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Weinrarität aus Mecklenburg-Vorpommern: Auf dem größten norddeutschen Weingut hat die Lese begonnen

     

Es ist ein seltener Anblick so hoch im Norden: Wer nach Rattey kommt, sieht rings herum Weingärten. Im Mittelpunkt liegt das klassizistische Park Hotel Schloss Rattey. Während in den oberen Etagen die Hotelgäste das Schlossleben genießen, werden im Keller des berühmten Wein- und Hochzeitsschlosses in den nächsten Wochen über 15.000 Liter Wein aus den Trauben der Weingärten gekeltert.

Das Park Hotel Schloss Rattey liegt idyllisch inmitten von 700-jährigen Eichen und mehreren Hektar Wein in zwölf Weingärten. Seit dem Jahr 1229 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Mecklenburg nachweislich Wein angebaut. 1999 wurde der regionale Weinbau von einem privaten Verein, dem Verein der Privatwinzer zu Rattey e.V. neu aufgelegt. Für die Erlaubnis zum Vertrieb des „Mecklenburger Landweins“ bedurfte es 2004 sogar einer Änderung des Weinrechts durch den Bundesrat. Seitdem ist das „Stargarder Land“ mit den Weinorten Rattey und Burg Stargard das nördlichste zusammenhängende Weinanbaugebiet, das in Deutschland offiziell bestätigt wurde.

Foto: Park Hotel Schloss Rattey
Foto: Park Hotel Schloss Rattey

Trotz seiner nördlichen Lage hat der Wein im Schlosspark Rattey optimale klimatische Bedingungen, um gut zu wachsen: „Wir liegen hier sehr geschützt, haben außerordentlich viel Sonne, windgeschützte Lagen und ausreichende Temperaturen. Außerdem besteht der Boden aus einem Lehm-Sand-Gemisch – das Richtige für unsere Rebsorten. Für einen Norddeutschen ist es ein ganz besonderes Gefühl, Wein aus dem eigenen Gebiet zwischen Zunge und Gaumen zu spüren“, so Hardy Eitner. Angebaut werden verschiedene frostbeständige Rebsorten, beispielsweise Regent, Phönix und Solaris. Die besten weißen Phönix- und roten Regent-Weine werden zum Teil sogar im Eichenholzfass ausgebaut: „Weil das deutsche Weingesetz den Landweinbaugebieten im Gegensatz zu traditionellen Weinanbaugebieten die Beschriftung der Etiketten mit ‚im Fass gelagert’ oder ‚fassgereift’ untersagt, nennen wir diese Weine weißer und roter ‚Eikspon’, was im Plattdeutschen soviel heißt wie ‚Eichkrug’. Der Name ist mittlerweile patentrechtlich geschützt“, verrät Dipl.-Oenologe Stefan Schmidt, Leiter des Weingutes Schloss Rattey.

Am Samstag, dem 25. Jahrestag der Deutschen Einheit, hat nun die diesjährige Ernte begonnen: „Wir sind bisher sehr zufrieden mit dem Jahrgang 2015. Der fantastische Witterungsverlauf hat es uns erlaubt, noch die Sonnenstrahlen der letzten Tage in den Trauben einzufangen. Die ersten zwei Tonnen der am Samstag gelesenen Solaris-Trauben hatten daher den schon sehr guten Wert von 85 Grad Oechsle. Mit dem Lesebeginn am 3. Oktober wollten wir ein Zeichen setzen, da es ohne die Einheit keinen Weinbau in Mecklenburg-Vorpommern gegeben hätte“, freut sich der Gutsleiter. Mit der Unterstützung des Vereins werden in den kommenden Tagen in harter Arbeit fünf Hektar kultivierter Weinfläche abgeerntet. Die Trauben werden dann im Schlosskeller gekeltert.

Foto: Weinlese in Rattey
Foto: Weinlese in Rattey

Neben der Weinproduktion im nördlichsten Schlossweingut Deutschlands entwickelt das Team um Stefan Schmidt seit drei Jahren spezielle Liköre und Brände, wie beispielsweise den Weinbrand „Ratteyer Alte Eiche“ und Apfel- sowie Hefe- und Tresterbrand aus den eigenen Trauben. Auch die Idee, Früchte aus der Region zu alkoholischen Getränken zu verarbeiten, kommt gut an: „Die Edelkirsch-, Sanddorn- und Holunderliköre unserer Hausmarke schmecken so gut, dass sie erfolgreich in den Gutsläden und in unserem Internetshop verkauft werden. Zudem stellen wir aus schwarzen Johannisbeeren den Likör ‚Johanna von Rattey’ und den Kräuterlikör ‚Ratteyer Kräutergarten’ her. Unsere Gäste sind jederzeit zum Probieren eingeladen“, verspricht der Ratteyer Winzer Henry Ebert. Das Schloss Rattey ist ganzjährig für Besucher und Ruhe suchende Gäste, aber auch für Hochzeitsgesellschaften und Tagungsteilnehmer geöffnet. Das Schloss Rattey gehört zur nachhaltigen Hotelkooperation GreenLine Hotels.

Quellennachweis: Franziska Märtig, MEDIENKONTOR

     

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.
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