Von München nach Venedig mit dem Fahrrad. Für den Radprofi mit Sicherheit kein größeres Problem. Aber für den “normalen” Radfahrer? Ist so eine Radreise eigentlich zu schaffen? Wie weit ist es denn von München bis nach Venedig? Wie lange braucht man denn bis dorthin? Und ist das denn überhaupt möglich mit dem Fahrrad über die Alpen? Fragen über Fragen, die ich mir auch gestellt habe, als das Angebot kam. Heute kann ich sagen: Ja, das geht. Sogar sehr gut. Meine ersten Bedenken, ob das für mich, die, die so gut wie nie Fahrrad fährt, zu schaffen ist, legten sich sehr schnell, als ich sah, dass unsere Räder E-Bikes waren. Na Gott sei Dank. Rund 560 km und 3.000 Höhenkilometer sind es bis nach Venedig. Im Normalfall ist man mit dem Rad da schon 8-10 Tage, durch 3 Länder, unterwegs. Wir sind allerdings nur 3 Tage mit dem Rad unterwegs, 4 Tage insgesamt. Natürlich fahren wir nicht die ganzen 560 km mit dem Rad. In unserem Artikel möchten wir unseren Lesern diese wirklich schöne Radstrecke vorstellen und inspirieren, vielleicht auch mal etwas Neues auszuprobieren.
Nach einer ausführlichen Einweisung geht es, vom Hotel Bauer aus in München, los. Unsere bereits schon aufgeladenen E-Bikes werden uns freundlicherweise von FunActive Tours aus Toblach, dem Spezialisten für Radreisen im nördlichen Italien, zur Verfügung gestellt. Natürlich fahren wir nicht alleine drauf los. Gerhard Schubert steht uns als professioneller Tour-Guide immer zur Seite. Aber nicht nur Gerhard steht uns immer zur Seite. Auch Claudia Tscherne, von der Agentur Weitblick, steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Nicht zu vergessen unseren unermüdlichen Busfahrer Siegfried, der immer die Ruhe bewahrt hat.
Tag 1 unsere Radreise von München nach Venedig
Die erste Etappe führt uns erst einmal ein Stück durch die Innenstadt Münchens, vorbei am Deutschen Museum auf den Isarradweg. Nun fahren wir flussaufwärts in Richtung Tegernsee. Vorbei am Tierpark Hellabrunn radeln wir gemütlich in Richtung Wolfratshausen. Die Isarauen sind zwischen der Reichenbachbrücke und dem Flaucher zu einem beliebten Naherholungsziel geworden. Entlang des Isarufers führt uns der Radweg durch die geschützte Wildflusslandschaft Pupplinger Au, direkt am Flussufer. Dieser Weg ist überwiegend eben, asphaltiert und leicht befahrbar bis auf wenige Schotterstrecken und einer kleinen Steigung. Aber der Weg ist das Ziel.
Und unser erstes Ziel ist ein Zwischenstopp in Egling beim Gasthaus zum Bruckenfischer. Dort können wir uns bei den noch sommerlich-heißen Temperaturen erst einmal erfrischen und stärken bevor es weitergeht. Unser nächstes Ziel ist die Floßabfahrstelle Marienbrücke in der Pupplinger Au bei Wolfratshausen. Wer einen unvergesslichen Tag erleben möchte, kann von hier aus bis nach München-Thalkirchen eine lustige Floßfahrt mit bayrischer Musikkapelle buchen. Von hier aus führt uns die Reise an den wunderschönen Tegernsee. Allerdings nicht mit dem Rad, sondern mit dem Reisebus. Sonst schaffen wir unser Etappenziel für den heutigen Tag nicht. Am Gut Kaltenbrunn steigen wir jedoch wieder um auf das E-Bike. Nun radeln wir ein Stück des Weges lang bis ins Bräustüberl am Tegernsee. Diese Strecke führt teilweise leider an der Straße entlang, die natürlich an so einem herrlichen Tag ein sehr hohes Verkehrsaufkommen aufweist. Das Bräustüberl ist für uns an diesem Tag Rad-Endstation. Die E-Bikes werden auf den Hänger geladen. Wir genießen die warmen Sonnenstrahlen bei einem kühlen Getränk. Vor uns liegt die Schlosskirche St. Quirinus und der idyllische Tegernsee. Zum Übernachten geht es mit dem Bus nach Bad Tölz in das Posthotel Kolberbräu. Am Abend stehen rund 41 km auf unserem Fahrradtacho. Für den ersten Tag gar nicht mal so schlecht. Um die ganzen 560 km in 8-10 Tagen zu schaffen, sollte man allerdings zwischen 60-80 km am Tag fahren. Das kann man aber ganz individuell bei der Planung einberechnen. Der Eine oder Andere braucht zwischendurch eventuell auch mal eine kleine (Popo) Pause und möchte lieber einen Sightseeing oder Shopping Tag einlegen. Oder vielleicht auch einen Wellness Tag.
In der Abenddämmerung gibt es vor dem Abendessen noch eine kleine Stadtführung. Die Kurstadt an der Isar ist weitestgehend bekannt aus der Fernsehserie “Der Bulle von Tölz” mit Ottfried Fischer. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es im Ort ein Museum über die bekannte Fernsehserie gibt. Unser Hotel liegt in der historischen Marktstraße, umgeben von barocken, malerischen Gebäuden. Auf unserer Stadtführung bekommen wir auch einen kleinen “Stamperl” in der Enzianbrennerei „Schwaighofer“, eine Traditionsbrennerei, die 1890 gegründet wurde. Hier wird der Gast mit Spezialitäten aus eigener Herstellung wie mit dem “Tölzer Leonhardischnaps”, dem “Tölzer Alpenkräuterlikör”, dem “Tölzer Lebkuchenlikör” und vielen weiteren Spirituosen verwöhnt. In der kurzen Zeit der Stadtführung bekommen wir die Tölzer Geschichte in Kurzform erzählt. So zum Beispiel auch, dass der Originalschauplatz der Verfilmung “Die Brücke” nach dem autobiografischen Roman von Gregor Dorfmeister (Pseudonym Manfred Gregor) über die letzten Kriegstage von 1945 sich an der Isarbrücke in Tölz abspielte. Ihm zu Ehren wurde gegenüber der besagten Brücke ein Denkmal errichtet. Er selber missachtete als 16-Jähriger Kindersoldat den Befehl die gerade verteidigte Brücke zu sprengen, in dessen Gefecht seine Kameraden allesamt ums Leben gekommen sind, desertierte und überlebte als Einziger seiner Klassenkameraden den Angriffen der US-Amerikaner. Natürlich wandeln wir auch auf den Spuren Ottfried Fischers (Der Bulle von Tölz). Wir spazieren durch die engen Gassen, erklimmen die Stufen zur Kirche und laufen über Brücken, alles Wege die auch Ottfried Fischer in seiner Filmrolle als Bulle von Tölz abgelaufen ist.
Tag 2 der Radreise
Zeitig am Morgen brechen wir zunächst einmal mit dem Bus nach Achenkirch an den Achensee zu unserer nächsten Etappe auf. Auf dem Sylvensteindamm machen wir einen kurzen Fotostopp. Der Blick über den See ist aber auch absolut traumhaft. Zwei Wasserkraftwerke am Damm dienen der Stromerzeugung. Er wurde von 1954-1959 zum Hochwasserschutz gebaut. Versunken im See liegt das Dorf Fall. Vor der Flutung wurde das Dorf abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Wir fahren weiter. Der Achensee ist nicht mehr weit entfernt. An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass diese Strecken auch alle mit dem Fahrrad zu fahren sind. Ein gut ausgebautes Radwegenetz weist Ihnen den genauen Weg.
Der Achensee liegt vor uns. Die Räder werden abgeladen, nun geht es mit den E-Bikes weiter.
Achensee
Eingebettet zwischen dem Karwendelgebirge im Westen und den Brandenberger Alpen im Osten ist der Achensee der größte See Tirols. Aufgrund der Größe des Sees und den optimalen Windverhältnissen bietet er Seglern und Surfern ein wahres Paradies für den Wassersport. Badegäste können sich an heißen Sommertagen in dem kühlen Nass erfrischen, denn der Gebirgssee erwärmt sich kaum über 20 Grad. Viele bezeichnen den Achensee auch als “Tiroler Meer”. Glasklares Wasser, mit einer Sicht bis zu 10 Metern unter Wasser, machen den Achensee zu etwas ganz Besonderem. Die Landschaft um den Achensee herum ist einfach atemberaubend. Kann es noch schöner werden?
Auf unserer Radreise geht es nun weiter Richtung Maurach und dann Richtung Jenbach. In Jenbach werden die Bikes wieder auf den Hänger geladen und mit dem Bus werden wir nach Innsbruck, der Landeshauptstadt von Tirol, befördert. Ein kleiner Spaziergang durch den Hofgarten Park und die Altstadt Innsbruck darf natürlich nicht fehlen. Nach dem Mittagessen geht es schon wieder weiter. Unser Tagesziel haben wir schließlich noch nicht erreicht. Zunächst einmal geht es mit dem Bus über den Brenner bis nach Mühlbach ins Pustertal. Von Mühlbach geht es erst einmal in Richtung Bruneck, St. Lorenzen. Von hier aus geht es dann wieder mit dem Rad weiter auf dem Pustertal Radweg Richtung Niederdorf/Toblach. Das Etappenziel unserer Radreise des zweiten Tages. In Niederdorf angekommen zeigt unser Tachometer nicht ganz 51 km an. Wir steigern uns. Meine Übernachtungs-Herberge für diese Nacht ist das historische Hotel Emma in Niederdorf. Im Hotel Gasthaus Adler lassen wir den Abend bei einem reichhaltigen 3-Gänge-Menü ausklingen.
Tag 3
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Transferbus zunächst einmal nach Toblach. In Toblach besuchen wir den Bike-Shop von Freddy Mair. Der ehemalige Radsportprofi gründete nach seiner erfolgreichen Karriere 2002 seine Firma “FunActive Tours”. Mit seinem Know How und der Liebe zum Fahrradsport und seiner Heimat organisiert er erst einmal Fahrradtouren in Italien und Österreich. Das Interesse an organisierten Fahrradtouren wächst zunehmend. Mittlerweile bietet Freddy Mair Fahrradtouren durch ganz Europa an. Für alle Radtouren werden übrigens auf Anfrage auch Leihräder zur Verfügung gestellt. Freddy Mair organisiert aber nicht nur Radtouren. Trekking Touren sowie Langlauf-Touren mit und ohne Begleiter können ebenfalls gebucht werden. Ein Stück des Weges wird uns Freddy Mair begleiten. Wir fahren mit dem Transferbus von Toblach in das Höhlensteintal zum Drei-Zinnen-Blick.
Dolomitenradweg
Die Drei Zinnen sind eines der bekanntesten Wahrzeichen der Dolomiten und Südtirols. Sie sind vor über 200 Millionen Jahren entstanden und ziehen Besucher aus der ganzen Welt in den Naturpark Drei Zinnen. Die Drei Zinnen sind nicht nur beeindruckend und außergewöhnlich sondern auch wirklich schön anzusehen. Seit 2009 gehören sie zum UNESCO Welterbe. In Landro hat man einen fantastischen Blick auf die Nordwände der Drei-Zinnen. Bei einem Blick nach Süden erhält man einen weiteren Blick auf eine mächtige Berggruppe. Die imponierende Berggruppe des Monte Cristallo.
Der Tegernsee und auch der Achensee hinterlassen schon große Faszination bei mir, aber die Dolomiten favorisiere ich eindeutig. Die Berge sind einfach nur grandios. Wir radeln durch eine wirklich faszinierende Landschaft. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Allerdings muss ich mich auf unserer Radreise schon sehr auf den Weg konzentrieren, der überwiegend doch sehr steinig ist. Bilder können diese atemberaubende Schönheit der Berge und der Landschaft gar nicht wiedergeben. Das muss man einfach erleben.
Wir radeln bis nach Cortina d’Ampezzo. Am Passo Cimabanche machen wir erst einmal Halt. Der 1530 m hohe Gebirgspass ist der höchste Scheitelpunkt der in den Dolomiten gelegenen Passhöhe. Von nun an geht es auf unserer Radreise stetig bergab mit uns. Auf in den Skiort Cortina d’Ampezzo, der vor allem durch die olympischen Winterspiele von 1956 bekannt geworden ist. Cortina ist Teil des Gebietes Dolomiti Superski, zu dem auch der Passo di Falzarego mit seinen Abfahrten gehört. 2021 wird in Cortina d’Ampezzo im Übrigen die 46. Alpine Skiweltmeisterschaft ausgetragen. 2026 finden vom 6. Februar bis zum 22. Februar erneut die olympischen Winterspiele statt. Austragungsorte werden Cortina d’Ampezzo gemeinsam mit Mailand sein. Wir radeln noch ein Stück weiter auf dem Dolomiti Radweg und passieren Pieve di Cadore. In Valle di Cadore kehren wir zum Mittagessen in das kleine, direkt am Radweg gelegene Restaurant “La Tappa” ein. Die Besonderheit dieses Restaurants besteht darin, dass die Mitarbeiter des Restaurants alle ein Handicap haben. Respekt. Nachdem wir uns ausreichend gestärkt haben, geht es mit dem Transferbus weiter bis nach Treviso. Von Treviso weiter entlang der Sile, mit dem Rad bis nach Mestre. Mestre ist unser Ziel für diesen letzten Tag unserer Radreise. Von Mestre aus ist es nicht mehr weit bis nach Venedig. Nach unserer Ankunft im Leonardo Hotel verbringen wir den letzten Abend unserer Radreise in einer sehr schönen und angesagten Lokalität. Bei einem guten Wein und einem hervorragenden 3-Gänge Menü lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.
Tag 4 – Venedig
Am nächsten Tag geht es nach Venedig. Aber nicht mit dem Fahrrad. In Venedig dürfen weder Fahrräder, E-Bikes, Scooter oder Ähnliches zur Fortbewegung genutzt werden. Von Mestre aus gibt es verschiedene Möglichkeiten in die Lagunenstadt mit ihrem historischen Zentrum Venedig zu gelangen. Mit Bus und Bahn kommt man ebenso in die ehemalige Hauptstadt der Republik Venedig. Wir nehmen vom Flughafen Marco Polo aus das Wassertransferschiff “Alilaguna” Mit der blauen Linie fahren wir bis zur Haltestelle Lido S.M.E. Dort werden wir von unserem Stadtführer herzlich empfangen. Viel Zeit bleibt uns leider nicht bis wir wieder zurück zum Flughafen müssen. Natürlich besichtigen wir auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie den Markusplatz mit dem Markusdom und die Rialto Brücke über dem Canal Grande. Wir spazieren auch durch die engen Gassen und bewundern den regen Gondelverkehr durch die Kanäle von Venedig. Seit 1987 zählt Venedig und seine Lagune zum UNESCO Weltkulturerbe. Es ist gar nicht so einfach sich in den engen, verwinkelten Gassen zurechtzufinden. Für einen Aufenthalt in Venedig sollte man sich etwas mehr Zeit mitbringen als 2-3 Stunden. Der Abflugtermin rückt leider näher und die Alilaguna wartet nicht. Zurück zum Flughafen nehmen wir die schnellere rote Linie.
Die Radtour ist ein besonderes Erlebnis. Wer ein wenig Spaß am Radfahren hat, sollte dies unbedingt einmal ausprobieren. Dabei kann ja jeder für sich selbst entscheiden wieviel Kilometer man am Tag fährt, einen längeren Zwischenstopp an einem der vielen schönen Orte entlang des Radweges macht und wie lange man unterwegs sein möchte. Individueller geht es kaum. Und mit dem richtigen Reiseveranstalter an seiner Seite, die für das Rundum-Sorglos Paket sorgen, wird die Radreise bestimmt kein langweiliges Unterfangen. Selbst Kinder können mitradeln. Die sollten jedoch nicht jünger als 14 Jahre sein. Natürlich muss man nicht gleich diese Tour buchen. Zum Einstieg in die Radwelt gibt es sicherlich auch andere sehr schöne Radtouren, die Sie sich von den Radtour-Spezialisten zusammenstellen lassen können.
Videoimpressionen „Radreise von München nach Venedig“
Weitere Informationen erhalten Sie unter Feuer und Eis Touristik GmbH, FunActive Tours und die über die offizielle Seite der München Venezia
Text und Bilder: Alexandra Rüsche
Videoschnitt: Amei Schüttler
Die Redakteurin wurde von der Feuer und Eis Agentur sowie von FunActive Tours eingeladen und unterstützt. Die Agenturen trugen die Bewirtungen, Übernachtungskosten sowie die An- und Abreise. Die anschließende Berichterstattung erfolgte aufgrund authentischer Erlebnisse der Redakteurin. Die beteiligten Agenturen und ihre Mitarbeiter hatten keinen Einfluss auf die Berichterstattung.