Hochkultur und laue Sommernächte – eine betörende Kombination. Für Menschen mit Behinderungen sind Open-Air-Veranstaltungen jedoch nicht immer ohne Weiteres zu erleben. Die meisten Opern-, Konzert- und Schauspielhäuser sind hierzulande zwar längst auf Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und anderen Handicaps eingestellt. Vor dem Kulturgenuss unter freiem Himmel liegen jedoch noch oft unüberwindliche Hürden. Eine Auswahl barrierefrei zugänglicher Spielorte für diesen Sommer präsentieren die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland.
Erfurt: große Oper auf den Domstufen
Die thüringische Landeshauptstadt hütet einen einzigartigen Schatz aus mittelalterlichen Kirchen und Klöstern, ansehnlichen Patrizier- und Fachwerkhäusern und einzigartigen Bauwerken, wie der ältesten, bis zum Dach erhaltenen Synagoge Mitteleuropas oder der berühmten, komplett bebauten Krämerbrücke. Glanzpunkt ist das monumentale 700 Jahre alte Ensemble aus Mariendom und Severikirche, das die Dächer der Altstadt überragt. Jedes Jahr im Sommer bildet es die beeindruckende Kulisse für die „Domstufen-Festspiele“ des Theaters Erfurt. Vom 11. bis zum 28. August 2016 wird auf den 70 Stufen Giacomo Puccinis Oper „Tosca“ in einer Neuinszenierung von Jakob Peters-Messer gezeigt. Das Veranstaltungsgelände verfügt über barrierefreie Zugänge sowie mehrere Rollstuhlplätze.
Magdeburg: Rockmusical vor gotischer Domkulisse
Im Stadtkern Magdeburgs ergibt sich ein spannender architektonischer Dialog: Die Grüne Zitadelle ist das letzte Projekt des Architekten Friedensreich Hundertwasser, ein poetisches Bollwerk gegen postmodernes Einerlei. In unmittelbarer Nähe steht mit dem Dom St. Mauritius und Katharina ein kostbares Zeugnis mittelalterlicher Baukunst. Die dreischiffige Basilika ist der älteste gotische Bau Deutschlands. Im Sommer finden vor den einhundert Meter hohen Türmen farbenprächtige Open-Air-Inszenierungen statt. Vom 17. Juni bis zum 10. Juli 2016 zeigt das Theater Magdeburg das Rockmusical „Hair“. Die ebene Pflasteroberfläche des Domplatzes ermöglicht Menschen mit und ohne Mobilitätseinschränkung unbeschwertes Kulturerleben.
Fränkisches Seenland: Sommerfestival am See
Im Süden Deutschlands erstreckt sich südwestlich von Nürnberg das kontrastreiche Fränkische Seenland mit sieben großen und mehreren kleinen Seen. Zweitgrößter ist mit viereinhalb Quadratkilometern Wasserfläche der Altmühlsee im weiten Tal des gleichnamigen Flusses. Tagsüber lädt der angestaute See zum Baden, Segeln und Erholen ein, abends lockt er zu den Altmühlsee-Festspielen. Die 13. Auflage der Inszenierung findet vom 23. Juni bis zum 13. August 2016 auf der Freilichtbühne in Muhr am See statt. Zu den Höhepunkten zählen in diesem Sommer die französische Erfolgskomödie „Dinner für Spinner“ und das Hildegard-Knef-Musical „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Das Veranstaltungsareal ist barrierefrei zugänglich, eine Behindertentoilette sowie Behindertenparkplätze sind vorhanden.
Romantischer Rhein: Musikreigen im Mittelrheintal
Das mittlere Rheintal lockt Kulturliebhaber mit einer einzigartigen Dichte an Burgen, Festungen und Schlössern. Beim „Mittelrhein Musik Festival“ sind sie Kulisse für Konzerte, musikalische Lesungen, Tango-, Klassik- und Jazzabende. Mit 18 Veranstaltungen an 16 Spielorten lassen die Festspiele vom 29. April bis zum 11. September 2016 das Mittelrheintal von Mainz bis Koblenz erklingen. Fast alle Spielstätten sind barrierefrei, darunter das Kurfürstliche Schloss Koblenz, der Aussichtspunkt Maria Ruh, das Weingut Matthias Müller sowie die erhabene Festung Ehrenbreitstein, die hoch über dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel, dem Deutschen Eck, thront. Für das besondere Erlebnis gondelt eine Seilbahn über den breiten Fluss hinauf zum Festungsberg. Die Kabinen sind ebenerdig und bieten Rollstühlen ausreichend Platz.
Weitere Ideen für diesen Sommer liefert die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland auf der Website www.barrierefreie-reiseziele.de.
Quellennachweis: Erfurt Tourismus und Marketing GmbH/ THIEL Public Relations