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Schönheit fühlen – Urlaubs- und Freizeitangebote für blinde und sehbehinderte Menschen

     

Ansichtskarten, Fotoalben, Social Media: Sehende arbeiten ihre Reisen praktisch ausschließlich visuell auf. Urlaub ist neben dem Hauptzweck Erholung das Sammeln schöner Bilder. Blinde und Menschen mit starker Sehbehinderung reisen völlig anders. An die Stelle der Betrachtung tritt das intensive Erfassen mit allen anderen Sinnen. Immer mehr Reiseregionen und Sehenswürdigkeiten halten für diese Gästegruppe spezielle Angebote bereit. Die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland (AG) stellt einige der interessantesten Urlaubsideen für Blinde und Sehbehinderte vor.

Foto: Erfurt Tourismus und Marketing
Foto: Erfurt Tourismus und Marketing

– Erfurt: Schatz in der Hand –

Die Erfurter Altstadt ist eine Perle. Der historische Kern der thüringischen Landeshauptstadt ist seit dem Mittelalter fast vollständig erhalten geblieben. Die berühmte Krämerbrücke und wertvollen Patrizierhäuser sind die Hauptattraktionen der Stadt. Auf speziellen Stadtführungen bekommen auch Blinde und Sehbehinderte einen Eindruck von der Pracht der Stadt. Ein Tastmodell vor dem Rathaus gewährt den Einstieg. Im Erfurter Dom und der benachbarten Severikirche steht taktiles Material kostenfrei zur Verfügung. Zu den Höhepunkten Erfurts zählt die Alte Synagoge. Mit Mauerteilen aus dem späten 11. Jahrhundert ist es die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge Mitteleuropas. Bei Tastführungen können das jahrhundertealte Holz und die Steinwände des Gebäudes befühlt werden. Auch dürfen Besucher Replikate eines Schatzes, den ein Jude während der Verfolgung 1349 vergrub, in die Hand nehmen.

– Lausitzer Seenland: Radtour mit Chauffeur –

Das Lausitzer Seenland im Osten Deutschlands ist eine Landschaft im Wandel. Aus stillgelegten Tagebauen entsteht das größte von Menschenhand geschaffene Seengebiet Europas. Blinde und sehbehinderte Menschen können sich bei einer geführten Tandemtour von ausgebildeten Fahrrad-Chauffeuren begleiten lassen. Auf der Fahrt über ebene Radwege schildern sie ihre Eindrücke von der Landschaft. Eine Blindenkarte am Senftenberger See vermittelt eine Vorstellung von Lage und Größe der Gewässer. Einen Abstecher lohnt das Museum Schloss und Festung Senftenberg. Auf speziellen Tastführungen tauchen Besucher hier in die Geschichte ein. Erfühlt werden dabei etwa eine originale Festungskanone sowie auf Tonziegeln hinterlassene Handabdrücke der Erbauer der einstigen Burg. Und im Besucherbergwerk des Schlosses wird mittels ertastbarer Arbeitsgeräte, Fossilien und zutage geförderter Kohle die Bergbaugeschichte der Lausitz anschaulich.

– Ruppiner Seenland: Tastführungen im Schloss –

Im Ruppiner Seenland nördlich von Berlin sind es neben den idyllischen Naturlandschaften die Schlösser und pittoresken Stadtkerne, die das Bild der Region bestimmen. Berühmt ist Schloss Rheinsberg am Grienericksee. Friedrich der Große verbrachte hier seine glücklichsten Tage als Kronprinz. Bei Tastführungen erhalten blinde und sehbehinderte Menschen mittels Stoffmustern, Muscheln und Schnitzereien eine Vorstellung vom Prunk der mit friderizianischem Rokoko-Dekor ausgestatteten Schlossräume. Eine Begleitperson wird aufgrund der historischen Bausubstanz empfohlen. Über die alte Grafschaft Ruppin, die schon Theodor Fontane zum Schwärmen brachte, erzählt das Museum Neuruppin im gleichnamigen Ort. Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ sind an zwanzig Hörstationen im ganzen Haus präsent. Das Museum bietet eine Begleitperson, spezielle Führungen und taktiles Informationsmaterial.

– Eifel: Nationalpark interaktiv –

Weite Hochflächen, tiefe Bachtäler, gesunde Schluchtwälder, kleinflächige Zwischenmoore und seltene Tier- und Pflanzenarten: Der Nationalpark Eifel birgt einen bemerkenswerten Naturschatz. Das neu eröffnete Nationalpark-Zentrum in Vogelsang bei Schleiden lüftet mit der Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ seine Geheimnisse. Auf zwei Etagen lädt die interaktive Ausstellung zum Fühlen, Lauschen, Schnuppern, Erforschen und Ausprobieren ein. Es ist mit einem Blindenleitsystem ausgestattet und Informationen sind auch in haptischer oder Brailleschrift verfügbar. Hörführer stehen bereit. Vertiefungsmöglichkeiten bieten die fünf Nationalpark-Tore an unterschiedlichen Orten der Eifel. Für blinde und sehbehinderte Menschen werden drei besonders empfohlen: In Simmerath-Rurberg stehen die Tiere der Eifel und ihre Lebensräume im Fokus. Nideggen zeigt den Nutzen der Schatzkammer Natur für die Wissenschaft. Und Monschau-Höfen widmet sich den für die Eifel typischen Narzissenwiesen.

– Romantischer Rhein: Schiffstour zum Hören –

Am Romantischen Rhein verbinden sich Naturschönheiten mit Welterbestätten. Imposante Schlösser, Burgruinen und Wachtürme an den Ufern des mäandernden Stroms liefern Stoff für Geschichten und Legenden. Ausflugsschiffe gewähren eindrucksvolle Blicke auf die malerische Landschaft. Für Blinde und Sehbehinderte legt ein Schiff zwischen Bonn und Linz zu einer besonderen Fahrt ab: Auf der Tour „Rheinsinne“ ist ein Ortskundiger an Bord, der die Rheinlandschaft in Worte fasst und aus dem Sagenschatz der Region erzählt. Dazu gibt es Wein zum Kosten sowie Rheinkiesel und Trachytsteine zum Ertasten. Die Fahrt ist auf Anmeldung ab zehn Personen buchbar. Zu den weiteren Höhepunkten im Mittelrheintal gehört das interaktive Museum „RömerWelt“ in Rheinbrohl, das vom einstigen Leben am Limes erzählt. Anfassen und Ausprobieren sind hier ausdrücklich erlaubt.

Informationen zu den Reiseregionen und weitere Ideen für barrierefreie Urlaubs- und Freizeiterlebnisse hält die AG unter www.barrierefreie-reiseziele.de bereit.

Quellennachweis: THIEL Public Relations

     

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.
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