichtigem Wasser versorgen. Schon im 15. Jahrhundert, als die Portugiesen Madeira in Besitz nahmen, schlugen sie enge Wasserkanäle in dem Felsen, um das wertvolle Regenwasser aus den feuchten Höhlen und kleinen Quellen auf Ihre Zuckerrohrfelder zu leiten. Der Begriff „Levada“ kommt aus dem portugiesischen“levar“, was so viel wie „führen“ oder „bringen“ bedeutet. Diese künstlichen Wasserläufe umfassen heute ein ca. 2500 km langes Bewässerungssystems.
Zahlreiche Wanderer auf Madeira profitieren heute davon und entdecken täglich die wunderbareren Naturseiten der Insel. Hohe, feuchte Felswände, daran die jeweiligen Lavadas, die manchmal durch kleine Tunnel verlaufen, daneben schmale Pfade mit teilweise atemberaubenden Ausblicken auf eine überwältigende einzigartige Natur: es riecht z.B. nach feuchtem Moos, Eukalyptus, wildem Oregano und Zedernnadeln. Baumriese strecken ihre knorrigen Äste über die Wege wie in einem Märchenwald, zu dem PKWs keinen Zugang haben.
Ob Wandern, Surfen, Tauchen, Klettern, Drachenfliegen, Canyoing oder Mountainbike- sportlich ist hier alles machbar. Man findet sogar teilweise feine goldgelbe Sandstrände- allerding mit marokkanischen Sand künstlich aufgefüllt-wie in Calheta, kann traditionell in Funchal über Kieselstrände oder schwarzen Sand baden gehen oder die zahlreichen Lavapools wie z.B. in Porto Moniz nutzen.
Die Highlights auf Madeira lassen sich am besten mit dem Mietwagen erkunden: Ein Muss: Die Metropole Funchal. Die ca. 110.00 Einwohner zählenden Hauptstadt Funchal an der sonnenverwöhnten Südküste steigt einem Amphitheater ähnlich die sattgrünen Hänge empor. Ihr Mix aus kolonialem Charme, britisch angehauchtem Flair, seinen fantastischen botanischen Gärten hoch oben im Wallfahrtsort Monte und eine reizvolle Altstadt, mit wunderschönen verwinkelten, pittoresken Gassen und kleinen Plätzen, sorgt für ein einzigartiges Ambiente. Ein Rundgang zum Rathaus und zur berühmten Jesuitenkirche gibt einen tiefen Einblick in die Geschichte Funchals. Nicht zu vergessen die historische Markthalle mit dem Farbenmeer vieler tropischer Früchte, Blumen und Gemüsesorten. Höhepunkt in der sehenswerten Fischhalle ist der berühmte schwarze Degenfisch „Espada“.
Dann die Fahrt in den beeindruckenden Westen der Insel. Unbedingt einen Fotostopp einlegen mit einer atemberaubenden Aussicht vom Cabo Girao – Europas höchster Steilküste- mit Blick auf Funchal und seinem Hafen bzw. das Umland. Die Fahrt geht weiter über die Hochebene Paul da Serra in das zentrale Bergland mit phantastischen Gebirgspanoramen, nach dem malerischen Ort San Vicente, entlang der alten Küstenstrasse über den pittoresken Ort Santana mit seinen bunt bemalt und mit Stroh gedeckten „Madeira-Häuschen“ hin zu den beliebten Badeort Porto Moniz mit seinen herrlichen Natur Pools an der steinigen Nordküste. Über Calheta mit seinem großen Yachthafen, der alten Zuckerfabrik und die aufgeschütteten hellen Sandstrände geht die Fahrt weiter über Ponta des Sol. Sehenswert hier sind die terrassierten Bananenfelder und die Villa Passos des amerikanischen Schriftstellers John Dos Passos („Manhattan Transfer“). Über den Künstlerort Ribeira Brava mit seinem sehenswerten historischen Stadtkern geht es dann weiter zu dem berühmten Fischerdorf Camara de Lobos an der Südküste. Der einladende Hafen- und Fischerviertel mit seinen vielen kleinen Fischrestaurants und Bars prägen das Stadtbild dieses zweitgrößten Ortes auf Madeira. Von hier aus erreicht man dann wieder das ca. 20km entfernte Funchal.
Ein Geheimtipp für den Ausgang von Wandertouren oder Rundreisen ist das Hotel Jardim Atlantico in Prazeres. Diese Hotels liegt im Südwesten von Madeira, mitten in der Natur, in einer traumhafteren Lage über dem Atlantik, mit einem spektakulären und einem unvergesslichen Blick über die Terrassenfelder auf das azurblaue Meer. Eine Oase der Ruhe, ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber, jenseits von jeglicher Zivilisation. Das Hotel verfügt über geräumige Zimmer, Bungalow und Apartments, alle mit Meeresblick und Balkon und sind komfortabel eingerichtet. Ein Tagesausflug lässt sich am besten zu den kulinarischen Angeboten des Hauses mit einem edlen Tropfen des „Vinho da Madeira“ beenden.
Madeira ist ein Erlebnis- Was diese Insel so sehenswert macht und einen verzaubert, ist ihre landschaftliche Vielfalt, ihre einzigartige Vegetation und ihre warmherzigen und aufgeschlossenen Menschen und nicht zu vergessen die bodenständige madeirische Küche.
Autor: Axel Ehrhardt