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Wanderreiten Mühlviertler Alm – Erholung und Abenteuer in Einem

     

Für fast jeden Reitbegeisterten gehört das Wanderreiten zur Erholung und zur Entspannung einfach dazu. Das durfte nun auch ich Erfahren. Die Reise ging in das schöne Oberösterreich, in das Pferdereich Mühlviertler Alm. Das Paradies für alle Reit Fans. Uns wurde speziell der Johannesritt ans Herz gelegt. Ein 110 km langer Reitweg an dem man an 12 Pilgerstationen zur Ruhe, Entspannung und zur Besinnung kommen soll. Raus aus dem Alltag, rein in die Erholung. Doch Erholung und Entspannung ist das nur, wenn man auch mit allen Sinnen genießen kann. Es nützt nichts diesen Weg in kürzester Zeit abzureiten. Sich die Zeit nehmen und zur inneren Ruhe zurück zu kommen, Zeit nehmen zum Genießen und Entspannen. Hindurch durch hügelige Wälder, auf schmalen Pfaden und ruhig fließenden Bächen.

Wanderreithof Kern Foto: Tourismusverband Mühlviertler Alm

Wanderreithof Kern

Wir starten in Unterweißenbach, einer Marktgemeinde im Bezirk Freistadt im Mühlviertel. Die Gemeinde hat rund 2174 Einwohner und umfasst 16 Ortschaften. Wir sind zu Gast bei Familie Kern auf dem Wanderreithof Kern. Von hier aus starten wir in unser Abenteuer. Da ich als ungeübter Reitanfänger nicht wirklich weiß was so auf mich zukommt, bin ich dementsprechend sehr aufgeregt. Ein herzlicher Empfang von Sabine Kern und ihrer Appenzeller-Mischlingshündin Indira ist da schon mal ein guter Anfang. Natürlich habe ich im Vorfeld einige Reitstunden genommen, aber vor lauter Nervosität zweifle ich ob ich das überhaupt schaffen werde. Mir ist dabei durchaus bewusst, dass ich, für das Erlebnis “Wanderreiten”, Schmerzen in meinem Podex in Kauf nehmen muss. Doch ein wenig meiner Angst wird mir genommen. Meine erfahrenen Reiter Kolleginnen nehmen mich wie selbstverständlich in Ihren Kreis auf und sprechen mir Mut zu.

Bei einem gemütlichen Abendessen wird der anstehende Wanderritt besprochen. Eine unruhige Nacht, in einem der schönen Zimmer des Wanderreithofs, besteht mir vor. Mein Zimmer ist nach der Pferderasse “Lipizzaner” benannt. So hat jedes der gemütlich eingerichteten Zimmer einen eigenen sehr persönlichen Namen. Wunderbar ist hier auch die Aussicht ins Grüne bzw. auf die Koppel, wobei es hier wohl durchaus möglich sein kann, beim morgendlichen Aufwachen in ein treues Pferdegesicht zu schauen. Oder beim Einschlafen die Pferde zu beobachten. Idyllischer geht es wohl kaum.

Eine Offenstallhaltung kommt der ursprünglichen Lebensweise der Pferde sehr nah

Eines der gemütlich eingerichteten Lodges auf dem Wanderreithof Kern
Der Ausblick aus dem Fenster der Lodges ist einfach Traumhaft
Es gibt nicht nur Pferde auf dem Kerner Hof. Die Hofkatze hält den Hof Mäusefrei und ist für jede Streicheleinheit zu haben.
Indira ist die treue Begleiterin von Sabine Kern

Der Hof liegt ein wenig Abseits, umgeben von der wunderschönen Natur. Die Pferde des Hofes können sich hier auf dem ca. 4 ha großem Areal austoben. Die Offenstall Haltung macht die Pferde zu robusten, nervenstarken und ausgeglichenen Tieren. Auch für Urlauber Gastpferde stehen 9 Boxen und ein Offenstall für 2 Pferde zur Verfügung.

Auf dem Wanderreithof Kern genießt man so richtig seinen Urlaub, entweder mit eigenem Pferd oder mit einem der zuverlässigen Kern Pferde.

Über dem gesamten Hof stehen dem Urlauber Sitz- und Ruhemöglichkeiten zur Verfügung. Nach einem aufregenden Wanderritt kann man in der Sauna oder in der Infrarotkabine entspannen. Eine wohltuende Massage kann man im Vorfeld organisieren. Danach gibt es noch ein Gläschen österreichischen Wein in der gemütlichen Weinecke mit Kamin. Hier lässt man den schönen Tag noch einmal Revue passieren, bevor es am nächsten Tag mit einem reichhaltigen Frühstück wieder viel zu Entdecken gibt. Die Lebensmittel, die auf dem Wanderreithof Kern zubereitet werden, kommen vorwiegend aus der Region. Sabine Kern achtet dabei auf Bio Qualität. Beispielsweise das Gemüse bekommt sie oftmals direkt von der Nachbarin. Zum Leidwesen von Vater Felix Kern, lässt Sabine am liebsten vegetarisch kochen. Doch auf gemütliche Grillabende an lauen Sommerabenden wird dennoch nicht verzichtet. Ein bewusster Umgang mit Fleisch schadet ja niemanden. Auch hier kommt dann das Fleisch vom Metzger und nicht aus dem Discounter.

Nach dem Wanderreiten kommt die Entspannung

Wir kommen in den Genuss von österreichischen Spezialitäten wie Mohnnudeln, Apfelstrudel, Knödel und vielen anderen Leckereien, die die österreichische Küche zu bieten hat.

Willkommen auf dem Kernhof sind aber auch die Nicht-Reiter. Denn die Landschaft der Mühlviertler Alm eignet sich ebenfalls hervorragend zum Mountainbiken und Wandern. Auf seinen nicht reitendem Partner muss man also im Urlaub nicht verzichten. Obwohl… ein entspannter Mädelsurlaub ist auch sehr verlockend.

Die Nordweide

Unsere Wanderreitpferde stellt uns Andreas Kern zur Verfügung. Er betreibt mit seiner Frau die Nordweide. Borat, Berber, Maxl und Nordwind sind ein eingespieltes Team und kennen ihre Heimat ganz genau. Gerade Berber lässt seinen Reiter gerne mal ein wenig im Regen stehen und nimmt hin und wieder einen anderen Weg wie sein Reiter möchte. Nämlich den direkten Weg in den heimischen Stall. Für den erfahrenen Wanderreiter wohl kein Problem. Willensstark sollte man da schon sein.

Maxl ist da eher der ruhigere unter den vier Wallachen. Er neigt schon mal gerne zu einem gemütlichen Päuschen zwischendurch und muss des öfteren ein wenig angetrieben werden. Genüsslich zöckelte er hinter seiner Gruppe her. Huzulen Pferd Borat hat gerne Gesellschaft. In Begleitung seiner Herde kann ihm ja nichts passieren. Er bleibt auch im schwierigen Gelände trittsicher und unerschüttert. Ein Fehltritt beim Wanderreiten lässt ihn und seinen Reiter fast zu Boden stürzen doch er bleibt ruhig, den Schock haben beide schnell überwunden. Vielleicht lag es aber auch an der entspannenden Meditation die Reiterin und Pferd vor dem Ritt gemacht haben.

Wallach Nordwind ist der Chef der kleinen Herde und ein zuverlässiger Lipizzaner Wallach. Ein wenig schreckhaft und wohl gerne auch mal etwas schneller unterwegs. Ein erfahrener Reiter hat mit ihm aber sehr viel Spaß.

Lipizzaner Wallach Nordwind
Felix Kern mit Sam, Tokai und Berber
Borat genießt die kleine Pause beim Wanderreiten
Ein schönes Plätzchen für eine kleine Pause zum Innehalten

Das Konzept der Nordweide ist im Vergleich zum Wanderreithof Kern ein komplett anderes. Hier wohnt man in urigen Blockhäusern, ganz wie im wilden Westen. Die Nordweide eignet sich hervorragend für echte Naturliebhaber und Selbstversorger. Auf eine warme Dusche muss man dennoch nicht verzichten. Die gemütlichen Blockhäuser, im kanadischen Stil, sind allesamt mit Bad, Küchenzeile (Kaffeemaschine, Kühlschrank, Backofen, Wasserkocher), TV und Radio sowie kostenloses WLAN ausgestattet. Das Blockhaus Alabama sogar mit einer finnischen Sauna. Auf Luxus muss auch hier nicht verzichtet werden.

Eigene Pferde sind natürlich auch hier herzlich Willkommen. Für sie stehen eigene Boxen und Paddocks zur Verfügung.

Am Anreisetag werden die Vier von der Nordweide auf den Wanderreithof Kern geholt. Zwei Gastpferde, Sam und Tokai von der Moser Alm werden ebenfalls auf den Kern Hof gebracht. Die beiden ausgebildeten Kutschpferde werden uns ebenfalls die nächsten drei Tage durch die schöne Landschaft des Mühlviertels tragen. Die beiden Lipizzaner Wallache sind ein eingespieltes Team und kaum voneinander zu trennen.

Die Zuteilung der Pferde geschieht nach Reiterfahrung. Da ich wie schon gesagt diejenige mit der wenigsten Reiterfahrung, und schon gar nicht im Gelände bin, wird mein treuer Begleiter für die nächsten drei Tage Lipizzaner-Wallach Sam sein. Ein sehr tritt,- geländesicheres und ruhiges Pferd. Allerdings sehr auf seinen Kumpel fixiert, wie sich noch rausstellen wird. Na wenn das mal nicht ein gutes Ohmen ist… Zimmer mit dem Namen Lipizzaner und nun auch noch einen Lipizzaner für das Abenteuer Wanderreiten.

Die vier von der Nordweide
Sam und Tokai von der Moser Alm

Johannesritt – Der 1. Tag

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es endlich los. Das übliche Prozedere der Reisevorbereitung (Hufe auskratzen, Fellpflege etc…) ist schnell erledigt. Ab geht es erst mal in die Reithalle. Nachgurten, Aufsitzen, ein paar Runden im Schritt gehen und dann in einer geordneten Reihenfolge ins Gelände. Da die vier von der Nordweide eine Herde bilden, gehen sie zum Schluß. Tokai geht zuerst, danach ich mit Sam. Noch ist alles gut. Ich freue mich auf den ersten Ausritt und bin sehr gespannt durch welche Landschaft ich heute reiten werde. Den Wanderreitführer für die nächsten zwei Tage hat Felix Kern übernommen. Sam ist außerordentlich bemüht den Anschluss an Tokai nicht zu verlieren und fällt ab und zu kurzzeitig in den Trab. Die anderen interessiert das wenig. Im Schritttempo geht es durch die wunderschöne Natur. Das Wetter ist sehr angenehm. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Wir reiten gemütlich auf Waldwegen, durch Dörfer, vorbei an kleinen Kapellen bis zur Stone Hill Ranch nach Königswiesen.

Stone Hill Ranch

Die Stone Hill Ranch gehört ebenfalls zu den Kerns. Chefin ist hier Margit, die Schwester von Sabine und Alex. Auch hier wohnt man in exklusiven Blockhütten, umgeben von Wald und Wiesen. Im Einklang mit der Natur. Der wilde Westen war auch auf der Stone Hill Ranch maßgeblicher Ideengeber. Wer Ruhe und Erholung sucht ist hier genau richtig, ob Reiter oder Nichtreiter. Neun Blockhäuser im Western Style bilden eine kleine Ranch oder Westernstadt. Ein Saloon und ein Store, indem man Urlaubsmitbringsel, regionale Köstlichkeiten und vieles mehr shoppen kann, gibt es ebenfalls.

Wegweiser zu den Blockhäusern
Gemütliche Ausszeit auf der Stone Hill Ranch

Wir machen für einen Zwischenstopp kurz halt und genehmigen uns “Einen” im Saloon. Natürlich nur alkoholfrei, schließlich sind wir noch nicht am Ende unserer Reise. Weiter gehts, diesmal werden die Pferde ein wenig geführt. Auch das gehört zu einem Wanderritt dazu. Immer mal wieder machen wir Pausen um un die schöne Landschaft anzusehen und um uns und den Pferden eine Pause gönnen. Schließlich sind wir ja auch zum Entspannen hier und nicht auf der Flucht. Auch eine der 12 Pilgerstationen wird selbstverständlich angeritten. Wir sind spät dran. Trotz alledem haben wir natürlich auch einen Zeitplan. Wir kehren auf den Kern-Hof zurück und fahren mit dem Auto zum Mittagessen nach Hackstock in das Gasthaus-Café Hager. Eigentlich wollten wir mit den Pferden dorthin, das hat aber zeitlich nicht gepasst. Der Gasthaus-Wirt hält für den Wanderreiter sowohl für Pferd als auch Reiter Speis und Trank bereit. Im Mühlviertel übrigens keine Seltenheit. Ungefähr 55 Betriebe und 14 Gemeinden haben sich auf der Mühlviertler Alm auf den Wanderreit-Tourismus eingestellt. Hier ärgert sich auch niemand über Pferdeäpfel auf der Straße.

Nach dem Mittagessen geht es schon wieder weiter. Am Abend sind wir auf der Moser Alm eingeladen. Dem Heimatstall von Tokai und Sam. Hier treffen wir auf Markus Danninger. Er bewirtschaftet mit seiner Frau und den Schwiegereltern die Moser Alm. Wie auch sonst sind neben allen anderen Besuchern auch Wanderreiter herzlich willkommen. Hier wird sich um das Wohlergehen von Reiter und Pferd gekümmert. Die Moser Alm liegt direkt an fast 700 km langen Mühlviertler-Alm-Reitwegenetz. Neben dem guten Essen bietet die Moser Alm auch Kutschfahrten und  Lehrgänge an. Die Moser Alm verfügt ebenso über optimale Räumlichkeiten für ausgelassene Familienfeiern.

Bei unserer Ankunft auf der Moser Alm kommen wir, neben dem herzhaften und süßen Schmankerln aus der Region, auch in den Genuß bei den Prüfungsvorbereitungen einer anstehenden Vierspänner-Prüfung zu zu schauen.

Die Moser Alm freut sich nicht nur über Wanderer und Wanderreiter, auch E-Bike Fahrer können hier entspannt wieder „auftanken“
Die Vorbereitung für die anstehende Vierspänner Prüfung ist im vollen Gange
Reichhaltiges Abend-Buffet mit regionalen Schmankerl´n auf der Moser Alm

Leider geht es nach dem leckeren Essen schon wieder weiter. Die Maiandacht für Reiter- und Gespannfahrer ruft. Wir fahren mit dem Auto in eine nahegelegene kleine Kapelle. Hier werden schon fleißig Bänke vor die Kapelle aufgebaut. Die relativ kurze Andacht wird mit viel Gesang (hauptsächlich vom Chor mit musikalischer Begleitung zweier Gitarrenspieler ) unter dem freien, sonnigen Himmel abgehalten. Im Anschluss wurde natürlich ein wenig gefeiert. Dazu gehört selbstverständlich ein traditioneller Most, selbstgebackenes Brot und Topfenaufstrich. Und schon wieder Essen. Die Österreicher verwöhnen einen aber auch so richtig. Der aufregende Tag geht langsam zu Ende. Nach dem Most und dem vielen Essen haben wir alle die richtige Bettschwere erreicht. Es geht in unser Quartier. Der nächste Tag verspricht wieder abenteuerlich zu werden.

Die Maiandacht für Reiter-und Gespannfahrer unter dem Himmelszelt

Johannesritt – Der 2. Tag

Auch am zweiten Tag brechen wir nach dem Frühstück auf. Diesmal auf einen Ganz Tagesritt. Auch an diesem Tag brechen wir mit unserem Wanderreitführer Felix Kern auf. Felix Kern ist bekannt dafür, dass er auch schon mal gerne auf nicht ausgezeichneten Reitwegen spazieren reitet. So auch mit uns. Es geht mitten durch den Wald einen Hang hinunter, durch einen breiten Bach und gegenüber den Hang wieder rauf. OK, ich schaue mir das ganze erst einmal an. Mir wird ganz mulmig. Wie soll ich das bloß schaffen. Mir bleibt aber gar nichts anderes übrig, ich muss dadurch. Alle anderen warten auf mich. Ich überlasse die Führung Sam. Er weiß sicherlich was zu tun ist. Vorsichtig geht es erst einmal bergab. Bis hierhin schon mal geschafft. Ebenfalls vorsichtig durch das Wasser. Beim heraustreten aus dem Wasser verliere ich kurzzeitig das Gleichgewicht, fange mich aber wieder. Puh, keine Wasserlandung. Nun geht es bergauf. Im Slalom durch die Bäume. Ich versuche mich leicht zu machen, beuge mich ganz nach vorne, von oben höre ich meine Reit Kolleginnen mir zurufen. Ich höre nicht was sie rufen, bin zu konzentriert auf das was gerade passiert. Sam springt über Geäst und quer liegenden Bäumen. Ich hätte es selber nicht gedacht, ich bin oben angekommen. Ich weiß zwar nicht wie aber ich bin oben. Zwar mit ein paar Schrammen aber an einem Stück. Ich bin Überglücklich. Etwas ruhiger geht es nun weiter. Ich denke das Schlimmste habe ich hinter mir, dachte ich.

Abenteuerlich geht es am zweiten Tag beim Wanderreiten weiter

Wir erreichen Pilgerstation Nummer zwei. Hoch oben im Wald gelegen. Mit dem Pferd nur schwer zu erreichen. Wir lassen sie unten Ausruhen und Grasen. An den einzelnen Pilgerstationen gibt es immer eine Möglichkeit die Pferde anzubinden. Es geht rauf auf den Berg bis zum Kreuz. Hier kreuzen sich Wanderweg mit Wanderreitweg. Es gibt nur einige wenige Berührungspunkte mit Wanderern. In den ganzen drei Tagen sind wir vielleicht auf höchstens sechs Wanderer gestoßen. So genau habe ich nicht mitgezählt. Der Johannesweg wurde so angelegt, dass sich Wanderer und Wanderreiter möglichst wenig in die Quere kommen. Wir halten uns nicht lange auf. Die Pferde und Felix warten auf uns. Wir reiten durch einen “bedachten Reitweg”. Zum Mittag kehren wir in den Jagdmärchenpark Hirschalm ein. Der Jagdmärchenpark ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern. Neben dem Märchenpark gibt es dort eine Sommerrodelbahn, eine Achterbahn, einen Free-Fall Turm einen Kletterpark und eine Spiel Indoor Halle für Regentage. Hüttenurlaub ist hier ebenfalls möglich.

Jagdmärchenpark Hirschalm

Nicht nur wir haben Durst, die Pferde müssen zuerst versorgt werden.

Nach einer ausgiebigen Pause, einem guten Mittagessen und einem Schnaps geht es wieder weiter. Ganz entspannt durch die schöne Natur Oberösterreichs. Unser Ziel ist die Reiterherberge Wirt auf da Hoad in Königswiesen. Hier ist Endstation für die zweite Etappe, hier bleiben auch die Pferde. Sie werden versorgt und bekommen Gastboxen. Unsere Truppe wird mit dem Auto abgeholt und zu unserem Gast-Hof gebracht. Wir starten die dritte und letzte Etappe am nächsten Morgen von der Reiterherberge bis zur Moser Alm. Doch einer wird nicht mitkommen können.

Steil bergauf geht es zur Pilgerstation auf dem Johannesritt. Die Pferde warten lieber unten.

Pilgerstation erreicht. Erst mal Pause machen.

In der Reiterherberge „Wirt auf da Hoad“ kommen Reiter und auch Pferd unter.

Johannesritt – Der 3. Tag

Tokai hat ein Hufeisen verloren. Für ihn geht es leider nicht weiter. Ein Ersatz für Tokai gibt es recht schnell. Eine Reiterkollegin, muss uns leider am Samstagabend schon verlassen, das heißt ihr Pferd ist gerade frei geworden. Auch Felix begleitet uns nicht am dritten Tag. Er hat heute einen wichtigen Termin. Markus Danninger von der Moser Alm, wird unser Wanderreitführer am dritten und letzten Tag sein. Nachdem klar war, dass Tokai nicht mitgehen konnte war ich gar nicht mehr so entspannt. Nach meinen Erfahrungen mit Sam war ich schon recht besorgt ob ich ihn überhaupt händeln kann ohne seinen Kumpel. Für alle anderen kein Problem, für mich aber schon.

Jetzt brauche ich erstmal einen Schnaps. Aufsitzen und los. Schon allein das Losgehen ohne Tokai brachte Sam ordentlich aus der Ruhe. Nun gut, mit viel Widerwillen und Gewieher ist er aber doch hinter seiner kleinen Herde hergezogen. Anfangs brachte ich auch noch die nötige Selbstsicherheit und Kraft mit, die ich aufbringen musste, um Sam zu händeln. Je länger der Ritt wurde verließen mich meine Kräfte und Ruhe. Meine Unsicherheit und Unruhe übertrugen sich auf Sam. Je näher wir wieder zum Heimathof kamen desto schneller wurde er. Stoppen konnte ich ihn nur schlecht. Ich konnte mich einfach nicht Entspannen. Er lief und lief. Zum Glück verfiel er nicht in den Galopp. Ich hatte sichtlich Mühe Sam unter Kontrolle zu bringen. Die herrliche Landschaft konnte ich nur bedingt genießen, zu sehr war ich mit mir und Sam beschäftigt. Diesmal ging der Ritt über ca. drei Stunden (gefühlte sechs Stunden), zwar im Schritt aber allerdings ohne Pause. Vor Anstrengung verließen mich auf den letzten hundert Metern, ganz kurz vor dem Ziel, meine Kräfte.

Bei dem Versuch abzusteigen, knickten mir einfach die Beine unter mir weg. Der Absprung fühlte sich an als ob ich aus drei Meter Höhe auf den Boden krachte. Mir schossen die Tränen in die Augen vor Schmerz, vor Erschöpfung, vor Scham und vor Ärger. Nach ein paar Minuten, nachdem ich in meinen Beinen und Knien wieder Leben fühlte, lief ich lieber zu Fuß weiter. Auf ein Pferd steigen würde ich heute nicht mehr. Aus Mitgefühl liefen einige unserer Wanderreitgruppe mit mir zu Fuß auf die Moser Alm. Aber auch wir kamen an. Jetzt erst mal den Durst löschen, von Pferd und Reiter. Meine letzten Pferdeleckerlie, die ich vor meiner Anreise zur Bestechung gekauft habe, wurden nun noch gerecht verfüttert. Die Pferdebande hat es sich verdient, vor allem der arme Sam. Ich hoffe er hat nicht zu sehr gelitten.

Borat mit Manuela. Die Belohnung haben sich die Pferde verdient.

Die Stunde der Abreise ist gekommen. Nach einem zünftigen Mittagessen, dem berühmten Kistenbrat´l, eine Spezialität auf der Moser Alm, werden wir abgeholt. Es geht wieder Heimwärts.

Hier ein Videomitschnitt vom Johannesritt im Pferdereich Mühlviertler Alm

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Fazit:

Froh, in den nächsten Tagen und Wochen nicht mehr auf ein Pferd steigen zu müssen, waren es doch wundervolle Tage die ich nicht missen möchte. Ich bin froh diese Erfahrung gemacht zu haben und kann einen Wanderritt in der Pferderegion Mühlviertler Alm auf jeden Fall empfehlen. Ein muss für Reiter. Allerdings nur für erfahrene Reiter oder zumindest Reiter die erfahrener sind als ich es bin. Wer sich für einen Wanderritt als Anfänger interessiert, dem rate ich zu einem Intensivkurs, vielleicht auch bei Sabine Kern auf dem Wanderreithof Kern und einem Horsemanship Training. Denn das Verstehen der Pferdesprache ist enorm wichtig für den richtigen Umgang mit seinem Pferd.

Ich bedanke mich recht herzlich bei Markus Danniger, vom Reitverband Mühlviertler Alm, Sabine und Felix Kern vom Wanderreithof Kern, meinen Reitkolleginnen Eva, Annette, Manuela und Marlene, dass sie mir dieses tolle Erlebnis ermöglicht haben sowie auch allen anderen Mitwirkenden. Ganz besonders möchte ich mich auch bei Angi Seel, vom Birkenhof Gestüt in Öhringhausen bedanken. Angi hat mir vor meinem Wanderritt Abenteuer kurzfristig Reitstunden gegeben und sich redlich bemüht, mir in der Kürze der Zeit alle notwendigen Tipps, Tricks, Regeln etc… beizubringen.

Die Redaktion wurde vom Reitverband Mühlviertler Alm eingeladen. Der Reitverband Mühlviertler Alm trug sämtliche Bewirtungen sowie die Übernachtungskosten im Wanderreithof Kern. Der Reitverband Mühlviertler Alm hatte jedoch keinen Einfluss auf die Berichterstattung. Diese erfolgte aufgrund authentischer Erlebnisse.

Text und Fotos: Alexandra Rüsche

Videoschnitt: Klara Lietz 

     

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.

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