Als wir die Stadt in der Küstenregion der Niederlande erreichen, nur einen Katzensprung von der deutschen Grenze entfernt, bietet sich uns ein Panorama von wenig Schauwert: Ansiedlungen von Firmen, schmucklose Wohn- und Bürohäuser, in der Ferne einige Kirchturmspitzen. Vom beschriebenen Flair der mittelalterlichen Stadt keine Spur.
Nur eine Viertelstunde später ist dieser erste Eindruck weggewischt. Wir tauchen ein in das historische Zentrum der alten Hansestadt, fahren auf engen gepflasterten Straßen an Wasserkanälen entlang, die von einem Spalier sich dicht aneinanderschmiegender Häuser gesäumt sind. Ob alt oder neu, klein oder groß, sie alle sind herausgeputzt mit frischen Farben, wirken anheimelnd in ihrer unterschiedlichen Architektur mit Giebeln, Erkern und Türmchen.
Da, wo der Platz es zulässt, laden Cafés und Restaurants mit Tischen und Stühlen im Freien die Gäste zum Entspannen ein. Hier können sie die besondere, dichte Atmosphäre im alten Zentrum in Ruhe bewundern und genießen.
Vom ersten Moment an fühlen wir uns wohl und haben Glück. Unser Hotel „Miss Blanche“ liegt in der Innenstadt, inmitten einer dieser sehenswerten Häuserzeilen, unauffällig.
Über eine einfache schmale Eingangstür betreten wir das alte Haus, das innen zu einem Hotel umgebaut wurde. Die Zimmer sind geschmackvoll mit alten Stilmöbeln ausgestattet, dem Flair der Vergangenheit angepasst.
Uns drängt es nach draußen. Wir schlendern durch die Zwanestraat und die Kromme Ellebog – ein faszinierendes Shoppingparadies. Im Erdgeschoss der vielgestaltigen, attraktiven Häuser reihen sich dicht an dicht kleine Läden, Boutiquen, intime Cafés und Restaurants. Eine verführerische Angebotsfülle, die teilweise auch vor den Geschäften auf dem Gehsteig präsentiert wird. Hier wird Einkaufen zum Erlebnis.
Da gibt es Delikatessen aller Art, Kaffee- und Teespezialitäten, exzellente Handwerkskunst, Mode für Jung und Alt, edle Schmuckstücke und und und… Angesichts der vielen Herrlichkeiten verstehen wir sehr gut, dass dieses wunderschöne Straßenensemble 2016 zur schönsten Einkaufsstraße der Niederlande gekürt wurde.
Ein Kunstwerk für Kunstwerke
Zum individuellen Shopping haben wir jetzt keine Zeit. Unser Ziel ist das Groningen Museum am äußeren Grachtenring, der die historische Altstadt umschließt. Auf einer Insel im Wasser erhebt sich ein supermoderner großer Gebäudekomplex, der schon äußerlich in seiner Vielfalt an Formen und Farben mit den traditionellen Museumsbauten völlig bricht. Einmalig, eigenwillig, extravagant, kubistisch anmutend, ein Kunstwerk für sich – so zeigt sich das neue Groningen Museum dem Betrachter und Besucher.
Der italienische Architekt, Designer und Zeichner Alessandro Mendini hat hier seine künstlerische Vielfalt verwirklicht, eine Herausforderung und Abkehr von etablierten Normen. Das wird auch in der Gestaltung aller Innenräume deutlich sichtbar.
Schon die Eingangshalle beeindruckt den Besucher. Über eine weit ausladende Schale, deren Wände mit kleinen farbigen Mosaiksteinen besetzt sind, erhebt sich auf roten Säulen ein himmlisches Feuermeer.
Außergewöhnlich ist auch die zu einem Kunstwerk gestaltete Wendeltreppe von der Eingangshalle zu den oberen Etagen. Die gewundene Treppe schmücken zig-tausende Mosaiksteine in vielen Farben, anmutend wie ein bunter Sternenhimmel.
Am Fuße des Aufgangs steht ein Pfeiler, der mit den gleichen Mosaiksteinen besetzt auf seiner Spitze eine große Kristallkugel voller Farben trägt, die beim Vorbeigehen aufleuchten. Sie soll suggerieren, dass es in diesem Museum viel zu entdecken gibt. Und wahrlich – es ist eine Schatzkammer aller kunsthistorischen Stile – der Bildenden Kunst, Bildhauerei Theater, Mode und Wissenschaft. Alles hat seinen gleichberechtigten Platz in Raum und Zeit.
Da gibt es Gemälde von Rubens, van Gogh, eine Sammlung zur Geschichte Groningens, Exponate des Kunsthandwerks, chinesisches und japanisches Porzellan und Werke zeitgenössischer Kunst.
Da sind die farbenfrohen Bilder der Groningen Künstlergruppe „De Ploeg“ und anderer nordeuropäischer Expressionisten in drei Sälen zu bewundern.
Doch es sind nicht nur die vielen unterschiedlichen Exponate, die begeistern. Die vielen Pavillons und Säle im Museum sind individuell modern designt und mit kräftigen kontrastierenden Farben gestaltet, die sich den jeweiligen Ausstellungen anpassen. So erlebt der Besucher beim Rundgang eine Farbensinfonie in Rot, Gelb, Blau, Orange, Grün und Violett. Eine gelungene Einheit von Kunstwerken und Raumgestaltung, die ich so noch nicht erlebt habe.
Wer nach Groningen kommt, sollte sich dieses Vergnügen nicht entgehen lassen und möglichst viel Zeit einplanen. Bei uns blieb es leider nur bei einer Stippvisite.
Grachtenfahrt – rund um die Innenstadt
Wir haben Tickets für eine Grachtenrundfahrt. Die Anlegestelle liegt gegenüber dem Museum am anderen Ufer. Die Tour führt auf dem Grachtenring rund um die Innenstadt und raus auf den Eemskanal und wieder zurück. Die großen Panoramafenster bieten gute Sicht nach allen Seiten.
Langsam gleitet unser Boot an den kompakten Häuserfronten der Altstadt vorbei, die zur schönsten Innenstadt der Niederlande erkoren wurde. Wir sind erneut fasziniert, wie mächtige historische Bauwerke, prunkvolle Patriziervillen, alte Bürgerhäuser und Stadttürme mit den neuen modern gestalteten Gebäuden zu einer harmonischen Einheit verschmolzen sind.
Großer Schauwert an den Ufern, aber auch auf dem Wasser. Zahlreiche Brücken überspannen den Grachtenring. Sie lassen sich nur passieren, wenn sie hochgezogen oder geschwenkt werden. Immer wieder ein fotogenes Schauspiel.
Die verantwortungsvolle Regelung des Straßen-und Schiffsverkehrs liegt dabei in den Händen der Brückenwärter. Sie grüßen uns freundlich aus ihren Häuschen. Immer wieder verengt sich unsere Fahrrinne.
Wir schippern an einer langen Kette von Schiffen, Kähnen und Booten aller Couleur vorbei, die an den Ufern vor Anker liegen. Viele sind nicht mehr im aktiven Dienst und haben hier ihren endgültigen Liegeplatz gefunden. Auch wenn der Zahn der Zeit an ihnen deutliche Spuren hinterlassen hat, herrscht Fröhlichkeit an Bord der alten Kähne. Studenten und Schiffsenthusiasten haben sie für sich „gekapert“ und als Wohndomizil umgestaltet. Leben auf dem Wasser – wer hat das schon?
An einigen markanten Stellen haben Groningen Künstler ihre Handschriften direkt am Ufer zur Schau gestellt. Es sind überlebensgroße Figuren, Installationen aus dem Projekt „Kunst unter Brücken“. Nach einer Stunde erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt – beglückt von den schönen Eindrücken, aber auch mit knurrendem Magen.
Wir kehren ein in das Restaurant „Kleine Heerligkheid“, werden schon erwartet.
Wie eine Wohnstube wirkt der kleine Gastraum – gemütlich, intim. Alles, was hier auf den Tisch kommt, ist hausgemacht, wird selbst gekocht, gebraten, gebacken. Darauf ist die Gastwirtsfamilie mit Recht sehr stolz. Die Spezialität Groninger Senfsuppe, das an einem Beutel im eigenen Saft gegarte Fleisch – alle Gerichte munden uns vorzüglich, sind liebevoll angerichtet und werden mit freundlichem Lächeln serviert. „Mutters Küche“ sei Dank.
Abend in der Altstadt
Es ist dunkel geworden. Die Altstadt – ein Lichtermeer. Ein quirliges Treiben herrscht überall, vor und innerhalb der zahllosen Restaurants und Bars. Uns begegnen viele junge Leute, vorwiegend Studenten, die an der berühmten „Hanze Universität Groningen“ studieren. Vierzig bis fünfzigtausend sollen es sein.
Sie machen Groningen zur jüngsten Stadt der Niederlande. Alle sind fröhlich gestimmt, schwatzen laut durcheinander auf dem Weg zur „größten Vergnügungsmeile Europas“. Das ist ein langgestreckter Gebäudekomplex, der drei große alte Häuser miteinander verbindet. Hier locken Bars ohne Ende mit lauter Musik, farbigen Scheinwerfern und prall gefüllten Tresen die jungen Leute an.
Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück in der „Bakkery Blanche“ unmittelbar neben unserem Hotel. Diese kleinen Hausbäckereien sind in Groningen sehr beliebt. Sie bieten für den kleinen oder großen Imbiss alles was zu einem guten Frühstück gehört. Wir genießen die knackigen Brötchen, den duftenden Kaffee, das frisch zubereitete Rührei aus der Pfanne. Ein guter Auftakt für den Tag.
Auf den Spuren der Geschichte
Wir brechen auf zu einem Stadtrundgang. An unserer Seite ein erfahrener Fremdenführer.
Er lässt die reiche Geschichte von Groningen wieder lebendig werden, erzählt über die ehemalige Hansestadt. Im 14. Jahrhundert trat Groningen dem Hanseverbund bei. Alte Kaufmannshäuser, Speichergebäude und Lagerhallen erinnern noch heute an diese Zeit. Aus dieser Epoche stammt auch der gewaltige Komplex des „Provinciehuis“, der aus vier beeindruckenden Gebäudeteilen besteht und Sitz der Provinzverwaltung ist.
Wir kommen zum „Großen Markt“, dem alten Zentrum der Stadt. Blickfang ist hier der Martini-Turm an der gleichnamigen Kirche. Er ist das Wahrzeichen der Stadt, prägt seit 500 Jahren ihr Gesicht. Die Groningen nennen ihn „d olle Grieze“ – der alte Graue. Das knapp 100 Meter hohe Bauwerk ist zu besteigen. Allerdings sind 370 steile Stufen bis zur oberen Plattform zu bewältigen. Doch der Aufstieg lohnt. Der Blick über Groningen ist fantastisch mit den verschiedenen historischen Kirchenbauten, die über das Häusermeer hinausragen.
Dem Turm direkt gegenüber erhebt sich das über 200 Jahre alte Rathaus. Das monumentale neoklassizistische Bauwerk zeigt noch heute Spuren der Kämpfe aus dem 2. Weltkrieg. Ein Denkmal an der rechten Seite des Gebäudes ist General von Rabenhaupt gewidmet. Er verteidigte die Stadt 1672 erfolgreich gegen die massiven Angriffe der Truppen des Bischofs von Münster.
Hinter dem Rathaus fasziniert uns ein reich gestalteter Renaissance-Bau aus dem Jahre 1635 – das „Goldkontor“.
Wir erfahren, es war früher das Steuerkontor später auch Goldprüfstelle.
Am Giebel prangt noch die Inschrift „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“. Heute ist dieses prachtvolle Gebäude ein Café und Restaurant. Zeit auch für uns zum Mittagessen.
Wir besuchen das „t Feithuis“ im Herzen der Altstadt.
Das historische Gebäude, das sich über die Jahrhunderte mehrfach gewandelt hat, ist ein bekannter und beliebter Treffpunkt für die Groninger und ihre Besucher. Klassische und moderne Gestaltung prägen harmonisch das Ambiente der verschiedenen Räume des Stadtcafé-Restaurants. Die Speisekarte bietet eine reiche Auswahl lokaler und internationaler Gerichte. Ich entscheide mich für die Groninger Senfsuppe, frischen Wattenfisch und hausgemachtes Bio-Eis. Ein Gaumenschmaus. Hier kann man nicht nur gut essen. Eine gemütliche Lounge mit Ledersesseln lädt zum Ausruhen und Entspannen, ein langer Lesetisch zum Schmökern ein. Gestärkt geht es mit dem Fahrrad in die nahe Umgebung der Stadt.
Haren liegt unmittelbar (nur etwa 3,5 km) südlich der Provinzhauptstadt Groningen. Haren kann praktisch als mondäner Vorort von Groningen bezeichnet werden. Reiche und bekannte Einwohner von Groningen haben hier ihre Villen gebaut. Auch Arjen Robben, prominenter Fußballspieler vom FC Bayern München, hat sich hier ein Grundstück zugelegt. Wir entdecken eine seenreiche Landschaft mit weiten grünen Wiesen an den Ufern – ein Naherholungsparadies.
Mitten in dieser flachen Ebene erhebt sich ein ungewöhnliches, extravagantes Bauwerk – das „Wand Haus“. Der amerikanische Architekt John Hejduk hat hier seine eigenwilligen künstlerischen Ideen verwirklichen können. Im Zentrum steht eine riesige Betonwand, an die sich zu beiden Seiten die Räume des Hauses anschließen. Zweimal im Jahr können internationale Künstler, Architekten und Schriftsteller für drei Monate in dem Gebäude leben und arbeiten.
Zwischendurch bekommen wir etwas Appetit und unser Guide will uns eine Groninger Spezialität zeigen. Wir kehren ein im Imbiss Paul’s Snacks & Broodjes und bestellen einen Eierball. Der Eierball ist Groningens ganzer Stolz, wenn es um Snacks geht; eine Leckerei zum Fingerablecken. Der Snack besteht aus einem hartgekochten Ei in einer kross gebackenen Hülle. Dieser Ball wird paniert und frittiert. Er schmeckt sehr lecker und ist zudem sehr sättigend.
Ein Stück weiter kommen wir an prächtigen luxuriösen Villen vorbei in altem und neuem Gewande. Für uns ein interessanter Ausflug in die reizvolle Umgebung von Groningen.
Wir speisen am Abend im Restaurant „Zusje van André Doktor“ in einer belebten Einkaufsstraße in Groningen. Hübsch dekoriertes frisches Gemüse in Holzstiegen, daneben kleine lodernde Flammen in einer Feuerschale vor dem Eingang sind anregender Blickfang, hier einzukehren.
Wir betreten einen schmalen Gastraum. An der einen Seite eine lange Bar, die Getränkegenuss im Überfluss verspricht. An der anderen Seite hintereinander gereiht kleine Tische aus edlem Holz. Die Wände sind schwarz gestrichen und mit vielen Bildern und Spiegeln wohnlich dekoriert. Kleine Wandleuchten über den Tischen und kleine Deckenleuchten spenden dezentes Licht. Alles wirkt sehr gemütlich.
Was uns dann aufgetischt wird, ist Genuss pur. Frisches Gemüse auf rohem Schinken, saftiges rosarot gebratenes Fleisch und eine Dessert-Kreation vom Feinsten. Alle Speisen sind kunstvoll angerichtet – ein Augenschmaus für sich. Das Restaurant will mit gutem Essen brillieren. Das ist nicht nur ein Versprechen – hier wird es erlebbar, ergänzt durch edle Getränke und einen überaus aufmerksamen und freundlichen Service. Ein genussreicher Abend.
Ausflug zum Nationalpark Lauwersmeer
Wir sind unterwegs in die Küstenregion der Provinz Groningen. Vorbei an Windmühlen und alten Bauernhäusern erreichen wir nach einer knappen Auto-Stunde den Nationalpark Lauwersmeer.
Jan Willems erwartet uns mit seinem fast 50 Jahre alten Landrover zu einer Safari-Tour in das Naturschutzgebiet. Der gelernte Buchdrucker war jahrzehntelang Förster und Jäger, kennt den Nationalpark wie seine Westentasche. Von ihm erfahren wir, der See Lauwersmeer gehörte einst zum Wattenmeer. Erst der Bau eines langen Deiches trennte 1969 die Meeresbucht von verheerenden Sturmfluten ab, ließ eine schützenswerte Landschaft entstehen, die zum Nationalpark erklärt wurde.
Es ist eine nahezu unberührte Natur, eine Wildnis mit struppigen Wiesen, Sträuchern, Wäldern, ausgedehnten Schilfgürteln und bewaldeten Inseln. Nur auf ausgewählten Wander-und Radwegen darf der Mensch den Nationalpark durchstreifen.
Auf unserer Landrover-Tour legen wir immer wieder Stopps ein, beobachten die riesigen Vogelscharen auf dem Wasser und am Ufer. Auf den Wiesen spielen frei lebende Konik-Pferde, grasen schottische Hochlandrinder.
Jan Willems zeigt uns die überaus reiche Pflanzenwelt mit seltenen Gewächsen und wilden Orchideen, die neben dem Sanddorn mit seinen goldgelben Früchten zu entdecken sind. Der See, so erzählt er, ist nicht nur Lebensraum für viele einheimische Vogelarten, er ist auch ein wichtiger Rastplatz für zig-tausende Zugvögel auf ihrem Weg in den Süden. Es ist ein Paradies für Vogel- und Naturliebhaber.
Urlauber können hier viel unternehmen. Da werden Bootsfahrten angeboten, kann jeder auch Kanus, Segel- und Ruderboote für eine individuelle Tour ausleihen. Wer möchte, kann angeln oder an geführten Wanderungen teilnehmen – auch in der Nacht. Dieses seltene Erlebnis wird möglich, da es hier nahezu keine Lichtverschmutzung in der Atmosphäre gibt.
So ist der Blick frei, auch im Dunkeln, die Pracht eines funkelnden Sternenhimmels zu bewundern. Deshalb erhielt der Nationalpark im letzten Jahr das Prädikat „Dark Sky Park“, das nur 40 Regionen in der Welt zugesprochen wurde.
Wir sind wieder zurück in Groningen, speisen im Stadt- und Terassencafe „Pronk“ in der Altstadt am Fischmarkt. Es zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt mit sichtbaren Spuren der Vergangenheit. Die Gaststätte besitzt mehrere Räume. Die Einrichtung ist stilvoll, modern und klassisch.
Wir nehmen Platz auf der Terrasse im Innenhof mit gemütlichen Lounge-Sofas und wärmespendenden Gaskaminen, viel Grün und dezenter Musik. Auch hier bietet die Küche eine große Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten. Meine Wahl – Rumpsteak als Hauptgericht und pochierte Birne in Vanille mit Karamelleis und Schlagsahne als Nachspeise. Dazu ein herzhaftes Groninger Bier. Alles schmeckt köstlich und versetzt uns in gute Stimmung.
Die Festungsstadt Bourtange
Nahe der niederländischen – deutschen Grenze besichtigen wir auf unserer Rückfahrt noch die Festung Bourtange. Am Informationszentrum empfängt uns in historischer Kleidung Andrea de Leeuwe. Sie führt uns durch die Festung, vermittelt uns die Geschichte dieser Anlage. Im 17. und 18. Jahrhundert war sie ein wichtiges Verteidigungsbollwerk. Errichtet auf einem Sandrücken an der einzigen befahrbaren Straße, die durch ein weites ausgedehntes Moor- und Sumpfgebiet führte. Den Spaniern, die Groningen besetzt hielten, sollte damit der Versorgungsweg abgeschnitten werden.
Wir schreiten an breiten Wassergräben vorbei, die die Festung umschließen, blicken auf die hohen begrünten Schutzwälle, hinter denen hoch aufgereckt eine Bockwindmühle steht. Über eine Zugbrücke dringen wir in den Kern der Festung ein. Kleine alte Steinhäuser, daneben eine Synagoge, säumen die mit alten Steinen gepflasterte Straße.
Dann stoßen wir auf den kleinen malerischen Dorfplatz mit altem Baumbestand, umgeben von Häusern im historischen Stil. Alles verbreitet das Flair der Vergangenheit. Es scheint, als sei die Zeit stehen geblieben. Wir können uns in dieser Kulisse von Bauernhäusern, Soldatenunterkünften, Kapitänswohnung, Kirchen und Pulvermagazin das quirlige Treiben der Soldaten, Bauern, und Marketenderinnen gut vorstellen.
Viele der rekonstruierten Häuser haben heute eine andere Funktion. Da gibt es kleine Souvenirläden, Boutiquen, ein Restaurant, auch ein Hotel mit modern eingerichteten Zimmern.
Bei einem Gang auf dem hohen Schutzwall erkennen wir, dass die Festungsanlage in Form eines Sterns mit fünf Bastionen in die Landschaft gebaut wurde. Alte historische Kanonen geben noch heute Zeugnis von der Wehrstärke der Festung, die nie erobert wurde.
Heute ist die im alten Stil wiedererstandene Festung eine einmalige, sehenswerte Touristenattraktion, ein Museumsdorf und Freizeitort. Hier finden jedes Jahr viele turbulente historische Feste, Märkte, Kanonenschießen und andere Spektakel statt.
Wir nehmen viele schöne Eindrücke von unserem Ausflug nach Groningen und seiner Provinz mit nach Hause. Uns hat die kontrastreiche Stadt mit der harmonischen Mischung aus historischen Gebäuden und moderner Architektur, mit ihren reichen Kulturschätzen und quirlig – fröhlichem Nachtleben fasziniert. Sie ist zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert.
Weitere Informationen bei:
Touristenbüro der Stadt Groningen
VVV Stad Groningen
Grote Markt 29
9712 HS Groningen
Tel.: +31 (0)50 313 9741
Fax: +31-(0)50-3113855
info@vvvgroningen.nl
Text:
Manfred Vieweg
Fotos: