Stationen einer Flussreise durch die Normandie
Kreuzfahrten stehen hoch im Kurs. Auf den Weltmeeren kreuzen Ozeanriesen, die über 5000 Passagiere aufnehmen können. Die Reise auf einem Hochseeschiff hat seine eigenen Reize, ist aber nicht jedermanns Sache. Wer ruhiger, familiärer per Schiff reisen und Land und Leute ohne Massenstress entdecken möchte, für den ist eine Flusskreuzfahrt maßgeschneidert.
Erster Tag: Einschiffung
Die Air France bringt uns von Berlin nach Paris. Vor uns liegt eine einwöchige Flussreise auf der Seine in den Norden Frankreichs. Unser Hotelschiff ist die „MS Seine Comtesse“. Der Name klingt vielversprechend. Sehr herzlich werden wir an Bord vom Hotelmanager und den jungen Damen am Empfang willkommen geheißen.
19:00 Uhr Im Restaurant
Über Lautsprecher wird zum Abendessen gebeten. Das Restaurant strahlt vornehme Behaglichkeit aus. Da gibt es kein Hasten, kein Gedränge. Jeder Gast hat seinen festen Platz. Am Anreisetag ist ein Buffet angerichtet. Nach dem mageren Snack an Bord der Air France eine Augenweide für unseren leeren Magen.
Französischer Käse in großer Auswahl, verschiedene Salate, Fisch- und Knoblauchsuppe, Rindfleisch in Rotwein und gebratenes Barschfilet machen uns die Wahl zur Qual. Dazu ein Dessert-Angebot mit Eis, Cremespeisen, verschiedenen Torten, Kuchen und frischem Obst, das keine Wünsche offen lässt. Unser erster Eindruck – hier lässt es sich wohlfühlen.
21: 00 Im Salon
Der Raum ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Kreuzfahrtleiter Volker Wisniewski stimmt die Passagiere auf die bevorstehende Wochentour ein und stellt in Bildern die möglichen Landausflüge vor. Schöne, anregende Aufnahmen, die in uns ein Gefühl der Vorfreude aufkommen lassen.
22:30 Ausfahrt aus Paris
Die „MS Seine Comtesse“ legt vom Quai de Grenelle ab, fährt zunächst in Richtung Innenstadt. Wir erleben Paris im abendlichen Lichterglanz, nähern uns dem Wahrzeichen der Stadt, dem Eiffelturm. Tausende bunte Lichter lassen ihn weithin sichtbar erstrahlen.
Er wirkt wie ein riesiger geschmückter Christbaum, ist Zeugnis von der Schönheit und Lebendigkeit der Stadt in dieser nächtlichen Stunde. Ein beeindruckendes Schauspiel. Nach diesem unvergesslichen Anblick wendet unser Schiff, fährt nun flussabwärts in Richtung Normandie. Vor uns liegen 167 Kilometer bis zu unserem ersten Ziel – Les Andelys. In rund 14 Stunden werden wir das kleine Städtchen erreichen. Der Wind ist aufgefrischt, es wird kühl. Wir reißen uns los vom nächtlichen Anblick der Pariser Vororte.
Zweiter Tag: Auf Fahrt
Wir haben gut geschlafen in unserer komfortablen Zweibett-Kabine im Oberdeck. Mit 15 Quadratmetern ist sie für ein Flussschiff recht geräumig, mutet uns an wie ein kleines, modern ausgestattetes Hotelzimmer.
Das Frühstück vom Buffet genießen wir ausgiebig. Alles ist liebevoll, appetitlich angerichtet. Es fehlt an nichts. Da gibt es Lachs, Schinken, Wurst, Käse, Eier, Konfitüre in breiter Auswahl. Joghurt in verschiedenen Varianten, Obst und ein Brotkorb voller knuspriger Köstlichkeiten ergänzen das Angebot. Wir spüren an Bord die französische Lebensart, wo Essen zum Genuss wird.
Auf dem Sonnendeck tummeln sich schon viele Gäste an diesem Vormittag. Leichte Nebelschwaden liegen über der malerischen Landschaft. Die erwachende Natur zeigt sich in ihrem schönsten Kleid. Blühende Bäume, saftige Wiesen, fast zum Greifen nah, lassen in uns ein Gefühl der Ruhe und des Wohlbefindens aufkommen.
Unsere „Comtesse“ steuert auf die Schleuse Garenne zu. Über vier Meter Höhenunterschied sind zu überwinden. Alle verfolgen aufmerksam dieses Manöver.
Während unser Schiff gemächlich Les Andelys zustrebt, schauen wir uns auf unserem schwimmenden Hotel genauer um. Über 114 Meter lang und fast 12 Meter breit bietet es Platz für 150 Passagiere in 75 Kabinen. Sie sind mit Klimaanlage, Dusche/ WC, SAT-TV , Telefon, Haartrockner und Safe komfortabel ausgestattet und stilvoll eingerichtet.
Große Panoramafenster in den Deluxe Kabinen, im Restaurant und Salon, bieten zu jeder Zeit eine herrliche Aussicht auf die vorbeigleitende reizvolle Landschaft. Eine Spieleecke und eine kleine Bücherei bieten Unterhaltung und Entspannung. Und das Sonnendeck lockt mit bequemen Liegen und einem großen Schachspiel.
13:30 Ankunft in Les Andelys
Wir erreichen Les Andelys, unsere erste Anlegestation auf unserer Seine-Reise. Ruinen einer alten Burg auf der Hügelkette direkt am Ufer fesseln unseren Blick. Wir erfahren, es ist das Chateau-Gaillard, das Richard Löwenherz als König von England im 12. Jahrhundert errichten ließ. Für ihn war es eine Grenzfestung, um seine Vorherrschaft gegen die französischen Truppen zu sichern.
Wir nutzen die drei Stunden Landgang, um uns in Les Andelys genauer umzusehen. Aus zwei Stadtteilen besteht das kleine Städtchen – Le Petit- und Le Grand Andely. Wir lassen es geruhsam angehen, bummeln am Seine-Ufer entlang und durch eine der typischen normannischen Einkaufsstraßen. Die verwinkelten Häuschen strahlen einen besonderen Charme aus. In vielen Auslagen sind Bilder der berühmten Impressionisten ausgestellt. Auf den großen Stadtteil verzichten wir, genießen dafür Kaffe und Kuchen im Salon.
17:00 Abfahrt von Les Andelys
Unser Schiff verlässt Les Andelys, wird mitten in der Nacht Caudebec-en-Caux erreichen. Wir bereiten uns auf den Willkommensempfang am Abend vor. Kapitän Joel Ferrer, Hotelmanager Karl Jobst und Kreuzfahrtleiter Volker Wisniewski haben dazu eingeladen. Bei einem Glas Sekt im Salon stellen sie sich und ihren Aufgabenbereich den Passagieren vor.
Mit Volker Wisniewski kommen wir ins Gespräch. Er ist der erste Ansprechpartner für alle Passagiere, Cheforganisator aller Ausflüge und Veranstaltungen.
Immer präsent, freundlich, kompetent und aufgeschlossen, so zeigt er sich allen Gästen. Wir erfahren, als Reiseleiter war er weltweit unterwegs, hat auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Hamburg“ gearbeitet und ist 2008 beim Reiseveranstalter „nicko cruises“ eingestiegen. Ich frage ihn: Wann wird er seine Familie wiedersehen? Die Antwort des 58- jährigen überrascht uns. „In sieben Monaten am Ende der Saison im Oktober“. Dazwischen gibt es für ihn keinen freien Tag. Respekt. Dazu gehört enormes Durchstehvermögen und vor allem Liebe zu seinem Job.
Dritter Tag: Caudebec-en-Caux
Die „Comtesse“ ankert im Hafen von Caudebec-en-Caux. Wir müssen zeitig frühstücken. Zwei Ausflüge an den Ärmelkanal sind an diesem Tag geplant. Jeder kann, keiner muss daran teilnehmen. Alle sind dabei.
08:00
Start zu unserem ersten Ziel: Honfleur – ein pittoresker Seefahrer- und Künstlerort, direkt an der Mündung der Seine in den Ärmelkanal. Für den Stadtrundgang haben alle aus den Kabinen ein modernes Audiogerät mitgenommen. Damit kann jeder die Ausführungen der Stadtführerin bis in eine Entfernung von hundert Metern problemlos hören. Bei allen Ausflügen hat uns diese Technik gute Dienste geleistet.
Wir schlendern durch die schmalen Gassen mit ihren traditionellen Fachwerkhäusern. Die Gegenwart atmet hier noch den Atem der Geschichte. Wir bestaunen die dicken alten Gemäuer von zwei Salzspeichern aus dem Jahre 1670. Dann stehen wir vor der Kirche Sainte-Catherine mit ihrem separaten Glockenturm. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie von Schiffszimmerleuten vollständig aus Holz gebaut. Die beiden Kirchenschiffe gleichen mit der Dachkonstruktion einem Schiffsrumpf. Immer wenn es aufs Meer hinaus ging, wurde den Seefahrern hier der Segen erteilt und für eine glückliche Heimkehr gebetet.
Wir gelangen zum alten Hafen der Stadt. Ein Ensemble historischer, sechsstöckiger Häuser umgibt das kleine Becken des Hafens. Schmale und breitere Gebäude in verschiedenen Farben schmiegen sich dicht an dicht, stützen sich gegenseitig. Vor der Kulisse der Yachten im Hafen – ein faszinierender Eindruck. Ein Bild, das viele Maler der Vergangenheit inspirierte, diesen Anblick auf Leinwand festzuhalten. Nicht umsonst war Honfleur im 19. Jahrhundert Anziehungspunkt für die französische Malerelite. Corbet, Monet, Renoir, Cezanne, um nur einige zu nennen, zog es immer wieder in dieses Städtchen mit seinem einzigartigen Flair. Nach diesen Eindrücken begreifen wir, warum Honfleur heute ein Touristenmagnet und Ausflugsziel für viele Franzosen ist. Man möchte noch verweilen, aber der Bus, der rollt zum Mittagessen zurück zum Schiff.
14:00
Wir starten zum zweiten Ausflug. Es geht in das Seebad Etretat am Ärmelkanal. Das einstige verschlafene Fischerdorf entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert zu einem angesehenen Badeort, das heute Touristen aus aller Welt und Sommerfrischler aus Paris anlockt. Auch hier gibt es sehenswerte Fachwerkhäuser und Bauten aus Ziegelsteinen mit darin eingelassenen, bearbeiteten Feuersteinen. Typisch für die Region.
Auffällig im Zentrum ist ein imposanter Holzbau mit Glockenturm – die Markthalle. Hier werden Souvenirs und Kunstgegenstände, aber auch regionale Produkte verkauft, wie der Cidre, ein alkoholisches Apfelsaftgetränk und der Calvados, ein Apfelbrand, der aus Cidre hergestellt wird.
Wir erreichen den Strand und sind gebannt von einem spektakulären Panorama. Zu beiden Seiten der Uferpromenade erheben sich mächtige steile Klippen, die zur See schroff abfallen. Das Meer und ein unterirdischer Fluss haben in die hell leuchtenden Kreidefelsen über Jahrhunderte bizarre Felsformationen in die Landschaft gezaubert. So entstanden Durchbrüche, Tore in den Küstenfelsen, die von einem natürlichen Brückenbogen umspannt sind. Da erheben sich steile Felsnadeln aus dem Wasser. Diese einzigartige Kulisse hat auch viele Künstler nach Etretat gezogen. Claude Monet war mehrfach hier und hat die malerische Landschaft in stimmungsvollen Bildern eingefangen. Auf der Strandpromenade ist eines seiner Werke zu sehen. Ein gut ausgebauter Treppenweg führt zum Gipfel des Felsens. Der herrliche, weite Blick über das Meer, die Alabasterküste und die Stadt lohnt den Aufstieg.
21:00
Am Ende dieses ereignisreichen Tages steht noch ein musikalischer Genuss auf dem Programm. Die Passagiere sind zu einem Chanson-Abend in den Salon geladen.
Fabrice Thierry, begleitet von Pianist Bruno Harel, singt weltbekannte Melodien von Montand, Aznavour, Becaud und vielen anderen. Mit seiner großartigen ausdrucksstarken Stimme vermittelt er den Zuhörern ein Stück des französischen Lebensgefühls. Das Publikum ist begeistert, dankt mit viel Beifall den beiden Künstlern für ihren Auftritt.
Vierter Tag: Rouen
Von Caudebec-en-Caux geht es wieder zurück in Richtung Paris. Unser nächstes Ziel ist Rouen, die Hauptstadt der Oberen Normandie. Auf dem Sonnendeck haben wir Muße, die reizvolle, abwechslungsreiche Landschaft zu betrachten. Viele Kreidefelsen auf der Hügelkette am Ufer zeigen sich uns in ihrem strahlenden Weiß. Es ist eine kurvenreiche Strecke, die uns nach jeder Biegung immer wieder neue Blicke und Eindrücke beschert.
Wir sprechen mit Kapitän Joel Ferrer und Arnaud Kieffer, dem zweiten Kapitän. Beide zog es schon im jugendlichem Alter auf die Planken eines Schiffes. Joel Ferrer kommt aus einer Familie, die seit Generationen zur See gefahren ist.
Wir erfahren, beide Kapitäne waren schon auf verschiedenen Schiffen und Flüssen in Europa unterwegs. Jetzt haben sie das Kommando für die neue „Seine Comtesse“ übertragen bekommen. Sie sind stolz auf ihr schönes Schiff.
Grundlegend umgebaut, modernisiert und restauriert verstärkt die „Comtesse“ seit diesem Jahr die Flotte von „nicko cruises“, einem führenden Anbieter von Flusskreuzfahrten. Unsere Reise in die Normandie ist ihre Jungfernfahrt unter den neuen weiß-roten Farben des Unternehmens. Insgesamt 19 moderne und komfortable Schiffe fahren unter der Flagge von „nicko cruises“ auf allen touristisch interessanten Wasserstraßen in Europa, Asien und Afrika.
Was macht die Kreuzfahrt auf der Seine anspruchsvoll, welche Herausforderungen sind zu meistern, frage ich die Kapitäne. „Unser Schiff ist mit der modernsten Navigationstechnik ausgestattet. Nacht- und Nebelfahrten sind daher kein Problem. Einige enge Brücken erfordern besondere Aufmerksamkeit. Die größte Schwierigkeit aber sind die ständig wechselnden Strömungen, die besonders bei starken Winden höchste Konzentration verlangen“, erzählt Joel Ferrer. „Deshalb fahren wir auch nur bis Caudebec-en-Caux und nicht weiter zum Ärmelkanal“, ergänzt Arnaud Kieffer. „Im Unterlauf der Seine sind die Gezeiten deutlich spürbar. Hier könnten aufkommende Unwetter dem 114 Meter langen Schiff bei einem Tiefgang von nur 1,70 Meter gefährlich werden“.
13:00
Ankunft in der Hafenstadt Rouen. Der erste Eindruck ist ernüchternd. An der Uferpromenade erheben sich schmucklose Nachkriegsbauten. Bei den schweren Kämpfen in der Normandie während des Zweiten Weltkrieges wurden 45 Prozent der Stadt dem Erdboden gleich gemacht.
14:00
Wir brechen auf zum Stadtrundgang. Diesmal zu Fuß. Schon nach zehn Gehminuten erreichen wir die historische Altstadt. Zum Glück haben hier viele Bauten und Kirchen das Inferno des Krieges überlebt. Wir tauchen ein in das Flair des Mittelalters, wandern durch kleine, gepflasterte Gässchen, bewundern die vielen alten Fachwerkhäuser. Eng aneinander gebaut, hoch und niedrig, verwinkelt, teilweise schief mit durchgebogenen Balken aus Eichenholz haben sie über die Jahrhunderte ihren Charme bewahrt.
Doch es ist nicht nur die Fachwerkarchitektur, die begeistert, Rouen ist vor allem auch eine Stadt prachtvoller Kirchen. Auf vielen Plätzen, oft nur wenige hundert Meter entfernt, erheben sich beeindruckende Gotteshäuser überwiegend im prunkvollen gotischen Stil. Es scheint, als habe die Stadt jedem Heiligen eine Kirche erbaut. Victor Hugo nannte Rouen einmal die „Stadt der hundert Kirchen“.
Zu den herausragendsten Sehenswürdigkeiten gehört die Kathedrale von Rouen – Krönungsort und Grabstätte der normannischen Herzöge. 151 Meter hoch reckt sich der einst hölzerne, jetzt eiserne Glockenturm. Das mächtige Bauwerk vereinigt alle gotischen Stilarten.
Der Atem der Geschichte ist im Herzen der Altstadt überall spürbar. Der mutigen Freiheitskämpferin Johanna von Orléans, bekannt als Jeanne d’Arc, wurde im alten Schloss der Prozess gemacht. Durch Intrigen wurde sie als Ketzerin zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Am 29. Mai 1431 zerrten ihre Scharfrichter die erst 19- jährige Jeanne auf den Alten Markt und zündeten die Scheite an.
Wir stehen an dieser historischen Stätte in Gedenken an diese Schandtat. Heute erhebt sich an dieser Stelle eine hohe Steele mit einem Kreuz auf der Spitze. Direkt daneben entstand 1979 eine neue moderne Kirche, die den Namen der Heiligen Jeanne d’Arc trägt. Glasmalereien aus vielen alten Kirchen schmücken ihre Fenster.
Dann führt uns Friederike, unsere Stadtführerin, zu einer weiteren Sehenswürdigkeit – dem Pestfriedhof mit dem Beinhaus. Der alte Friedhof ist umgeben von einem Fachwerkbau aus dem 14. Jahrhundert. Totenschädel und Knochen sind in die Balken der Fassade geschnitzt. 1348 grassierte die Pest in Rouen, raffte fast dreiviertel der Bevölkerung dahin. Die Toten wurden zunächst in einem Massengrab im Innenhof beigesetzt. Ihre Gebeine wurden später in diesem wohl einmaligen Fachwerkhaus bestattet. Die Fülle der Eindrücke ist überwältigend. Wir werden sie vertiefen bei einem individuellen Bummel durch die historische Altstadt, um ihre besondere Atmosphäre noch einmal in Ruhe auf uns wirken zu lassen. Rouen allein ist eine Reise wert.
Fünfter Tag: Auf der Straße der Klöster
Bis zum Abend liegt unser Schiff noch im Hafen von Rouen. Am Vormittag steht ein weiterer Ausflug auf dem Programm. Wer sich für die Geschichte alter Klöster interessiert, sollte diesen Ausflug nicht versäumen. Erstes Ziel ist die Abtei Saint Wandrille.
Ihre Ursprünge gehen auf das 7. Jahrhundert zurück. Sie entwickelte sich im 11. Jahrhundert zum kirchlichen Machtzentrum und kulturellen Mittelpunkt der Oberen Normandie. Im vielfach um- und neugebauten Kloster leben heute noch Benediktinermönche. Sehenswert sind der Kreuzgang und die Parkanlage mit der gotischen Kirchenruine.
Unser nächstes Ausflugsziel ist das Kloster Saint Georges de Boscherville. Es zählt zu den prächtigsten romanischen Abteien der Oberen Normandie, erbaut im 12. Jahrhundert. Umfassend restauriert präsentiert sich die Abteikirche in einem bewundernswert guten Zustand.
In ihrer schlichten Ausstattung besticht sie durch klare Linienführung, große Helligkeit und beeindruckenden Säulenstatuen und Figurenkapitellen. Großer Aufwand wurde auch betrieben, um den weiträumigen ausgedehnten Klostergarten wieder so zu gestalten, wie er im 17. Jahrhundert angelegt wurde. Reizvoll ist von hier der Panoramablick auf das Seine-Tal.
12:30
Wir sind wieder zurück auf der „Seine-Comtesse“.
Nach dem Essen haben wir noch Zeit, die historische Altstadt von Rouen erneut zu durchstreifen.
19:00
Am Abend erwartet uns an Bord noch eine Überraschung. Piraten haben das Schiff geentert. Die Crew zeigt sich überall im Seeräuberlook. Auf den Tischen im Restaurant ist einiges durcheinander geraten. Doch wir müssen nicht darben. Unsere „Piraten“ verwöhnen uns auch an diesem Abend mit einem ganz speziellen Menü.
Ein gelungenes Spektakel, das von allen mit großer Freude aufgenommen wurde.
Wie an jedem Abend spielte danach im Salon Marek aus Polen mit Können und Engagement zum Tanz auf. Die „Seine-Comtesse“ hat inzwischen Rouen verlassen und Kurs auf Vernon genommen.
Sechster Tag: Vernon
08:30
Wir brechen auf zum Besuch von „Haus und Garten“ des berühmten impressionistischen Malers Claude Monet. Auf diesen Ausflug haben wir uns schon lange gefreut. Die Fahrt ist kurz. Schon nach fünf Kilometern erreichen wir den kleinen Ort Giverny, eine ländliche Idylle. Hier verbrachte Claude Monet mit seiner Familie die zweite Hälfte seines Lebens bis zu seinem Tod 1926. Sein in alter Pracht und Schönheit wieder entstandenes Anwesen ist heute zu einem Wallfahrtsort für Touristen aus aller Welt geworden.
Unser erster Blickfang ist der großzügig angelegte normannische Garten vor seinem Haus. Bei strahlendem Sonnenschein schauen wir auf ein Blütenmeer, das sich uns in einem Feuerwerk an Farben präsentiert. Wohin man blickt, alles blüht und grünt auf den vielen symmetrisch gestalteten Beeten und Rabatten des Ziergartens. Monet hat ihn mit viel Liebe und Leidenschaft angelegt, hat einfache und seltene Pflanzen in verschiedenen Farben miteinander kombiniert.Er wollte, dass sich die Natur frei entwickeln kann. Es braucht Zeit, um diese Pracht im Detail zu bewundern.
Dann erreichen wir den Seerosenteich, der den Maler zu vielen seiner Bilder inspirierte. Viele Anregungen aus Japan hat er in die Gestaltung des Wassergartens einfließen lassen. Eine grüne japanische Brücke überspannt den schmalen Teil des Sees. Neben Trauerweiden und Ahorn säumen viele asiatische Pflanzen das dichtbewachsene Ufer, unter ihnen Ginkgo Bäume und Bambus. Die vielen Bäume, Ziersträucher und Blumen spiegeln sich mit den Wolken im Wasser. Ein wahrhaft malerischer Anblick. Ein verwunschenes Kleinod der Natur, das in wechselnden Farben und Stimmungen uns immer wieder neue, zauberhafte Blicke gewährt.
Andächtig betreten wir das geräumige Haus des Künstlers. Alle Räume sind wohnlich eingerichtet. Alles scheint so, als hätte der Meister sein Refugium erst vor kurzem verlassen. Der Wohn-Salon im Erdgeschoss verbreitet eine sehr persönliche Atmosphäre – ausgestattet mit Liegesofa, Schreibtisch, Sitzecke und Sekretär. Überall an den Wänden hängen Repliken der Bilder von Monet.
In einem warmen Gelbton zeigt sich das große Esszimmer mit einer langen Tafel und schönen Wandschränken. Viele Künstlerkollegen haben hier in diesem gastfreundlichen Haus mit dem Maler und seiner Familie gespeist. Entsprechend groß ist auch die Küche. Blaue Kacheln an den Wänden, ein alter schöner Herd mit Kamin sind eindrucksvoller Blickfang.
Im Obergeschoss befinden sich die Schlafräume der Familie. Sie bieten einen herrlichen Ausblick auf die Blumenpracht des normannischen Gartens. Der Privatsphäre des Impressionisten nachzuspüren, seine Bilder zu bewundern und seine Gärten zu durchstreifen, weckt in uns ein Gefühl der Freude, das unmittelbar erlebt zu haben. Auch wir erliegen der besonderen Magie, die das Reich des Künstlers auf jeden Besucher ausstrahlt.
Die Zeit ist auch hier leider knapp bemessen. Wir müssen zurück zum Schiff.
Uns bleibt nur noch ein kurzer Abstecher auf den kleinen Friedhof in Giverny zur Grabstätte von Claude Monet und seiner Familie.
13:00
Wir verlassen Vernon in Richtung Paris mit einem letzten Blick auf das Schloss aus dem 12. Jahrhundert und die alte Wassermühle, die auf einer mittelalterlichen Brücke gebaut wurde.
Je näher wir der Hauptstadt kommen, umso dichter wird die Besiedlung an den Ufern der Seine. Ein- und Mehrfamilienhäuser ziehen sich wie eine Kette am Ufer entlang in einer sehr abwechslungsreichen Landschaft.
Während der Fahrt kommen wir mit dem Hotelmanager Karl Jobst ins Gespräch. Er ist „alter Hase“ im Kreuzfahrtgeschäft.
Jahrelang ist er auf der „AIDA“ und dem Traumschiff „Deutschland“ gefahren, hat alle Stufen in Hotel und Gastronomie durchlaufen. Küche, Bar, Empfang, Restaurant- und Zimmerservice – für alles ist er der Chef und Ansprechpartner. Seine 30 Mitarbeiter kommen aus sieben Ländern. Bei der Fülle seiner Aufgaben lässt sich Stress nicht immer vermeiden. Doch er mag die Anspannung, die Herausforderungen, hat viel Freude an seinem Job, erzählt er uns. Sein Anspruch ist: Wo immer ein Problem auftritt, es so zu lösen, dass die Passagiere es möglichst nicht merken. Und schon ist Karl Jobst wieder unterwegs, um alle Gäste zum Abschiedssekt und anschließendem Gala-Abend zu begrüßen.
Dem Willkommensempfang schließt sich das Gala-Abendessen zum Abschied an. Schon die Menükarte verspricht kulinarische Gaumenfreuden. Ausnahmsweise will ich daraus einmal zitieren.
Als Vorspeise gab es „Tomaten-Carpaccio mit Mozarella-Mousse und Basilikum Pesto“. „Creme vom Staudensellerie mit Muskat-Schaum“ wurde als Suppe gereicht und als Zwischengang „Passionsfrucht-Sorbet mit Holunder-Prosecco“. Zur Wahl standen dann zwei Hauptgerichte. „Schweinefilet umhüllt vom geräucherten Schinken und Madeira-Jus auf Rahm-Wirsing und Kartoffel-Strudel oder Kaisermakrelen-Filet an Trüffel-Buttersauce mit Gurkengemüse und gebratenen Dill-Kartoffeln“. „Birne Helene Parfait mit Vanille-Sabayon“ als Dessert rundete das Menü ab.
Schlemmen auf herrschaftliche Art – nicht nur beim Gala-Abend, bei allen Mahlzeiten konnten sich die Passagiere auf das ideenreiche, vorzügliche Speisenangebot des Küchen-Teams freuen und es nach Herzenslust genießen.
An diesem Abend lernten wir auch Sophie aus Österreich kennen. Sie bediente uns während der ganzen Fahrt, servierte uns die Speisen mit stets strahlendem Lächeln. Eine gutaussehende junge Frau – aufgeschlossen, freundlich, aufmerksam – bereicherte mit ihrem Charme unseren Essensgenuss. Wie alle im Service war auch sie jeden Tag von früh bis spät abends auf den Beinen. Bewundernswert, wie sie den Gästen die Anstrengungen nicht merken ließ und jedem immer wieder ihr natürliches Lächeln schenkte.
Siebenter Tag: Paris
Wir sind wieder in Paris, brechen auf zu einer Stadtrundfahrt durch die Stadt der Liebe – unser letzter Ausflug. Was wir erleben sind vor allem flüchtige Eindrücke der weltbekannten Gebäude, Straßen und Plätze, die das romantische Flair der Metropole prägen.
Vorbei am Arc de Triumph, den Napoleon zu Ehren der französischen Armee errichten ließ, fahren wir über den breiten Pariser Prachtboulevard die Champs-Elyssees zum Place de la Concorde mit seinen Springbrunnen und dem Obelisk. Weiter geht es zum Louvre, dem einstigen Sitz der französischen Könige und heutigem weltberühmten Museum, huschen leider nur vorbei an der Kathedrale Notre Dame, in der die Könige und Königinnen gekrönt wurden. Wir bestaunen das Panthéon, die Ruhmeshalle der Franzosen, in der herausragende Persönlichkeiten der französischen Geschichte bestattet sind und erfahren am Invalidendom, dass hier Napoleon seine letzte Ruhestätte fand.
Dann endlich ein Halt. Wir spazieren durch den großflächigen „Parc de Luxembourg“ mit seinen gepflegten Grünanlagen, farbenfrohen Blumenrabatten und vielen Skulpturen berühmter Persönlichkeiten wie Beethoven, Chopin und Balzac. Zum ehemaligen königlichen Schlosspark gehört der „Palais de Luxembourg“, ein alter Stadtpalast aus dem 17. Jahrhundert. Er ist heute Hauptsitz des französischen Senats.
Unsere Rundfahrt endet am Fuße des Eiffelturms. Wer nach Paris kommt, muss ihn gesehen haben. Er ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, ist nationales Symbol. Diesen 324 Meter hohen stählernen Koloss direkt vor Augen zu sehen, ist beeindruckend. Es ist ein Technikdenkmal der Superlative, eine Spitzenleistung der Ingenieurskunst, die ihre Faszination bis heute nicht verloren hat. Zur Pariser Weltausstellung und zum hundertsten Jahrestag der Französischen Revolution 1889 erbaut, war es jahrzehntelang das höchste Bauwerk der Welt. Die Pariser waren anfangs gar nicht begeistert von dem Eisenturm, fanden ihn hässlich und unnütz. Heute wird er als Symbol des Fortschritts und der Moderne gefeiert.
Wir haben unsere Reise auf der „Seine-Comtesse“ mit dem farbig leuchtenden Eiffelturm begonnen und beenden sie mit seinem majestätischen Anblick im strahlenden Sonnenschein.
Am Abend genießen wir noch einmal die Köstlichkeiten der Küche. Bei Tanzmusik im Salon fragen wir einige Gäste: Wie hat ihnen die Seine-Fahrt gefallen?
Das Schweizer Ehepaar Manfred und Lisabeth Peverelli aus Thun bei Bern erzählt uns: „Wir haben schon mehrere Flusskreuzfahrten unternommen. Auf der Seine sind wir das erste Mal. Uns gefällt diese Art zu reisen, wir lieben die ruhige, entspannende Art der Fahrt, bei der es immer wieder Neues an den Ufern zu entdecken gibt. Die Woche war sehr erlebnisreich, auch durch die attraktiven Ausflüge und Besichtigungen an Land. Küche und Service waren hervorragend, stimmig zum guten Gesamteindruck der Reise“, meinen die Schweizer.
Heidrun und Volker kommen aus Potsdam. Auch sie waren schon mit dem Schiff auf vielen Flüssen unterwegs. „Es war für uns eine sehr, sehr schöne Reise, bei der auch das Wetter mitspielte. Das Essen war sehr gut und das Personal überaus freundlich. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, nehmen viele schöne Eindrücke von Land und Leuten mit nach Hause“, so ihre Einschätzung.
Und Irene und Helmut Kirsten aus der Nähe von Kassel ergänzen: „Es war für uns insgesamt eine luxuriös gestaltete Schiffstour mit einem guten Preis-/ Leistungsangebot. Wir mögen diesen gemütlichen, überschaubaren Rahmen einer solchen Kreuzfahrt mit schwimmendem Hotel. Die Ausflüge waren gut gewählt. Wir sind begeistert von der herrlichen Landschaft und den beeindruckenden Kirchen und Bauwerken aus dem Mittelalter“.
Unser Fazit: Wer die Ruhe einer Flussreise schätzt, wunderbare Landschaften erleben will, sich für die reiche alte Geschichte, Kunst, Kultur und Architektur der Normandie interessiert und sich nach Herzenslust an Bord verwöhnen lassen möchte, wird bei dieser Tour voll auf seine Kosten kommen.
Der Flussreisespezialist nicko cruises wirbt mit dem Slogan: „Viel erleben. Bequem genießen“. Das sind keine leeren Worte. Auf unserer Fahrt durch die Normandie haben wir das in Wirklichkeit erlebt.
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Text:
Manfred Vieweg
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