Das Schloss Stolpe ist ein Herrenhaus auf der Insel Usedom. Es befindet sich östlich der Stadt Usedom, am südlichen Rand des Dorfes Stolpe im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Wenn man sich die Türme und den Arkadengang weg denkt, bleibt ein relativ einfaches Haus stehen. Die Mauern von dem alten Gutshaus, typisch Mittelalter, lose gemauert.
Das Gut Stolpe war bereits seit Anfang des 13. Jahrhunderts der Sitz der Stolper Familie von Schwerin. Der rechteckige Kernbau des Herrenhauses wurde zum Ende des 16. Jahrhunderts unter Otto von Schwerin (1586-1612) als typischer Bau der Hochrenaissance errichtet, der im Dreißigjährigen Krieg durch Feuer zerstört, ja vor dem 30-jährigen Krieg im Renaissancestil erbaut und nun von Otto von Schwerin im Barockstil errichtet wurde. Aus der Zeit von 1657-1699 stammt der bis heute komplett erhalten gebliebene gewalmte Dachstuhl.
Nachdem es für etwa 140 Jahre nicht in Familienbesitz war, gelangte es 1895 wieder an die Familie von Schwerin. Bis 1905 ließ Friedrich Graf von Schwerin das Herrenhaus grundlegend umbauen. Die Gräfin, Freda von Schwerin, hatte die Ideen des Umbaus und ihr Mann ließ sie gewähren. Freda war ihrer Zeit voraus, als sozial denkende und agierende Frau kümmerte sie sich um das Gut, das Haus und die Gutsarbeiter. Sie fühlte sich verantwortlich und sorgte sich um die ihr anvertrauten Menschen und war froh, wenn es allen gut ging.
Bis 1924 erhielt das Gebäude seinen schlossähnlichen Charakter im Stil des Historismus. Es wurde nach Westen hin erweitert, erhielt drei Türme und an der Eingangsseite einen Arkadengang mit Rundbogenfenstern sowie ein Portal in der Mitte. Innen wurde die Eingangshalle neu eingerichtet, die eine umlaufende Galerie und eine geschwungene Treppe bekam. Denn die Gräfin war mit der einfachen Wendeltreppe nicht zufrieden, sie brauchte eine breite Treppe zum Herunter schweben.
Nachdem die Rote Armee Usedom 1945 erobert hatte, kam es zu Plünderungen. Freda von Schwerin musste Stolpe nach der Bodenreform 1945 verlassen und starb 1957 in Stolpe. 1949 wurde der Mittelteil abgerissen und als Baumaterial für andere Gebäude gebraucht.
Zu Zeiten der DDR wurde es zuerst als Motorenstation und später als Gaststätte und Ferienlager genutzt. Im Jahr 1974 wurden die drei Türme ab Traufenhöhe niedergelegt, um dem Gebäude den Schlosscharakter zu nehmen und um Baumaßnahmen zur Sanierung zu vermeiden. Türen und Fenster wurden der damaligen Nutzung angepasst, die Fassade begradigt.
Im Jahr 1990 stand das Gebäude leer und war wegen Feuchtigkeit bedingten Bauschäden vom Verfall bedroht. Nachdem es für zwei Jahre dem „Kultur Burg Stolpe e.V.“ gehört hatte, gelangte es 1996 in den Besitz der Gemeinde Stolpe. Noch im gleichen Jahr wurde mit Sanierungsarbeiten begonnen. 2001 wurde ein Förderverein gegründet, seit dem gleichen Jahr befassten sich auch Studenten der Hochschule Wismar mit der durch Mittel des Denkmalschutzes und der Europäischen Union geförderten Restaurierung des Herrenhauses. Im ersten Bauabschnitt erfolgte die Schwammsanierung, die Sanierung der Feuchtigkeitssperren und die Reparatur bzw. Erneuerung der Decken- und Dachbalkenwerke.
2002 fand die Dachdeckung statt. Der dritte Bauabschnitt war der Wiederaufbau der Türme, die Herstellung der historischen Fensteröffnungen und der Nordfassade. Im vierten Abschnitt erfolgte ab 2004 der Innenausbau. Dabei wurden Heizung, Sanitär und die Innenraumrestaurierung begonnen. Die Sanierung des abgetrennten Westflügels begann 2014 und wurde 2015 abgeschlossen. In diesem Teil des Herrenhauses befinden sich heute – wie auch in der Remise – Ferienwohnungen.
Eine umfangreiche Ausstellung mit Schautafeln zeigt die Bau- und Eigentümergeschichte im Haupthaus des Herrenhauses, die zu besichtigen ist. Das Ziel der Denkmalpflege ist es, alles so wieder herzustellen, wie es einmal war. Auch der rote, gelbe und grüne Salon sind damit eingeschlossen. Seit 2004 finden im Schloss sogar kulturelle Veranstaltungen statt.
Und David Geringas, der begnadete Cellist gibt seit 2006 regelmäßig Meisterkurse auf Schloss Stolpe und zeigt damit seine Verbundenheit zum Usedomer Musikfestival, das im Jahr 2000 begann.
Die Wiedereröffnung des Schlosses soll voraussichtlich am 1. April 2022 sein.
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Text:
Peter Marquardt
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