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Sachsen Anhalt feiert die Region Centre-Val de Loire

     

Im Namen der französischen Region Centre-Val de Loire, deren Partnerschaft mit Sachsen-Anhalt in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum feiert, wurde ein sehr kleiner Kreis an Medienschaffenden zu einer ganz besonderen Pressereise nach Frankreich eingeladen, darunter auch Reiseratgeber24. Neben der europäischen Zusammenarbeit lagen die Schwerpunkte bei den Reisethemen auf Schlösser und Gärten an der Loire.

Abenteuerlich, aufregend, bewundernswert und wunderschön – So würde ich die Reise an die Loire beschreiben. Aufregend, weil die Reise mit dem Flieger und dem Zug schon recht abenteuerlich ist, denn die Region Centre-Val de Loire ist nicht ganz so einfach zu erreichen. Ich reise mit dem Flieger an und muss vom Flughafen Charles de Gaulle noch mit dem Zug weiter, in meinem Fall erst einmal nach Paris, wo ich dann abgeholt wurde. Meine Kollegen und Kolleginnen reisten direkt nach Orléans, um dort an der Pressekonferenz mit Ministerpräsident Dr. Haseloff und Kulturminister Robra teilzunehmen. Im Anschluss an die Pressekonferenz wurde zu Ehren der Partnerschaft mit Château de Chenonceau, noch mit einem Konzert und einem gemeinsamen Abendessen gefeiert an dem ich leider nicht teilgenommen habe.

Paris – Stadt der Liebe

Also nun, vom Flughafen Charles de Gaulle nach Paris. Dazu muss man wissen, dass Paris nicht ganz so um die Ecke ist. Mit dem Zug fährt man noch ca. eine halbe Stunde zum Gare du Nord. Des Weiteren sollte man unbedingt wissen, dass man, um an den Zug zu kommen, den Flughafen verlassen und mit dem Shuttlebus zur Train Station fahren muss. Da ist man auch noch mal ein paar Minuten unterwegs. Wer das nicht weiß, so wie ich, irrt da erst einmal am Flughafen ein wenig rum. Wenn man es jedoch weiß, ist es überhaupt kein Problem nach Paris zu kommen.

Früh morgens gegen 10:00 Uhr komme ich in Paris (Gare du Nord) an. Mein Gepäck noch schnell in die Gepäckaufbewahrung abgegeben und dann die Station für den Hop-On Hop-Off Bus suchen. Sightseeing Tour durch Paris habe ich mir gedacht, macht Sinn, um sich die Zeit ein wenig zu vertreiben, bis ich um 15:00 Uhr an dem vereinbarten Treffpunkt abgeholt werde. Die Bus Tour, sowie die Gepäckaufbewahrung, habe ich mir schon von Deutschland aus gebucht. Der Weg zu Fuß von der Gepäckaufbewahrung zur 1. Station des Tootbus, Hop-On Hop-Off, dauert laut Google Maps nur 20 Minuten. Ich habe allerdings 50 Minuten gebraucht. Morgens, wenn die Stadt erwacht und so langsam die Brasserien, Boulangerien, Patisserien, Cafés und andere Geschäfte sich auf den Tag vorbereiten, ist es noch ruhig. Auf den Straßen noch wenig Verkehr, nur wenige Menschen sind unterwegs. Doch das ändert sich erstaunlich schnell. Je näher ich an den 1. Viewpoint (Opéra) ankomme, desto wuseliger und lauter wird es. Die Bus Station habe ich endlich gefunden, nun kann die Sightseeing Tour losgehen. Kostenlose Kopfhörer gibt es vom Busfahrer. Ich setzte mich natürlich ganz nach oben. Die Tour wird in vielen verschiedenen Sprachen wiedergegeben. Doch es geht nur schleppend voran. Ca. 2 Stunden soll die Fahrt dauern. Es gibt 9 Stationen, an denen man Ein- und Aussteigen kann. Natürlich fahren wir auf der Tour (Blaue Route) an den berühmtesten Sehenswürdigkeiten wie den Louvre, Notre Dame, Place de la Concorde, Champs-Élysées, Arc de Triomphe de l´Étoile und natürlich den Eiffelturm vorbei. Aber eben nur vorbei. Teilweise nur von Weitem zu sehen. Fotografieren vom Bus aus ist recht schwierig.

Am besten man steigt wirklich ein und aus, wenn man Zeit hat. Doch ich habe leider keine Zeit. Ich bleibe sitzen. Aus den 2 Stunden wird wohl nichts. Verkehrschaos auf den Straßen von Paris. Und dann auch noch eine königliche Reitergarde, die zu Ehren von dem belgischen Königspaar Philippe und Mathilde, die genau wie ich am 14.10.2024 Frankreich besuchten, den Verkehr weitgehend lahm legte und für Aufsehen sorgte. War ja auch schön anzusehen. Mit ein bisschen mehr Zeit wäre wirklich alles auch kein Problem gewesen. Doch ich habe ja noch einen Termin. Mein Anfangspunkt ist auch mein Endpunkt. Ich sollte mich sputen, wieder zurück zum Gare du Nord zu kommen. Mein Handy ist leer, der Weg zurück ist ohne eine Wegbeschreibung für mich nicht machbar. Also nehme ich mir ein Taxi. Na ja, zu Fuß wäre ich wahrscheinlich schneller vorangekommen, aber ich kenne den Weg ja nicht. Also ganz getreu dem Song von Michy Reincke “Mit einem Taxi nach Paris” oder wie in meinem Fall: “Mit einem Taxi durch Paris”. Geschafft, ich habe sogar noch etwas Zeit bis zu meinem Abholdate. Nun bin ich aber auch ganz schön geschafft. Paris kann man nicht nur in 2-3 Stunden kennenlernen. Dafür braucht man mehr Zeit, die man sich unbedingt nehmen sollte, um “die Stadt der Liebe” zu genießen. Der erste Grund, um wiederzukommen.

Nun geht es weiter nach Amboise. Von Paris aus noch einmal 3 Stunden Autofahrt in südwestliche Richtung. Rund 225 Kilometer. Die Fahrt verschlafe ich allerdings.

Amboise

Amboise, die erste Stadt meiner Reise in der Region Centre-Val de Loire. Amboise hat eine Einwohnerzahl von ca. 13.000 Einwohnern. Vom Hotel Chaptal aus ist der Stadtkern in nur wenigen Minuten zu erreichen. Leonardo da Vinci verbrachte die letzten zwei seiner Lebensjahre in Amboise und wurde auch dort beerdigt. Leider steht das Château d’Amboise mit einigen seiner Bauten im Renaissance-Stil nicht auf unserem Programm, wobei es doch so gut zum Thema der Reise gepasst hätte. Sehr schade, wie ich finde. Aber in der Region Centre-Val de Loire gibt es 300 Schlösser, davon sind etwa 50 Schlösser für die Öffentlichkeit zugänglich. Das sind allerdings nicht alle Schlösser an der Loire. Entlang der gesamten Loire gibt es 400 Schlösser. Da ist die Auswahl groß. So habe ich nur zwei kurze Abende in diesem sehr schönen Städtchen verbracht. Der zweite Grund, um wiederzukommen.

Am nächsten Morgen geht es nach einem französischen Frühstück weiter zum Schloss Chenonceau. Zum Schloss Chenonceau sind es nur 13,4 Kilometer südlich von Amboise.

Schloss Chenonceau

Mit Katharina von Medici und ihrer Heirat mit dem Thronfolger Heinrich II. zog quasi die Renaissance ins Schloss Chenonceau ein. 1547 starb König Franz I. und Heinrich II. wurde König. Katharina von Medici und auch des Königs Mätresse Diane de Poitiers waren maßgeblich an der Gestaltung des Schlosses bzw. des Schlossgartens beteiligt. Nach dem Tod von Heinrich II. wurde Diane de Poitiers 1559 des Schlosses verwiesen und Königin Katharina von Medici führte die Geschäfte bis zur Volljährigkeit der Söhne. Und auch danach stand sie ihrem zweitgeborenen Sohn Karl IX. zur Seite. Franz II., ihr erstgeborener Sohn und Thronfolger, verstarb 1560 im Alter von 14 Jahren, nur 1,5 Jahre nach dem Tod seines Vaters König Heinrich II.

Sie erlangte große Anerkennung bei Hofe wegen ihrer außergewöhnlichen Intelligenz. Neben der künstlerischen Ader, die sie mitbrachte, war sie auch eine außerordentliche Politikerin. Als große Politikerin und Diplomatin nutzte sie ihre Macht, um das Königreich Frankreichs zu befrieden und den Thron ihrer Kinder als rechtmäßige Könige zu schützen. Mit aller Macht wollte sie den Frieden dem Königreich Frankreichs aufzwingen, was zu ihren Lebzeiten nicht immer wohlwollend gesehen wurde. Was Diane von Poitiers im Schlossgarten angefangen hat, hat Katharina von Medici vollendet. Zweimal wurde die Gartenanlage vom Hochwasser der Cher überflutet, bis die Wehranlage entstand, um dem Hochwasser zu entkommen. Mit Erfolg.

Seit der Erschaffung des Gartens durch Diane de Poitiers wurde die Struktur nicht verändert. Lediglich die Pflanzen wurden mit der Zeit den klimatischen Bedingungen angepasst. Die höher liegenden Terrassen sollten den Garten vor Hochwasser schützen. Die aktuelle Gestaltung ist von Achille Duchêne.

Der kleinere Garten, gestaltet von Katharina von Medici, wurde mit höchster Raffinesse angelegt. Er ist zum Wasser und zum Park angelegt, sodass seine Alleen einen wunderschönen Blick auf die Westseite des Schlosses aufweist.

1825 wurde ein weiterer Garten, der „Grüne Garten“, auf der Nordseite von Lord Seymour für die Gräfin von Villeneuve angelegt. Sie wünschte sich einen englischen Garten und ließ einige besondere Bäume pflanzen, von denen einige noch heute stehen. Hauptsächlich sind es Schwarzeichen. Der sandige Boden lässt sie hier zwar gedeihen, aber erhöht auch die Gefahr, bei einem Sturm umzufallen.

Schloss Chenonceau wird auch das “Damenschloss” genannt. Mit der eigentlichen Bauherrin des ursprünglichen Schlosses im 16. Jahrhundert ist Katherine Briçonnet die erste der “Damen” von Chenonceau. Nach ihr kamen Katharina von Medici, Louise von Lothringen, Louise Dupin, Apolline – Gräfin von Villeneuve, Marguerite Wilson Pelouze und Simone Menier. Noch heute befindet sich das Schloss im Besitz der Familie Menier. Seit zwanzig Jahren sind nun Laure Menier und ihr Mann die Eigentümer des Anwesens Chenonceau.

Damit ist die Geschichte von Schloss Chenonceau von einer so gut wie ununterbrochenen Abfolge von Frauen geprägt, die es erbaut, verschönert, geschützt, restauriert und gerettet haben.

Die Familie Menier nutzt die Kapelle noch heute für besondere Anlässe. Vor kurzem wurde hier die heilige Kommunion eines Familienmitglieds gefeiert.

Frische Blumenbouquets zieren Tisch und Kommoden in verschiedenen Räumen und Fluren. Regelmäßig werden diese durch das eigene Floristikteam im schlosseigenen Floristikatelier kreiert und ausgetauscht. Die Pflanzen kommen aus der schlosseigenen Gärtnerei. Um die Gärten erblühen zu lassen, werden jährlich bis zu 65.000 Pflanzen benötigt. Aber nicht nur Blumen, Bäume und Sträucher werden in den Gärten von Schloss Chenonceau gehegt und gepflegt, auch Obst und Gemüse werden hier angebaut. Der Gemüsegarten ist über einen Hektar groß. Wurden früher die Schlossbewohner mit frischem Gemüse, Kräutern und Obst versorgt, werden heute ausgewählte Restaurants mit dem angebauten Obst und Gemüse beliefert. Leider bleibt uns zu wenig Zeit für ausgiebige Spaziergänge durch Blumenbeete, Parkanlagen, Gärten und das Labyrinth. Zu gerne hätte ich als Hobbyfloristin mal einen genaueren Blick in das Floristikatelier geworfen, aber es geht schon wieder weiter. Schließlich ist Schloss Chenonceau nicht das einzige Schloss mit einer beachtlichen Geschichte und einer außergewöhnlichen Garten- und Parkanlage. Ich kann mich gar nicht satt sehen an den wild blühenden Alpenveilchen, die nun in der Herbstzeit überall zu sehen sind. Wie schön es doch im Frühjahr und Sommer aussehen mag, wenn alles zum Leben erwacht, alles blüht und die Sonne Bäume, Sträucher und Blumen erstrahlen lässt. Es warten aber noch weitere fünf Schlösser auf uns, wenn auch Schloss Chenonceau nach Versailles zu Recht zum meistbesuchten Schloss Frankreichs gehört, müssen wir uns nun von diesen Eindrücken trennen.

Nach einem gemeinsamen Lunch mit dem Ministerpräsidenten Dr. Haseloff und seiner politischen Delegation im Gourmet-Restaurant Auberge du Bon Laboureur, geht es für uns auch schon weiter zum nächsten Schloss – Schloss Bourdaisière. Ein weiteres Château mit einem außergewöhnlichen Garten-Projekt.

 

Schloss Bourdaisière

Da wir ja auf den Spuren der Renaissance sind, ist es nicht verwunderlich, dass auch das Château de la Bourdaisière besonders an die Renaissance erinnert, zumindest die Architektur.

Das Schloss Bourdaisière, natürlich ebenfalls idyllisch in der Region Centre-Val de Loire gelegen, blickt auf eine faszinierende Geschichte zurück. Es wurde im 15. Jahrhundert erbaut und diente ursprünglich als Residenz für die Aristokratie. Die Architektur des Schlosses spiegelt die typischen Merkmale der Renaissance wider, was das Schloss zu einem beeindruckenden Zeugnis vergangener Zeiten macht.
Im Laufe der Jahrhunderte hat das Schloss verschiedene Transformationen durchlebt. Nachdem das Schloss 1959 an die Gemeinde Montlouis verkauft und zu einem Altenheim umfunktioniert wurde, wurde es, nachdem es den Sicherheits- und Komfortstandards nicht mehr entsprach, wieder verkauft. Letztendlich wurde es 1991 von Prinz Louis Albert de Broglie erworben. Der Park und die Gärten wurden umgestaltet und die botanische Vielfalt des Anwesens gefördert. Heute ist das Schloss für seine herrlichen Gärten und Pflanzensammlungen bekannt, die Besucher aus aller Welt anziehen.

Eine besondere Aufmerksamkeit gilt dem „Schloss der Tomaten“, welches durch seine umfangreiche Sammlung an Tomatensorten gekennzeichnet ist. Weit mehr als 750 Tomatensorten werden hier gezüchtet. Die Idee dazu entstand bei seinen Reisen nach Indien und Asien. Probieren konnten wir die Tomaten nicht, auch werden diese nicht wie üblich verkauft. Allerdings kann man die Samen der außergewöhnlichen Tomaten käuflich erwerben und so bewahren. Dieses außergewöhnliche Konzept verbindet die Kultur des Gartens mit der gastronomischen Vielfalt und zeigt, wie Tradition und Innovation harmonisch vereint werden können. In diesem Château dürfen Sie auch übernachten. Mit 22 Zimmern und 4 Appartements, die von seinem Besitzer Prinz Louis Albert de Broglie, auch „Der Gärtnerprinz“ genannt, fürsorglich restauriert und dekoriert wurden, schläft es sich wahrlich königlich. Und bei einem königlichen Bedürfnis dürfen Sie auf dem Thron Platz nehmen.

Aber auch wenn Sie im Château de la Bourdaisière königlich wohnen, werden Sie herzlich eingeladen mit zu gärtnern und sich der Natur zu stellen, um in Einklang mit ihr zu leben. Ein Ort wo Sie neue Energie tanken können. Auch wenn die Tomaten im Vordergrund stehen, gibt es für die Gäste natürlich auch noch andere Entspannungs- und Wohlfühlzonen. So gibt es einen Pool, einen Tennisplatz und mehrere Laufstrecken mit Kunstinstallationen durch den Wald.

An der “Tomatenbar” können Sie in den Sommermonaten Tomaten- und Gemüsekreationen aus den Schlossgärten probieren. Unter anderem soll es sogar ein Tomatenbier geben. Leider kommen wir auch hier nicht in den Genuss es zu probieren, wobei die Tomatenbar so idyllisch im Dahliengarten liegt, was ebenfalls ein weiteres Highlight des Schlosses ist. Mehr als 5.000 Knollen und 400 verschiedene Sorten Dahlien bereichern den erst 2012 neu gestalteten Bereich. Zu unserem Bedauern regnet es teilweise richtig stark, sodass wir die blühenden Schönheiten nur mäßig bewundern können.
Noch bis zum November 2024 findet in den Gärten des Château de la Bourdaisière die Ausstellung „Deyrolle, Lektionen in Anatomie” statt. Eine Hommage an die Olympischen Spiele, die in diesem Jahr in Frankreich stattgefunden haben. Der Körper und seine außergewöhnlichen (sportlichen) Leistungen, die Gesundheit und das Verständnis für den eigenen Körper und wie man sich um diesen kümmert, stehen bei dieser Ausstellung im Mittelpunkt. Es spiegelt die Vision von Louis Albert de Broglie wider – Mensch und Umwelt in Einklang zu bringen und die Gesundheit des Körpers mit der Umwelt zu verknüpfen.
Ergo ist das Schloss Bourdaisière nicht nur einfach ein historisches Gebäude, sondern auch ein Ort der Inspiration für Gartenliebhaber und ein großartiges Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft. Die Erfahrungen und das Wissen, das hier vermittelt wird, fördert die Auseinandersetzung mit ökologischen Themen und ermutigt jeden dazu, seine eigene Verbindung zur Natur zu finden. Anregungen finden Sie bestimmt auf einer der zahlreichen Feste, die das ganze Jahr über auf dem Schloss bzw. in den Gärten stattfinden.

Für weitere Informationen über die Geschichte und die Besonderheiten des Schlosses Bourdaisière besuchen Sie die offizielle Webseite. Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen und sich von der Schönheit und dem Erbe dieses einmaligen Ortes inspirieren und sich vom Flair des Hauses verzaubern zu lassen. Wir hätten sicherlich gerne noch ein Weilchen auf dem gemütlichen Sofa vor dem herrschaftlichen Kamin mit Plaudern verbracht, doch wir müssen schon weiter zum nächsten Schloss. Schloss Villandry.

Schloss Villandry

Das Château de Villandry in Frankreich ist nicht nur für seine prächtigen Gärten bekannt, sondern auch für seine spannende Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Die mittelalterliche Burg hieß damals noch Colombier, weil auf der Burg der “Friede von Colombier” geschlossen wurde. Die im Loire-Tal gelegene Schlossanlage wurde 1536 von dem wohlhabenden Minister und Architekten Jean Le Breton, Finanzsekretär und enger Freund von Franz I., erbaut. Das ursprüngliche Bauwerk repräsentierte die typische Architektur der Renaissance und sollte sowohl als Wohnsitz als auch als Schutzbau dienen.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebte Château de Villandry zahlreiche Veränderungen. Nachdem es im 17. Jahrhundert im Besitz der Familie Villandry war, begann die Umgestaltung der Gärten, die heute als Meisterwerk der Landschaftsgestaltung gelten. Diese Umgestaltungen spiegeln die verschiedenen Epochen und Stile wider und umfassen sowohl formale als auch freie Gartenkunst, die die Ideale der damaligen Zeit verkörpern.

1906 erwarb der amerikanische Arzt Dr. Joachim Carvallo und seine Frau Ann Coleman das Château. Sie widmeten sich als spanische Wissenschaftler der sorgfältigen Restaurierung des Schlosses und seiner Gärten. Unter ihrer Obhut wurden viele historische Elemente wiederhergestellt und fügten ihrer Vision von einem perfekten Garten neue Ideen hinzu, die auf den Prinzipien der Symbiose von Natur und Kunst basierten. Die Gärten wurden in Terrassen aufgeteilt, die mit farbenfrohen Blumen, Gemüsepflanzen und duftenden Kräutern übersät sind. Noch heute ist das Château de Villandry im Besitz der Familie Carvallo.

Jährlich zieht das Château de Villandry Tausende von Besuchern an. Die beeindruckenden Gärten und die Geschichte des Schlosses werden nicht nur als ästhetisches Erlebnis verstanden, sondern auch als Inspiration für persönliche Veränderungen und die Wertschätzung der Natur. Wie ein roter Faden sollen Frankreichs Gärten die Harmonie zwischen Mensch und Umwelt, die sich durch diese historischen Gärten widerspiegeln, anstoßen und dazu anregen sich intensiver mit der eigenen Umwelt auseinanderzusetzen und den Geist der Renaissance neu zu erleben und zu beleben.

Für Interessierte an Geschichte und Gartenbau bietet das Château de Villandry sowohl eine Reise in die Vergangenheit als auch Anregungen für die persönliche Weiterentwicklung.

Ich sehe jetzt schon einige Leser und ambitionierte Gärtner, ihre Gärten in geometrischen Formen anlegen und Blumen, Obst und Gemüse nach Farben sortiert in die mit Buchsbaum eingefassten Beete pflanzen. Zumindest spielen sie mit dem Gedanken das Nützliche auch mit dem Schönen und Ästhetischen zu verbinden, denn der Anblick der Gärten lässt einen träumen. Der Herzenswunsch eines jeden Gärtners geht hier in Erfüllung.

Die Gärten des Château de Villandry zählen zu den beeindruckendsten Beispielen von französischer Gartenkunst und sind ein wahres Meisterwerk der harmonischen Gestaltung. Sie spiegeln unterschiedliche Gartenstile wider und bieten eine Vielzahl an visuellen und sensorischen Erlebnissen. Hier sind die wichtigsten Gartenstile, die das Ensemble prägen:

Der Renaissance-Garten

Der ursprüngliche Stil der Gärten im Château de Villandry ist, wie alle anderen bisherigen Schlossgärten, stark von der Renaissance geprägt. Die Gestaltung der Gärten der Villandry folgt strengen geometrischen Mustern, die sowohl Symmetrie als auch Ordnung vermitteln. Charakteristisch sind die klaren Linien und die sorgfältige Anordnung der Pflanzen, die eine esoterische und philosophische Bedeutung haben: die Suche nach der perfekten Harmonie zwischen Mensch und Natur.

Der Nutzgarten

Besonders erwähnenswert ist der Nutzgarten, der als Paradebeispiel für die Integration von Funktionalität und Schönheit gilt. Hier werden Gemüsesorten und Heilkräuter in kunstvollen Mustern angepflanzt. Dieser Bereich verkörpert die Idee, dass ein Garten nicht nur dekorativ, sondern auch praktisch sein kann. Der Nutzgarten ist oft farbenfroh und in verschiedene Sektionen unterteilt, die miteinander harmonieren und ein ästhetisches Gesamtbild ergeben. Jetzt zur Herbstzeit stehen natürlich viele Kohlsorten und Kürbisse im Vordergrund.

Der Ziergarten

Der Ziergarten der Villandry ist dafür bekannt, dass er eine Vielzahl von Blumen in verschiedenen Farben und Formen präsentiert, die errichtet wurden, um den Betrachter zu erfreuen. Diese Gärten sind saisonal bepflanzt, was bedeutet, dass sie sich im Laufe des Jahres ständig verändern und neue Eindrücke bieten. Hier wird die Freude an der Natur in all ihren Facetten sichtbar.

Der Wassergarten

Ein weiterer bemerkenswerter Teil der Gartenlandschaft ist der Wassergarten. Wasser spielt eine zentrale Rolle in der Gartenkunst, da es nicht nur der Ästhetik dient, sondern auch ein wichtiges Element des Lebens symbolisiert. Dieser Bereich bringt Ruhe und Spontaneität in das Gesamtbild der gärtnerischen Gestaltung und schafft einen harmonischen Kontrast zu den strengeren geometrischen Formen der anderen Gärten.

Der Landschaftsgarten

Obwohl der Hauptfokus auf den formalen Gärten liegt, umfasst das Gebiet um das Château de Villandry auch einen Landschaftsgarten, der verschiedene elementare Aspekte der Natur miteinander verbindet. Hier wird die Bedeutung von Freiheit und Vielfalt deutlich, indem eine natürliche Umgebung geschaffen wird, die den menschlichen Eingriff in die Natur schafft und gleichzeitig den natürlichen Verlauf der Landschaft respektiert.

Villandry – Mehr als nur eine Ansammlung von Pflanzen

Die Gartenstile im Château de Villandry sind mehr als nur eine Ansammlung von Pflanzen und Blumen; sie sind das Ergebnis einer tiefen philosophischen Auseinandersetzung mit der menschlichen Beziehung zur Natur. Und falls Sie doch der Versuchung, ihren Garten umzugestalten, widerstehen können, bleibt einem noch ein atemberaubender Anblick. Ein Anblick, von dem man sich kaum abwenden kann. Da erblasst selbst das prunkvolle Innenleben des Schlosses, welches in der Weihnachtszeit natürlich ganz besonders herausgeputzt wird und im weihnachtlichen Glanz erstrahlt, da sich die Gärten im Winterschlaf befinden. Als wir im Innenhof des Schlosses stehen verschlug es mir nicht sofort den Atem. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das in so kurzer Zeit änderte. Zeit zum Weiterträumen haben wir jetzt auf der Fahrt zurück nach Amboise in unser Nachtquartier. Am nächsten Morgen geht es zu unserem nächsten Schauplatz – Das Château de Valmer.

Château de Valmer

Das Château de Valmer, eingebettet in die malerische Landschaft Frankreichs, ist ebenfalls ein eindrucksvolles Beispiel für die reiche Geschichte der Renaissance und des Barock.

Seine Ursprünge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als Sieur Binet, ein Berater von König Franz I., den Entschluss fasste, in Valmer prächtige Gärten anzulegen. Diese ersten großen Gartenanlagen legten den Grundstein für das, was heute als Château de Valmer bekannt ist.

Historische Wurzeln und Entwicklung

Überlieferten Berichten zufolge gehörte das Château de Valmer einst Karl VII. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Terrassen, Wassergräben und die beeindruckende Höhlenkapelle, die heute einen der bemerkenswertesten Bestandteile des Anwesens darstellt. Die denkmalgeschützte Kapelle wurde 1524 in den Tuffstein gemeißelt. Die Felsenkapelle zeichnet sich durch ihre zwei ungleich breiten Schiffe, gewölbte Jochen und einen kleinen Altarraum aus. Diese in den Felsen gemeißelte Kapelle betritt man nicht einfach nur so. Schon die Intarsien über dem Eingang beeindrucken mich sehr. Dazu das Deckengewölbe. Voller Ehrfurcht betrachten wir die Kapelle, in der neben dem Altarraum zusätzlich ein großer Kamin gebaut wurde, um in der kalten Jahreszeit ein wenig Wärme bei der Messe zu genießen. Ansonsten liegen die Temperaturen in der Kapelle im Durchschnitt bei 14 Grad Celsius. Der prunkvolle, imposante Holzaltar mit seinem restaurierten Altarbild, das als historisches Denkmal eingestuft ist, wurde 2012 in der Ausstellung „Tours 1500“ im Museum für Schöne Künste in Tours präsentiert und stellt einen wertvollen Teil des kulturellen Erbes dar.

Ein romanisches Taufbecken und zahlreiche Kunstwerke gehören ebenso in die Felsenkapelle. Besonders hervorzuheben sind die Buntglasfenster aus dem 16. Jahrhundert, welche die Heilung einer besessenen Frau, sowie das Wunder der Spinne darstellen. Auch eine Statue des heiligen Martins steht hier in der Kapelle. Er war der dritte Bischof von Tours. Er starb in Candes bei Tours und ist somit auch auf Ewigkeiten mit der Region Centre-Val de Loire verbunden. Eine große Tontafel mit Inschrift unterhalb der Statue erinnert an die Gründung und Segnung der Kapelle im Jahr 1529. Die Gemeinde Candes mit ihrer Wallfahrtskirche Saint-Martin ist als eines von “Les Plus Beaux Villages de France” (schönsten Dörfern Frankreichs) klassifiziert.

Wer auf dem Jakobsweg pilgert, wird hier mit offenen Armen empfangen. Die zwei Jakobsmuscheln, welche in dem Bildnis über dem Kapelleneingang eingemeißelt sind, deuten darauf hin.

Die heutigen Bauwerke des Château, darunter das Tor, die Nebengebäude und das Petit Valmer, wurden 1640 unter der Leitung von Sieur Thomas Bonneau, einem Berater von Ludwig XIII., errichtet.

Eine beeindruckende Landschaft mit einem beeindruckendem Schlossgarten – Terrassengarten
Das weitläufige Anwesen erstreckt sich über 300 Hektar und liegt auf einem Felsvorsprung mit Blick auf das Brenne-Tal. Die Kalksteinhänge bilden eine grandiose Kulisse für die umgebenden Gärten, die nicht nur für ihre Schönheit geschätzt werden, sondern auch für ihren Beitrag zur biologischen Vielfalt. Die Kombination aus renommiertem Weinbau, Renaissance-Terrassengärten, Kulturland und Wäldern mit zweihundertjährigen Bäumen macht das Château de Valmer zu einem weiteren wunderbaren Ort der Natur und Kultur. Beim Durchstreifen der Terrassengärten naschen wir von reifen Weintrauben, von essbaren Blüten, Kräutern und anderen Früchten und lauschen den überlieferten alten Geschichten von unserer liebenswerten Tourbegleiterin. Von ihr erfahren wir auch, was es mit den Statuen Leda und Zeus (als Schwan dargestellt) auf sich hat und das wir uns also nicht wundern sollten, dass die Original Statue von dem Schwan (Zeus) in einem Museum in New York zu besichtigen sei, während sich das Pendant, die Leda hier auf der Leda-Terrasse auf Schloss Valmer befindet. Die Statue zurück nach Frankreich zu holen, übersteigt jedoch erheblich das finanzielle. Die Besucher müssen mit einer Kopie leben. So viel Glück wie mit dem Altar, der seinen Weg zurück in die Kapelle fand, hat man halt nicht alle Tage.

Tragische Geschichte und Neubeginn

Ein dramatisches Ereignis in der Geschichte des Château de Valmer ereignete sich im Oktober 1948, als ein verheerender Brand die Hauptburg fast vollständig zerstörte. Brandursache war ein simples Bügeleisen, welches vergessen wurde, auszustecken. Nur die Grundmauern und zwei Treppenstufen, der Keller, die Loggia und der Küchenflügel überstanden die Flammen. 20 Jahre lang stand die ungesicherte Brandruine da, ehe die Reste im August 1968 endgültig niedergelegt wurden. Heute symbolisiert eine Eibenburg, die nach den Proportionen des ehemaligen Denkmals gestaltet ist, das verlorene Schloss und erinnert an die glorreichen Tage des Château.

Durch viele Hände ist dieses Schloss gegangen, hat viele Veränderungen mitgemacht, bis es 1888 seinen endgültigen Besitzer fand – Paul Lefèvre. Die heutigen Schlosseigentümer Aymar de Saint-Venant, ein Urenkel Paul Lefèvres, und seine Frau Alix, sowie dessen Sohn Jean bewirtschaften die Schlossgärten und die Weinanbauflächen. Von ihrem wunderbaren Weinen und Traubensaft erhalten wir eine Kostprobe. Im Merchandise Shop können Wein, Sekt, Traubensaft und viele weitere Produkte käuflich erworben werden. Und auch die Orangerie kann für Feste und Empfänge angemietet werden. Noch schnell den Wein ausgetrunken, obwohl man diesen eigentlich langsam genießen sollte, bevor es zum nächsten Schloss geht. Wir sind schon alle sehr gespannt, welche Geschichte hinter dem nächsten Schloss steht. Es geht zum Schloss Talcy.

Château de Talcy

Schloss Talcy, eine weitere beeindruckende historische Stätte in Frankreich, die uns ebenfalls einen tiefen Einblick in die Architektur des 16. Jahrhunderts und auch auf die kulturelle Vielfalt gewährt. Ursprünglich als Landsitz des Adligen Louis de La Trémoille erbaut, zählt das Château de Talcy, neben Valmer, Villandry, Bourdaisière und Chenonceau ebenfalls zu den herausragenden Beispielen der Renaissance-Architektur. Die Bauweise vereint traditionelle und innovative Elemente und spiegelt die gesellschaftlichen Ideale jener Zeit wider.

Kulturelle Relevanz und Auszeichnung

Im Laufe der Jahrhunderte diente Schloss Talcy nicht nur als Wohnsitz, sondern entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum, das viele Schriftsteller, Künstler und Denker anlockte. Diese Verbindung zur literarischen Landschaft Frankreichs macht das Schloss zu einem bedeutenden Inspirationsort. Im Jahr 2010 wurde es als „Maison des Illustres“ ausgezeichnet, ein Titel, der Stätte ehrt, die eine wesentliche Rolle im kulturellen Erbe Frankreichs spielen.

Architektur des Schlosses

Die Architektur von Schloss Talcy weist Merkmale der Übergangsarchitektur zwischen Mittelalter und Renaissance auf. Die Fassade, aus hellem Loire-Stein, besticht durch harmonische Symmetrie und klare Linien. Im Inneren sind beeindruckende Tonnengewölbe zu finden, die sowohl Stabilität als auch ästhetische Anziehungskraft bieten. Die großen Fenster mit dekorativen Steinrahmen lassen Tageslicht herein und bieten Ausblicke auf die umgebende Natur. Majestätische Türme, gekrönt von Schieferdächern, verleihen dem Schloss sein eindrucksvolles Aussehen. Die liebevoll restaurierten Innenräume, ausgestattet mit originalen Holzbalken und historischen Möbeln, vermitteln ein authentisches Bild des Lebens in der damaligen Zeit.

Das Arbeitsleben im Schloss Talcy im 18. Jahrhundert: Ein Einblick in das Landleben

Im 18. Jahrhundert war die Landwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bewohner von Schloss Talcy. Die weitläufigen Ländereien um das Schloss herum waren für den Anbau von Getreide, Obst und Gemüse bestimmt. Diese landwirtschaftlichen Produkte waren nicht nur für den Eigenbedarf wichtig, sondern auch für den Handel. Die Erzeugnisse des Schlosses trugen zur Ernährung der umliegenden Gemeinden bei und waren ein wesentlicher Bestandteil der lokalen Wirtschaft.

Der Hof des Schlosses war ein lebendiger Ort, an dem Schafe, Geflügel und Schweine harmonisch zusammenlebten. Diese tierischen Bewohner spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in der Selbstversorgung der Schlossgemeinschaft. Auch heute gibt es noch einige Nutztiere wie Schafe, Ziegen, Ponys und Esel, die hauptsächlich der Landschaftspflege dienen.

Besonders bemerkenswert ist der Taubenschlag der Burg, der mit seinen 1.400 Schlupflöchern zu den imposantesten in der Region zählt. Diese Tauben waren nicht nur eine Nahrungsquelle, sondern auch ein Zeichen des Wohlstands und der ländlichen Kunstfertigkeit. Allerdings ist der Taubenschlag heute leer. Nur ein paar künstliche Tauben sitzen in den Wänden und dienen als Anschauungsobjekte der längst vergangenen Zeit. Obwohl die Tür offen ist, nisten keine Vögel mehr in dem Turm. Darüber hinaus umgeben dichte Wälder das Anwesen, die als Jagdrevier dienten. Der angrenzende Fischteich, zur Zeit leider trocken, bot und bietet eine weitere Möglichkeit zur Eigenversorgung.

Neben der Tierhaltung wird auf Schloss Talcy, wie auf allen anderen Schlössern auch, großen Wert auf die Gartenkultur gelegt. Ein prächtiger Zier- und Nährgarten, bestehend aus einem Gemüsegarten und einem Obstgarten, zeigt eine große Vielfalt an Pflanzen. Die Obstbäume unterliegen einem besonderen Schnitt und werden in einer besonderen Form gebunden, ähnlich die eines Spalierobstes. Seit 2008 werden in allen Talcy-Gärten keine Chemikalien mehr verwendet. Da schmeckt der uns angebotene Apfelsaft natürlich doppelt so lecker.

Weinproduktion: Tradition und Genuss in der Region Centre-Val de Loire

Ein besonderes Highlight ist das hauseigene Weingut. Hier wird sowohl Rotwein als auch Weißwein für den persönlichen und kommerziellen Gebrauch hergestellt. Im Jahr 1811 lagerten im Weinkeller des Schlosses beeindruckende 25.000 Liter edelster Weine. Die Verarbeitung der Trauben geschieht mit einer beeindruckenden Holzpresse, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus eisenbeschlagenem Holz gefertigt wurde. Mit einer Höhe von 6,7 Metern und einem Durchmesser von 4,40 Metern ist sie nicht nur funktional, sondern auch ein beeindruckendes Stück historischer Handwerkskunst. Dieses Wunderwerk kann natürlich ebenfalls bestaunt werden. Kaum zu glauben, dass diese schwere Holzpresse nur von einem einzigen Esel angetrieben wurde.

Gärten des Schlosses

Die Gärten von Schloss Talcy sind im klassischen französischen Gartenstil gestaltet, geprägt von Symmetrie und Strenge. Die vielgestaltigen Beete sind geometrisch angelegt und mit einer Vielzahl von Blumen und Pflanzen bepflanzt, die eine harmonische Atmosphäre schaffen. Ein Nutzgarten, in dem Kräuter und Gemüse angebaut werden, reflektiert die damalige Bedeutung der Selbstversorgung. Gepflegte Spazierwege laden dazu ein, die Gärten zu erkunden und die anschließenden Bänke und schattigen Plätze bieten Gelegenheiten zum Verweilen. Kleine Brunnen und Wasserläufe bringen visuelles und akustisches Interesse in die Landschaft, wodurch eine harmonische Verbindung zwischen Architektur und Natur entsteht. Bewirtschaftet werden die Gärten in der Nebensaison von insgesamt drei Gärtnern. In der Hauptsaison kommen noch ein paar Saisonarbeiter dazu. Auch hier verabschieden wir uns voller Anerkennung, nachdem wir noch einen kleinen Blick ins Schloss werfen durften, bevor es zu unserer letzten Station, dem Schloss Chambord, geht. Die Bilder können das ganze Ausmaß der handwerklichen Kunst gar nicht wiedergeben. Zumal der Herbst zwar die Bäume in bunte Farben taucht doch auch schon vieles verblüht und verblasst ist.

Schloss Chambord

Schon etwas müde von den ganzen Eindrücken der Schlösser, Parks und Gärten geht doch ein Raunen durch die Journalistengruppe im Shuttlebus, der uns zu unserer letzten Station der Reise bringt. Gleich ist es geschafft, sagt uns der Fahrer. Wir müssen nur noch eben durch den Park fahren. Dass der Park bzw. das Jagdgebiet 5 ½ Hektar groß ist, hat er nicht erwähnt. Fast so groß wie die Fläche von Paris. Wahnsinn.

Schloss Chambord, eines für mich persönlich, neben Chenonceau, der beeindruckendsten Schlösser, die wir bisher gesehen haben, sticht noch einmal heraus als ein Beispiel für eine herausragende Architektur und den Luxus der französischen Renaissance. Seine Baugeschichte begann im Jahr 1519, als der französische König Franz I. beschloss, ein Jagdschloss inmitten der Wälder von Chambord errichten zu lassen. Die Lage wurde gewählt, um die königliche Jagd zu optimieren und die Natur als Teil des königlichen Lebensstils zu integrieren.

Bau und Architektur

Der Bau von Schloss Chambord zog sich über mehrere Jahrzehnte hin und spiegelte die modischen Strömungen seiner Zeit wider. Die architektonischen Entwürfe, die einem von Leonardo da Vinci inspirierten Stil folgen, kombinieren Elemente der französischen und italienischen Renaissance. Besonders markant sind die 440 Räume, die kunstvollen Türme und die exquisite Dachlandschaft des Schlosses, die bis zu 156 Pyramiden und Schornsteine umfasst. Nicht zu vergessen die Einzigartigkeit der doppelten Wendeltreppe, die es so nur auf Schloss Chambord gibt. Sie führt über die Hauptgeschosse des Gebäudes bis zu den Gipfelterrassen, wo sie vom höchsten Turm des Schlosses, dem Laternenturm, gekrönt wird. Zwei Personen, die jeweils eine der Treppen nehmen, sehen sich zwar durch die Fenster im Kern, treffen sich aber nie. Ein schönes Spiel für Kinder. So könnte man sie den ganzen Tag beschäftigen. Diese außergewöhnlichen Merkmale sind aber nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern erfüllten auch funktionale Zwecke, indem sie natürlichen Lichtfluss und Belüftung ermöglichten.

Eine Zeitreise durch die Geschichte

Obwohl das Schloss nicht vollständig abgeschlossen war, wurde es im Laufe des 16. Jahrhunderts ständig erweitert. Franz I. besuchte Chambord häufig und nutzte es als Rückzugsort. Es diente auch als Schauplatz für königliche Feste und Jagdgesellschaften. Der Bau war ein langwieriger Prozess, der mehrere monarchische Herrschaften umspannt.

Die Religionskriege (1562–1598)

Während der französischen Religionskriege wurde das Schloss Chambord zeitweise vernachlässigt. Die Kämpfe zwischen Katholiken und Hugenotten führten zu Unsicherheit und Unruhen, wodurch die königlichen Besuche seltener wurden. Die politische Instabilität hatte Auswirkungen auf die Instandhaltung und den Gebrauch des Schlosses.

Restauration durch Ludwig XIV. (17. Jahrhundert)

Ludwig XIV., bekannt als der Sonnenkönig, nutzte Chambord im 17. Jahrhundert weniger als Jagdschloss und mehr als Ort repräsentativer Feste. Der Schlosskomplex wurde restauriert und erweitert, um das königliche Ansehen zu wahren. Der Barockstil fand Einzug und es wurden größere Gärten angelegt, die die Pracht des Schlosses unterstreichen sollten.

Die Französische Revolution (1789–1799)

In der Zeit der Französischen Revolution wurde das Schloss von der aristokratischen Elite aufgegeben und fiel in einen Zustand der Verlassenheit. Einige seiner kunstvollen Schätze wurden geplündert oder gingen verloren, während andere vor Zerstörung bewahrt blieben. Chambord wurde zunehmend als ein Symbol der Monarchie betrachtet und war stark von den politischen Umwälzungen betroffen.

Rettungsmaßnahmen im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert, als das Schloss Chambord zunehmend als nationales Erbe anerkannt wurde, ergriffen prominente Persönlichkeiten wie Prosper Mérimée und Eugène Viollet-le-Duc Maßnahmen zur Restaurierung des Schlosses. Diese Anstrengungen trugen dazu bei, die vielen einzigartigen architektonischen Merkmale und das kulturelle Erbe des Schlosses wiederherzustellen.

Weltkriege, Erhaltung, kulturelles Erbe

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 bis 1871 diente das Schloss als Lazarett und war Schauplatz eines Gefechts zwischen französischen und deutschen Truppen. Dabei wurde das Schloss von hessischen Truppen, unter Hauptmann Kattrein, gestürmt. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Schloss als Depot für ausgelagerte Objekte des Louvre, um sie vor Zerstörungen zu schützen. Heute ist das Schloss Chambord ein UNESCO-Weltkulturerbe und in staatlicher Hand.

Schloss Chambord zieht jährlich zahlreiche Touristen an. Das wundert mich allerdings nicht. Auch ich bin geflasht vom Anblick dieses Schlosses. Und wie ich so davor stand, überkam mich der Gedanke, dass es so aussieht wie das Schloss aus dem Disneyfilm: “Die Schöne und das Biest” und et voilá. Als ich recherchierte, bestätigte sich meine Vermutung. Die Disneyzeichner haben Schloss Chambord als Inspiration genutzt für den Zeichentrickfilm.

Es ist allerdings nicht nur ein Beispiel für die französische Geschichte und Architektur, sondern auch ein Ort, der Kunst, Kultur und Natur verbindet. Im Schloss finden regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und kulturelle Veranstaltungen statt, die die reiche Geschichte und den zeitgenössischen Einfluss des Schlosses weiterführen. Führungen durch das Schloss, Familienführungen, Familienworkshops, eine Pferde- und Greifvogelshow, Naturrallye und vieles mehr können gebucht werden. Die Geschichte lebt. Und nicht nur die Geschichte. Die Gärten und Parkanlagen von Schloss Chambord sind wie erwartet Meisterwerke der Landschaftsgestaltung. Sie zeichnen sich durch eine harmonische Verbindung von Natur und Kunst aus.

Historische Bedeutung und Gestaltung

Die Gärten von Chambord sind das Ergebnis visionärer Planung im 16. Jahrhundert, als König Franz I. das Schloss errichten ließ. Der Garten im französischen Stil, bekannt als „Jardin à la française“, ist durch klare, geometrische Linien und symmetrische Anordnung geprägt. Diese Gestaltungsmethode spiegelt die damalige Philosophie wider, die Natur zu zähmen, vor allem die Domestizierung des zum Schloss angrenzenden Flusses Cosson, einem Nebenfluss der Loire. Die Natur zähmen und sie in eine geordnete, ästhetisch ansprechende Form zu bringen. Allerdings gelang ihm dies nicht in seiner Zeit. Erst Ludwig XIV. gelang es in Teilen, die Arbeiten an dem zu versumpfen drohenden Gelände unterhalb des Schlosses anzufangen.

Die Elemente der Gärten

Die Gärten von Schloss Chambord sind in verschiedene Bereiche unterteilt, die jeweils eigene Merkmale aufweisen und so, wie man es jetzt besichtigen kann, erst seit 2017 gibt. Die zentralen Elemente sind:
Die formalen Gärten: Diese repräsentieren die klassische französische Gartenkunst, in der präzise angelegte Beete mit blühenden Pflanzen und gepflegten Hecken harmonieren. Die geometrischen Muster fördern ein Gefühl von Ordnung und Schönheit. Mehr als 600 Bäume, geometrisch angelegt, 840 Sträuchern, 100 Rosensträuchern, 15.640 Pflanzen, die die Grenzen abgrenzen, wurden gepflanzt.

Die Nutzgärten: Sie sind nicht nur funktional, sondern auch ein Beispiel für die damalige Selbstversorgung. Hier finden sich Kräuter, Obstbäume und Gemüsebeete, die den Besuchern die Vielfalt der gärtnerischen Pflanzen nahebringen.

Die Parkanlagen: Um das Schloss und die Gärten herum erstrecken sich weitläufige Rasenflächen (18.874 m²) und Waldgebiete, die ein reichhaltiges Ökosystem beherbergen. Diese zusätzlichen Grünflächen sind perfekt für Spaziergänge und bieten majestätische Ausblicke auf das Schloss.

Die Geschichte von Schloss Chambord ist eine faszinierende Reise durch die Zeit, die die Entwicklungen der Architektur, der Kunst und der Politik in Frankreich widerspiegelt. Es steht als Denkmalschutz nicht nur für die vergangene Pracht, sondern auch für die tiefgreifenden Herausforderungen, die das Erbe der menschlichen Kreativität und des kulturellen Austausches prägen.

Gerne hätte ich im Anschluss an die Gartenführung noch eine Schlossbesichtigung drangehängt, doch der Nachmittag neigt sich dem Ende zu. Es wird schon langsam dunkel. Die große Eingangstür ist schon verschlossen und wird extra für uns noch einmal mühevoll geöffnet, damit wir uns wenigstens die unglaubliche Wendeltreppe ansehen können. Auf uns wartet im Jagdzimmer im Nebengebäude exklusiver Wein aus eigener Herstellung. Bei einer genussvollen Weinverkostung schwelgen wir im 16. Jahrhundert und stellen uns die feine Jagdgesellschaft in diesem Zimmer vor. Das Märchenschloss lädt zum Träumen ein, wobei ich wahrlich nicht zu dieser Zeit hätte leben wollen. Aber träumen darf man ja mal. Alles hat ein Ende und auch unsere Reise geht nun zu Ende.

Nach einem stilvollen Dinner und einer kurzen Nacht im Relais des trois châteaux, geht es wieder in Richtung Heimat. Vier aufregende Tage sind nun vorbei.

Seit vielen Jahren besteht auch ein enger Austausch zwischen dem Verein “Parks und Gärten” der französischen Region, sowie den „Gartenträumen Sachsen-Anhalt“, zuletzt mit einer Ausstellung, die in beiden Regionen zu sehen war. Mehr dazu hier:

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Fazit:

Jedes Schloss und jeder Garten hat eine wundervolle, faszinierende, eigene Geschichte und ist auf seine eigene Art außergewöhnlich, einzigartig und individuell. Doch sie haben alle drei Dinge gemeinsam: Eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht, Schlossgärten und Landwirtschaft. Ein großer Teil wird in den Anbau alter Gemüsesorten investiert. Und auch die Pflanzen werden im Laufe der Zeit dem Klima angepasst.

Man sollte meinen, wenn man einen Garten gesehen hat, hat man alle Gärten gesehen, aber das ist weit gefehlt. Jeder der Gärten ähnelt sich auf eine Weise, aber dennoch sind sie immer wieder anders obwohl es doch fast immer die gleichen Pflanzen sind die in den Gärten blühen und gedeihen. Vor allem der Kohl sticht immer wieder heraus. In allen Farben und Formen, die es gibt. Manchmal riecht man den Kohl schon von Weitem. Nun ja, der Herbst ist ja auch Kohlzeit und das nicht nur in Frankreich. Ich kann mir wieder einmal bildlich vorstellen, wie die Gärten der Schlösser im Frühjahr erwachen und erblühen und im Sommer in voller Pracht stehen. Wir haben auf unserer Reise ja nur 6 von über 100 Schlössern in Frankreich gesehen und gerne hätte ich mich bei dem ein oder anderen Schloss etwas länger aufgehalten. Doch leider war es nicht möglich. Ein Grund, um wiederzukommen.

Vielen Dank auch an unseren Chauffeur Mario von Val de Loire Travel, der uns sicher von Schloss zu Schloss befördert hat.

Die Redakteurin wurden von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH und der Region Centre-Val du Loire eingeladen. Die Kosten für die Reise wurden von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH sowie der Region Centre-Val du Loire übernommen. Die anschließende Berichterstattung erfolgte aufgrund authentischer Erlebnisse der Redakteurin. Die Agentur sowie ihre Mitarbeiter und Kooperationspartner hatten keinen Einfluss auf die Berichterstattung.

Text und Bilder: Alexandra Rüsche 

 

     

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.

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