Weinkellerei Villa Melnik
Um etwas mehr über den Wein zu erfahren, besuchten wir die Weinkellerei Villa Melnik, schauten uns die moderne Produktionsanlage an und probierten am Ende einige Qualitätstropfen dieser Region. Nikola Zikatanov ist der Besitzer des Familienunternehmens, dass mutige Weine aus einheimischen und internationalen Trauben mit einem ausgeprägten Melnik Charakter herstellt. Die Familie besitzt 30 ha Weinberge in der Nähe der Stadt Melnik und ein modernes Weingut, das täglich für Besucher geöffnet ist.
Nikola Zikatanov wurde in einer Familie mit langjähriger Tradition im Weinanbau geboren. Zusammen mit seiner Frau baute er in der zweiten Hälfte seines Lebens die Weinberge und das Weingut wieder auf, um den Ruhm des Melnik Weins zurückzubringen. Die Kapazität der Weinkellerei beträgt 250 t Trauben pro Jahr und abgefüllt werden 200.000 Flaschen. Die Reifung der Spitzenweine erfolgt in unterirdischen Kellertunneln, die tief in den sandigen Hügel hinter dem Weingut führen.
Die konstante Temperatur, das mediterrane Klima und die südliche gute Lage der Trauben durch sandige Böden mit Kalkstein und vulkanischen Ablagerungen lässt die edlen Weine gedeihen. Villa Melnik stellt 70 % Rotwein und 30 % Weißwein her. Die fruchtigen Weine sind nicht nur in Bulgarien beliebt, sondern werden ebenso in viele Länder exportiert.
Bei der Weinprobe haben wir drei Weißweine und drei Rotweine degustiert. Diese jungen Spitzenweine waren aus dem Sortiment Aplauz, Bergule und Family Tradition. Alle hatten eine besondere pikante Note und schmeckten hervorragend. Der dunkle rote Sweetwine, ein süßer Tropfen mit fruchtigen Noten von Brombeeren und Himbeeren hatte es mir besonders angetan.
Kloster Rozhen
Nach der Weinprobe blieb noch Zeit, um in das nahegelegene Kloster Rozhen ein zu kehren. Dieses Kloster in der Nähe des Piringebirges zählt mit kunstvollen Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert zu den schönsten und ältesten orthodoxen Klöstern von Bulgarien. Es ist vor allem wegen der Malereien und Ikonenbildnissen sehenswert. Der Großteil der Fresken zeigt Heilige oder Geschichten aus der Bibel. Die Ursprünge gehen auf das Jahr 890 zurück.
Das heutige Erscheinungsbild stammt aus dem 18. Jahrhundert und das älteste erhaltene Fresko ist das Bildnis von Jesus Christus und den zwölf Aposteln, welches sich über dem Eingang zur Hauptkirche befindet. Den wehrhaften Eindruck einer Festung vermittelt der lauschige Innenhof, der von Weinreben beschattet und von Wohn- und Wirtschaftsgbäuden der Mönche gesäumt wird. In der Mitte des Klosterhofes steht eine kleine Klosterkirche, die im Innern auch Ikonen und Holzschnitzereien in der Seitenkapelle hat und mit zu den wertvollsten Kunstwerken zählt. Das Kloster kann kostenlos besichtigt werden und wird nach wie vor von Mönchen bewohnt.
Buhcha
Es meldete sich der kleine Hunger und wir suchten ein Restaurant in Rozhen auf, um uns zu stärken.
Das Entree war ein Shopskasalat, dann eine Suppe und zum Hauptgang aßen wir Buhcha, ein Brotgericht mit Schweinefleisch, das im Brot gebacken wurde. Das Gericht sah exotisch aus und schmeckte vorzüglich.
SPA-Bereich im Hotel Zornitza
Nun ging es zurück ins Zornitza-Hotel, wo wir den SPA-Bereich nutzen und noch eine Ganzkörpermassage erleben konnten.
Drei Pools (2 innen und 1 außen) mit 38° warmem Thermalwasser, ein SPA-Wellness-Bereich mit Dampfbad, Whirlpool, Sauna, Fitnesscenter und Ruhezonen erfüllen die Sehnsucht nach Erholung.
Zuerst ging’s in die Sauna und dann in den Innenpool. Nach einer Ruhezeit wartete Venetia Ralitza auf mich, um mir eine 40-minütige Ganzkörpermassage angedeihen zu lassen. Herrlich, danach ein weiteres Entspannungsbad im Thermalwasser und die Welt war völlig in Ordnung.
Zornitza Weingut
Da ja das Zornitza Estate Hotel auch ein eigenes Weingut hat, wollten wir natürlich die exzellenten Weine probieren. Die vielen sonnigen Tage, die hügelige Landschaft und die fruchtbaren Böden der Region lassen geschmackvolle Trauben reifen, die unvergesslichen Wein keltern. Die Rebsorte Melnik konnte nur in dieser Region angebaut werden und die Aromen und Geschmackseigenschaften der lokalen Reben werden immer auf großen Messen geprüft.
Interessante Details erfuhren wir vom Sommellier Alexander Skorchew. Die Geschichte des Zornitza Weingutes begann 2011 mit der Pflanzung von 50.000 Quadratmeter Weinberg auf den Hügeln rund um das Weingut. Die sandigen und durchlässigen Böden sind für den Wein ideal. Die Weinlese beginnt Mitte August und dauert bis Ende Oktober. Die Weine des Zornitza Hotels sind eine Herausforderung für die edelsten Bordeaux Weine. Sie gedeihen im Süden des Strumatals, etwa 10 km vor der griechischen Grenze.
10.000 Flaschen werden jährlich produziert und in Top- Restaurants rund um die Welt serviert. Der Sommellier erwartet auch 2021 auf den neu angelegten Weinbergen, dass etwa 10.000 Flaschen abgefüllt werden können. Trauben der Merlot,- Cabernet- Sauvignon-, Grenache- sowie der bulgarischen Rubin Reben werden hier bei konstanter Temperatur nur durch die natürliche Schwerkraft ohne Pressung gekeltert, vergoren und dann acht Monate in französischen Eichenfässern gelagert, um eine bessere Qualität zu erreichen.
Aus der heimischen Syrah- Traube werden 13 verschiedene Weine hergestellt. Wir hatten drei rote Zornitza Weine verköstigt und waren mit dem Geschmack und der ausgezeichneten Qualität mehr als zufrieden. Sommellier Skorchew kennt eine umfangreiche Auswahl von fast 300 Weinen der Region und der Welt und gibt gern sein Wissen an die Gäste weiter.
Nach den edlen Tropfen meldete sich der profane Magen, um genussvoll mithalten zu können. Das vor allem außergewöhnlich freundliche Personal geleitete uns in das Restaurant und schon wurden wir zum Entree mit einem Blattsalat, frischem Käse, Kirschen, Walnüssen und roten Beeten versorgt. Zum Hauptgang überraschte die Sterneküche mit einem Gericht aus „Schweinenacken mit Möhren, Koriander und Cashew Nüssen“. Den Abschluss bildete „Mascapone“ mit Kirschen, Schokolade und einem Schuss Kirschlikör. Als Getränk bestellte ich mir ein bulgarisches Bier und ließ den Abend langsam ausklingen.
Prebodobna Stoyna
Die Nacht war kurz, das Frühstück reichhaltig und nach dem Auschecken fuhren wir am 4. Tag 40 Minuten zur bulgarischen Prophetin Prebodobna Stoyna, die wie Baba Wanga nach einer Erkrankung blind wurde und seitdem die Gabe des Predigens und Heilens besaß. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien sie in der Kirche des Heiligen Georg, in dem Dorf Zlatolist, wo sie 50 Jahre lang lebte und bis zu ihrem Tod 1933 das Leben einer Einsiedlerin führte.
Sie lebte auf dem Balkonteil der Kirche und empfing dort Pilger in einem Raum, der noch erhalten ist und bis heute besucht wird. Stoyna war nach Erzählungen vor allen Dingen mit der Gabe der Hellsichtigkeit und des Heilens mit Kräutern und Pflanzen ausgestattet. Die orthodoxe Kirche lehnt die Verehrung und den Irrglauben ab, der mit diesem Kult verbunden ist, kann jedoch nicht verhindern, dass Tausende Menschen jährlich diesen Ort besuchen und Stoyna als Heilige behandeln.
Unser nächstes Reiseziel war Blagoevgrad, 95 km von der Stoyna-Gedenkstätte entfernt, wo man in dem Restaurant „Wassermühle“ das Mittagessen mit dem legendären Schopskasalat und verschiedenen Schweinefleischspießen ausrichtete. Das Tagesziel lag allerdings in Richtung Sofia 75 km außerhalb von Blagoevgrad, und hieß Hotel Belchinski in Belchin. Ein top ausgestalteter Hotelkomplex in gepflegter Lage mit einem sehr schönen SPA und Wellness-Bereich inklusive Mineralwasser in allen Becken. Am Fuße des Rila-Gebirges, etwa 1 Autostunde von Sofia entfernt, bietet diese großzügige Wellness-Anlage für groß und klein beste Erholung- und Freizeitmöglichkeiten für einen Wochenendtrip. Das Thermalwasser sprudelt in allen Pools und wird mit unterschiedlichen Temperaturen gespeist. Von 37° bis 41 °C ist das warme Mineralwasser gut für die Behandlung von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, von Haut-und Gelenkerkrankungen und auch Entzündungen des Nervensystems, um nur einige zu nennen. Für uns war die ausgiebige Nutzung der Thermalwässer von großer Bedeutung, zumal wir am 5. Tag noch einige Sehenswürdigkeiten in Sofia besuchen und einen Kurztrip ins Vitoscha Gebirge unternehmen wollten.
Nationalhistorisches Museum
Die Autofahrt dauerte wieder 1 Stunde und schon standen wir vor der Tür des Nationalhistorischen Museums, einem südlichen Vorort von Sofia. Dieses Museum ist im ehemaligen Präsidentenpalast untergebracht und zeigt Ausstellungsstücke von der Frühgeschichte bis zur Gegenwart. Es ist stolz auf seine Sammlung des ältesten Goldschatzes der Welt.
Diese Kleinode stammen noch aus der Zeit der Thraker, ein 2400 Jahre alter Schatz mit über 15.000 Goldobjekten. Wir erfahren in dem musealen Gebäude die Geschichte einer Bauersfrau, die 2003 von ihrem Mann eine goldene Kette bekommen hat, die er für sie aus auf seinem Feld herumliegenden Goldstückchen zusammengesetzt hatte. Genau wie die Thrakerfrauen hatte sie sich immer besonders sicher gefühlt, wenn sie ihren Goldschmuck trug.
Boyana Kirche
Der Schatz der Boyana Kirche, der am äußersten Rande Sofias gelegen ist, sind die wundervollen Fresken aus dem Mittelalter, die als zweite Schicht über frühere Malereien gezeichnet wurden und zur Liste des Weltkulturerbes der UNESCO gehören.
Die Kirche besteht aus drei Gebäuden, die im 10., 13., und 19. Jahrhundert entstanden. 89 Szenen mit über 240 Figuren zieren heute Wände und Decken, die teilweise beschädigt sind. In der Kirchenvorhalle wird das Heiligenleben von St. Nikola, einer der Schutzheiligen der Kirche, in 18 Szenen dargestellt.
Das älteste erhaltene Porträt ist das von Ivan Rilski, der im Rila Kloster lebte. Um die Kirche herum befindet sich eine Reihe von Grabstätten. Bemerkenswert ist die schlichte Grablegung für die einstige Zarin Eleonore von Bulgarien.
Hotel Moreni
19 km weit weg von der Bojana Kirche erreicht man auf einer Höhe von 1780 m das Hotel Moreni mit einer wunderbaren Aussicht auf die Berge und den Nationalpark. Dieses Hotel ist eine beliebte Übernachtungsstätte am Fuße des Vitoscha Gebirges. Tscherni Wrack ist der höchste Berg und thront auf einer Höhe von 2290 Metern. Bis zur Sessellift Station sind es 750 m und man kann im Sommer herrlich wandern, vorbei an Wasserfällen und vielen Karstgestein-Felsen, Mountainbiken, Klettern und sogar Drachenfliegen.
Hotel Moreni Spa
Im Winter bieten sich Skilanglauf und Snowboarden an. Von Sofias Zentrum ist das Hotel 20 km entfernt und ein idealer Ort, um dem Großstadttrubel zu entfliehen und sich dort zu erholen.
Das heilsame SPA, die gemütlichen Zimmer, das leckere Essen und die komfortable Ausstattung tragen mit dazu bei. Während Kollegen einen Waldspaziergang machten, durfte ich meinen Körper durchkneten lassen, um für weitere Unternehmungen fit zu sein.
Zum Abendessen zauberte der Küchenmeister Ovcarska Salata (Hirtensalat, Oliven mit gemischtem Salat, Schafskäse und Schinken). Eine Paste aus Paprika, Auberginen und Tomaten oder nur aus Paprika und Tomaten wurde mit Brot gereicht. Als Hauptgerichte füllten Hackfleischröllchen Kebaptscheta und Gefüllte sowie Gegrillte Paprika den Magen. Ein Dessert passte nicht mehr hinein, dafür aber ein Gläschen Wein. So konnte man gut schlafen und den letzten Tag entspannt beginnen.
Sofia Abschiedsrundgang
Um 9:30 Uhr verließen wir das Hotel „Moreni“ und fuhren ins Zentrum Sofias zum Abschiedsrundgang. Auffällig ist die orthodoxe Kirche der 7 Heiligen, die als Moschee aus rotem Backstein mit weißer Einfassung errichtet, durch Erdbeben stark beschädigt und nach langer Zeit wieder als Kirche aufgebaut wurde. Eingebettet in einem idyllischen Park verströmt sie ein besonderes Flair.
Ebenso die bemalten Stromkästen, die abseits der populären Sehenswürdigkeiten in der coolen Streetart, die Stadt bunter und attraktiver machen.
Einer der beliebtesten Plätze Sofias ist der Slaveykov Platz. Seine Geschichte geht auf das frühe 16. Jahrhundert zurück und er wurde nach den bulgarischen Schriftstellern Petko und Pencho Slaveykov benannt, die als Skulptur auf einer Bank sitzend dargestellt, viele Besucher anziehen. Zahlreiche Buchläden haben sich heute dort angesiedelt.
Etwas später stoßen wir bei unserem Bummel auf den Vitoscha-Boulevard, Sofias bedeutendste Einkaufsstraße, die als Fußgängerzone zum entspannten Flanieren und Erholen in Cafes sowie Restaurants einlädt.Im Hintergrund entdeckt man die Nidelja Kathedrale, die 1925 das Ziel eines kommunistischen Anschlags war, bei dem 120 Menschen getötet und 500 weitere verletzt worden.
In der 12 Tsar Asen Straße gibt es ein Museum, namens Red flat, dass man unbedingt besuchen sollte. Für mich war es eines der interessantesten und unterschiedlichsten Museen, die ich je gesehen habe. Es war sehr erlebnisreich, eine Wohnung aus der kommunistischen Ära zu betreten und sich darin auf zu halten. Es fühlt sich wie eine Zeitmaschine an, die den Besucher in die 80iger Jahre zurückversetzt. Mit liebevoller Detailarbeit wurde die Wohnung mit allem Interieur, Möbeln, Fotos, Spielzeug etc. von dem Museumschef Valeri Gyurov und seinem Team aus der kommunistischen Zeit nachgestellt.
Im Audioguide wird alles sehr gut mit beeindruckenden Details in Englisch erklärt und es ist großartig, dass man alles, was sich in der 3-Raum Wohnung befindet, berühren und riechen kann. Man fühlt sich zu Hause, kann sich setzen, Musik von damals hören, sich Fotoalben und Bücher anschauen, Spielsachen in die Hand nehmen, Fernsehen, auf die Toilette gehen und wird mit Snacks und Erfrischungsgetränken aus der damaligen Zeit belohnt. Ein empfehlenswerter Besuch, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Weiter nördlich, neben der Heiligen Sophia-Statue, ist einer der Eingänge zur Metrostation Serdica und zur Unterführung des verglasten archäologischen Komplexes Serdica. Der Blick durch das spektakuläre Glasdach gibt museenartige Vitrinen frei, in denen sich neolithische Töpfe und römische Gefäße und Urnen befinden. Da die Römer die Stadt von den Griechen eroberten, fand man ab 2004 Ruinen eines Amphitheaters, das zu den größten im östlichen Teil des Römischen Reiches gehörte.
Die Kirche des Heiligen Georg, der nahegelegene Rundbau aus rotem Stein, gilt als das älteste Gebäude von Sofia und geht auf das 4. Jahrhundert und die Römer zurück. Bekannt sind die Fresken aus dem 12. bis14. Jahrhundert, die einst von den Osmanen übermalt wurden. Heute fungiert die Kirche als Museum und kann sich über Besuchermangel nicht beklagen.
Nach einer kleinen Stärkung konnten wir uns auch nicht über die kurze Entfernung zum Flughafen beklagen, denn in 20 Minuten erreichten wir das Terminal, um später den Rückflug nach Deutschland anzutreten.
Weitere Informationen bei:
https://bulgariatravel.org/de/
Text:
Peter Marquardt
Fotos: