Reisejournalisten Erlebnisberichte

Der Steigerwald: Paradies für Wanderer, Radfahrer und Entdecker

     

Nach einem Besuch von Ansbach in den Romantischen Franken und einer Kräuterführung im „Kräuter-Garten Martin Bauer“ in Vestenbergsgreuth geht es für uns in den Steigerwald. Der Tourismusverband in Franken hat die Franken in 16 verschiedene Urlaubsgebiete unterteilt – jedes bietet ein einzigartiges Erlebnis und für jeden ist etwas dabei. Bereits seit 50 Jahren gibt es die geschützte Vielfalt im Naturpark Steigerwald. Die Landschaft ist vielfältig: Die Gipshaltigen Böden, die Wälder, die Weinberge, die sich über die Hügel erstrecken – ein Paradies für Wanderer, Fahrradfahrer, Bier- und Weinliebhaber und Entdecker. Für uns geht es zunächst in das Gipsinformationszentrum in Sulzheim.

Das Gipsinformationszentrum in Sulzheim im Steigerwald

Das Gipsinformationszentrum (GIZ) in Sulzheim besteht seit 2007. Es weist auf die verschiedenen Eigenarten des wertvollen Rohstoffs Gips hin, auf Abbau und Verarbeitung im Wandel der Zeit. Einige Schaubilder, Skulpturen und Bildschirme lassen die Besucher sehen und zum Teil auch fühlen, dass Gips mehr Bedeutung hat als nur im Rahmen von Stuttgart 21. Es ist auch möglich, das GIZ mit Schulklassen zu besuchen und sich eigene Formen aus Gips zu gießen. Das Gebäude an sich war früher einmal ein Teil einer Scheune, die zu einem Kloster gehörte. Wir werden jedoch bereits in Gerolzhofen erwartet, deshalb brechen wir auf.

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Das GIZ von außen. Foto: ARKM
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Verschiedene Gips-Kristalle sind ausgestellt. Foto: ARKM
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An unterschiedlichen Abbildungen und Skulpturen können Besucher mehr über den wertvollen Rohstoff lernen. Foto: ARKM

Erste Eindrücke von Gerolzhofen

In Gerolzhofen angekommen, steigen wir direkt vor unserem Hotel auf das Pflaster des Marktplatzes aus. Gerolzhofen ist eine kleine Stadt mit zwischen 6.000 und 7.000 Einwohnern. Unser Hotel-Weinstube am Markt liegt direkt gegenüber des Rathauses, auf das ich von meinem Fenster einen guten Blick habe.

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Das kleine Hotel liegt direkt am Marktplatz. Foto: ARKM
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Schräg gegenüber liegt das Rathaus. Foto: ARKM

Gerolzhöfer Höhen und Tiefen – Hexen, Bier und Gefängnistürme

Gerolzhofen hat eine lange Stadtgeschichte, die auch im Brunnen auf dem Marktplatz verewigt ist. Vom Markgraf Gerold, nachdem die Stadt benannt wurde, bis hin zu dem Gerolzhöfer Frauenaufstand am Ende des zweiten Weltkriegs, sind die wichtigsten Personen der Stadtgeschichte aufgezeichnet. Die runden Formen des Brunnens sollen Mühlsteine symbolisieren, da in der Umgebung von Gerolzhofen zahlreiche Mühlen für verschiedene Güter standen. Dazu sind Weinreben abgebildet, um die Weinkultur in Gerolzhofen und dem Steigerwald abzubilden.

Blickt man über den Marktplatz, sieht man die imposante, gotische Kirche St. Maria de Rosario, die viele Touristen anlockt. Sie wurde 1436 aus Sandstein gebaut. Das Rathaus hingegen, in dessen Erdgeschoss auch die Touristeninformation zu finden ist, wurde im Stil der Renaissance errichtet.

Doch selbstverständlich bleiben wir nicht auf dem Marktplatz. Unser Weg führt uns zu dem sogenannten “Weißen Turm”. Warum ein brauner Turm weißer Turm genannt wird? Es ging darum, die dunklen Flecken auf der Seele zu “weißen”, also reinzuwaschen. Übeltäter wurden auf den fünf Ebenen des Turms eingesperrt. Dazu gehörten Diebe, Ehebrecherinnen, Mörder oder auch Hexen. Die schlimmsten Verbrecher wurden in den Sockel des Turms herabgelassen, wo sie ohne Licht leben mussten. Der Turm konnte ausschließlich über die Stadtmauer betreten werden und wurde zusätzlich als Wachturm genutzt.

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St. Maria de Rosario. Foto: ARKM
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In der Touristeninformation. Foto: ARKM
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Der Brunnen am Marktplatz gibt die Stadtgeschichte wieder. Foto: ARKM
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Der „weiße Turm“. Foto: ARKM

Die Gerolzhöfer Tiefen: Eiskeller unter der Stadt

Unser Weg führt uns weiter in die Gerolzhöfer Tiefen, genauer gesagt: In die Eiskeller unter der Stadt. 17 Brauereien gab es einmal in Gerolzhofen, die alle ihr Bier an einem Ort kühl lagern können mussten. Dazu wurden von mehreren Brauereien gemeinsam insgesamt fünf solcher Eiskeller angelegt, denn der Bau und die Instandhaltung waren sehr teuer. Im Winter schaffte man riesige Eisblöcke in die Keller, die auch über Monate hinweg nicht vollständig schmolzen, sondern den Stein der Keller so weit herabkühlten, dass sich das Bier gut lagern ließ.

Bis in den zweiten Weltkrieg hatten die Keller aber auch eine weitere Funktion: Sie dienten als Schutz vor Bombenangriffen. Bei Fliegeralarm drängten sich die Menschen dicht zusammen in die feuchten, dunklen Keller.

Zum Abendessen sind wir im Gasthof „Tor zum Steigerwald“. Neben dem guten Essen genießen wir dort auch guten Wein auf der Terrasse, bevor es für die Nacht zurück in das Hotel geht. Nach dem Frühstück im Hotel am nächsten Morgen geht es für uns nach Neuhof unterhalb des Zabelsteins.

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Der Zugang zu dem Eiskeller. Foto: ARKM
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Die Eiskeller erstrecken sich in langen Tunneln. Foto: ARKM
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Gutes Essen erwartet uns im Gasthof. Foto: ARKM

Der Steigerwald Bogenparcours – ein ungewöhnliches Erlebnis

In Neuhof angekommen besuchen wir den Steigerwald Erlebnishof von Familie Pfister, wo wir die erste von 20 Stationen des Bogenparcours bestreiten. Neben Kursen für das Bogenschießen gibt es dort auch einen Ausrüstungsverleih und Kurse zum Bogenschießen vom Pferd. Wie uns Frau Pfister erklärt, gibt es hier das traditionelle Bogenschießen, auch instinktives Bogenschießen genannt. Dabei werden keine Visiere oder Stabilisatoren verwendet.

Wir bekommen eine Einweisung in die richtige Haltung des Bogens und dürfen auch schießen. Beim instinktiven Bogenschießen steht man in einem 90 Grad Winkel zu dem Ziel, hält den Bogen leicht schräg und platziert dabei einen Finger über und zwei unter dem Pfeil. Zur eigenen Sicherheit gibt es noch einige andere Dinge zu beachten – eine gründliche Einweisung lohnt sich. Nach einigen Schüssen haben die meisten von uns “den Bogen raus”.

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Foto: ARKM
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Foto: ARKM
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Foto: ARKM
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Foto: ARKM

In Begleitung von Esel Willi zum Zabelstein im Steigerwald

Das Wandern mit Alpakas liegt im Trend – ungewöhnlicher ist es, mit einem Esel zu wandern. Esel Willi ist der Vater in der fünfköpfigen Esel-Familie von Familie Pfister. Er ist vielleicht nicht mehr der jüngste, aber der erfahrenste der Wander-Esel. Belegt man einen Kurs zum “Eselführerschein”, kann man sich auch allein einen Esel zur Wanderung ausleihen. Uns begleitet Frau Pfister, die uns unterwegs das eine oder andere über die Eigenarten der Tiere zu berichten weiß.

Esel sind nicht wie Pferde – das zeigt sich nicht nur in der Ernährung, sondern auch in Wesen und Nutzung. Ein Esel kann ein Gewicht von bis zu 40 Kilogramm tragen, ohne gesundheitliche Schäden zu nehmen. Esel, die häufig mehr Gewicht tragen müssen, werden in der Regel nicht alt. Außerdem haben sie ihr ganz eigenes Tempo, dass sie nicht von anderen beeinflussen lassen wollen. Wenn sie keine Lust mehr haben zu gehen, bleiben sie eben stehen.

Mit ein paar Tricks kommt man aber dennoch gut zurecht. Tritt man einen Schritt hinter die Höhe der Schulter und geht dann wieder los, lässt sich Willi überreden weiterzugehen. Die einfühlsamen Tiere spüren außerdem die Emotionen der Mit-Wandernden. Wird man wütend und will ihnen den eigenen Willen aufdrängen, werden sie stur. Hunde sollte man außerdem an der Leine halten. Die Eselfamilie ist an Hunde gewöhnt, würde allerdings ihr “Revier” gegen sie verteidigen. Am Fuß des Zabelsteinturms verabschieden wir uns von Willi und Frau Pfister, die gemeinsam den Rückweg antreten.

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Foto: ARKM
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Foto: ARKM
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Foto: ARKM

Der Zabelsteinturm – Nichts für Personen mit Höhenangst

Der Aussichtsturm auf dem Zabelstein – der Zabelsteinturm – ist nagelneu. 20 Meter reicht er in die Höhe und bietet von dort aus einen hervorragenden Blick über die Landschaft des Steigerwalds. Der Landkreis Schweinfurt, Bauherr und Betreiber, konnte den Turm zum Ende des letzten Jahres fertigstellen, aber Pandemie-bedingt bis Mitte Juni noch nicht eröffnen. Der Ausblick vom Turm wird noch durch Informationsschilder ergänzt. Die Orte, die man in weiter Entfernung erkennen kann, werden mitsamt der Entfernung erkennbar gemacht.

Am Fuß des Zabelsteinturms liegt das Lingmannhaus, betrieben von dem Steigerwaldklub Gerolzhofen. Das moderne Holzhaus, umgeben von Wald, ist Veranstaltungsort des Bergfestes und wird durch Ehrenamtler instand gehalten. Mit 62 Quadratmetern Fläche inklusive Küche, Aufenthaltsraum, Holzkachelofen und zwei Schlafzimmern mit mehreren Doppelstockbetten kann es auch gemietet werden. Am Lingmannhaus nehmen wir auch eine typisch fränkische Brotzeit ein.

Ein letztes Mal wandern wir noch über den Zabelstein. Eher unscheinbare Wege führen zu versteckten Hütten und Aussichtspunkten, die zum Verweilen einladen. Wir müssen jedoch leider zum Ende unserer Reise kommen.

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Der Zabelsteinturm. Foto: ARKM
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Das Lingmannhaus. Foto: ARKM
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Foto: ARKM

Autorin: Amei Schüttler

     

Amei Schüttler

Amei Schüttler ist festangestellte Redakteurin beim ARKM Online Verlag und schreibt u.a. als Reisejournalistin für Reiseratgeber24. Sie ist in unserem Verlag auch für den Videoschnitt und die Kommunikation mit den Presseagenturen zuständig. Sie ist erreichbar unter: redaktion@reiseratgeber24.de

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